Kapuzenerlebnisse als Kind

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#261 Beitrag von Besucher » Mo 12. Okt 2020, 09:42

cappuccino hat geschrieben:
So 11. Okt 2020, 20:01

Besucher, das mit den verpassten Chancen kenne ich nur zu gut. Interessant wäre, was passiert wäre, wenn Du nach der Schifffahrt Deine Kapuze wieder aufgesetzt hättest. Ob dann wohl der andere Junge auch gleich seine Kapuze wieder aufgesetzt hätte oder er vielleicht von seinen Eltern aufgefordert worden wäre?
Genau kann ich das natürlich nicht sagen. Er hätte sie von sich aus wohl nicht wieder aufgesetzt, aber wahrscheinlich hätten seine Eltern dann gesagt: "Er hat seine Kapuze wieder aufgesetzt. Setz du deine auch wieder auf!"
Das erinnert an eine Situation von der ich schon geschrieben hatte: Ich war als junger Erwachsener mit einer Familie spazieren. Es war nicht sehr kalt, aber kühl. So zog ich mir währenddessen die Kapuze meines wattierten Parkas über und band sie gut zu. Da meinte der Vater zu seinem Jungen: "Er hat seine Kapuze aufgesetzt, dann setz du deine auch auf!"
Ähnlich war es nach einem Hallenbadbesuch von mir in jungen Jahren, bei dem ein Freund von mir dabei war. Die Aufforderung meiner Mutter, die Kapuze aufzusetzen, galt nicht nur mir, sondern auch ihm.

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#262 Beitrag von Besucher » Sa 24. Apr 2021, 16:43

cappuccino hat geschrieben:
Sa 17. Nov 2018, 23:02
Mir ist kürzlich auch noch etwas von früher eingefallen. Ich war mit meiner Mutter und einem Cousin unterwegs, ich trug eine Mütze und er seine Kapuze. Ich konnte meine Klappe nicht halten und habe irgendeinen blöden Kommentar darüber gemacht. Woraufhin meine Mutter sagte: "Du hast auch eine Kapuze, setzt die doch mal auf!" - "Ich habe doch meine Mütze auf" - "und über die ziehst du jetzt Deine Kapuze" und zwar in einem Ton der klar machte, dass es besser war jetzt nicht darüber zu diskutieren. Mein Cousin hat sich einen gegrinst, das weiß ich noch!
Mit ist in Verbindung mit einem Ereignis aus meiner Kindheit etwas eingefallen, wie es auch laufen könnte, und da musste ich an diesen Beitrag denken. Ich war ohne meine Eltern mit Bekannten zu einem Zoobesuch. Eigentlich total unüblich gab mir meine Mutter einen Mantel zum anziehen und auch keine Mütze (normal wäre gewesen: Anorak und Pudelmütze). Im Lauf des Tages wurde es kälter und die Mutter eines Jungen, der dabei war, sagte zu ihm, er solle mir seine Mütze geben und müsse dann dafür seine Kapuze aufsetzen. Das hat er sogar gern gemacht. Aber ich glaube, das wäre nicht bei allen so gewesen. Bei all dem was hier schon geschrieben wurde, wäre es wohl für manche hart gewesen: Von der Kapuze verschont, dann die Mütze jemand abgeben und nun doch (noch dazu als Einziger) die Kapuze aufsetzen müssen und vielleicht noch vor allen anderen zugebunden bekommen.
(Letzteres war ja noch früher bei mir mal der Fall: Bei einem Ausflug mit einer befreundeten Familie bei der noch zwei andere Kinder und eine Jugendliche dabei waren, war ich der Einzige, dem die Mutter im Lauf des Tages dann die Kapuze über die Pudelmütze gezogen und zugebunden hat.)

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#263 Beitrag von Besucher » Do 3. Jun 2021, 15:02

JeansParka hat geschrieben:
Mi 21. Aug 2019, 13:04
Es war nach einem Imbißbesuch und mit ihren Großeltern. Sie sollte vor dem Verlassen die Kapuze über die Mütze aufsetzen und zubinden. Sie zeterte dagegen, wendete sich ab und die Großeltern redeten gut zu. Es war wirklich kalt draussen, aber letzlich konnten sich die Großeltern nicht dazu durchringen sich mit der Macht des Stärkeren durchzusetzen. Gefühlt dauerte die "Diskussion" eine Ewigkeit und schließlich gab es den Kompromiss, dass das Mädchen die Kapuze nicht aufsetzen brauchte, sie sich aber zubinden ließ damit der Hals geschützt war und der Anorak vorne eng anlag und hinten die Kapuze den Nacken bis zur Mütze abdeckte. Beide Seiten waren dann sehr erleichtert.

Aufgefallen ist mir dann allgemein noch eines. Es gab doch einige wenige Kinder, die es mochten die Kapuze aufzusetzen und auch zuzubinden oder sich zubinden liessen und ihre Eltern sogar drum baten. Da war es dann meist so, dass sie die Kapuze wirklich eng zugebunden haben wollten bzw sich selbst stramm zugebunden haben.

Eine Beobachtung zum gerne zubinden fällt mir noch ein. Es war auf dem Schiff bei einem unserer Nordseeurlaube und recht windig. Ich selbst hatte (musste) meine Kapuze längst auf und zugebunden, da kam eine Familie mit zwei Mädchen auf das Deck. Beide liessen sich dann von der Mutter ihre Nylonregenjacken geben und die eine zog ihn sofort über und ließ die Kapuze unten. Das jüngere Mädchen hatte einen als Schlupfwindbreaker und fragte ihre Mutter, ob sie beim Überziehen helfen könnte, was diese auch tat. Die Kapuze saß zunächst auf dem Kopf und das Mädchen wünschte sich, dass die Mutter diese zubindet. Die Mutter setzte ihr die Kapuze ab, um dann mit den Bänzeln eine Schleife zu binden. So setzten sich die Mädels den Wind aus und während die ältere überhaupt keine Anstalten machte die Kapuze aufzusetzen war die jüngere mit der Schlupfjacke genervt, dass sie Kapuze im Nacken gegen den Kopf wehte. Vielleicht merkte sie auch, dass sie gar nicht auf dem Kopf war. Jedenfalls versuchte sie sich die Kapuze über den Kopf zu ziehen was natürlich misslang, denn die Kapuzenöffnung war so zugebunden zu eng für ihren Kopf. Nach etwa drei Versuchen bemerkte sie, dass die Kapuze vorne gebunden war. Da öffnete sie die Schleife, zog sich die Kapuze über den Kopf und hat diese dann selbst ganz eng verschnürt und wirkte zufrieden. So blieb es bei den Schwestern die ganze Fahrt, eine mit Kapuze eng zugebunden, die andere die Kapuze im Rücken und von den Eltern kam nichts, beides war in Ordnung und für die Mädchen auch. Es war eher so, als wenn eher für das Kapuze tragen (und zubinden) gekämpft werden musste als dagegen.
Beim Stöbern in den alten Beiträgen bin ich nochmal auf diesen hier gestoßen und es wurden wieder alte Erinnerungen wach:
Die vehemente Weigerung des Mädchens, die Kapuze über die Mütze zu ziehen ist schon verwunderlich. Ich kann ja verstehen, dass jemand die Kapuze nicht mag, z. B. weil sie zu sehr in die Augen geht oder eben der Optik wegen. Aber eine Kapuze über der Mütze spürt man so gut wie nicht - außer eben, dass man es wärmer hat und der Wind nicht durch die Mütze kommt. Gegen die Optik bei der Kapuze über der Mütze kann man wohl auch nichts sagen. Noch dazu war sie nicht unter Ihresgleichen sondern wohl mehr in der Anonymität.
Aber wie auch immer - das Zubinden der nicht aufgesetzten Kapuze erinnert mich an einen Jugendfreund. Er hatte mit dem Aufsetzen der Kapuze keine Probleme. Wenn er seinen Parka an hatte, hatte er meistens die Kapuze auf. Bei seinem Anorak war das seltener, aber er hatte sie immer zugebunden. Das ging schon automatisch: Reißverschluss hoch und gleich die Kapuzenkordel zugezogen, verknotet und eine Schleife gemacht. Das hatte meine Mutter bei mir nie gemacht oder vorgeschlagen. Die wurde vor dem Zubinden immer aufgesetzt - blanco oder über der Mütze.
Den Schutz des Halses bis zur Mütze hatte ich ja - wie schon mal beschrieben - (leider nur einmal) als Aufhänger zum Überziehen der Kapuze benutzt, als die Mütze noch Priorität hatte. Das war damals noch die versteckte Kapuze. Als ich mich vor den Augen meiner Mutter für eine Radtour mit einem Freund fertig machte - angesagt war wie üblich: Anorak und Pudelmütze - sagte ich sinngemäß: "Damit das hinten nicht so in den Hals zieht, ziehe ich mal die Kapuze über." Noch bevor meine Mutter evtl. mit dem Vorschlag, einen Schal zu nehmen, kommen konnte, hatte ich schon nach hinten gegriffen, die Kapuze schnell rausgeholt, über die Mütze gezogen und fest zugebunden. Das habe ich dann genossen.
Dass manche um das Aufsetzen der Kapuze bitten, hatte ich auch einmal miterlebt. Eine Familie hatte gerade viel Besuch. Die beiden kleinen Mädchen wollten raus und baten einen älteren Bekannten, ihnen die Kapuze aufzusetzen und fest zuzubinden. - Schade, dass sie nicht mich darum gebeten haben.
Was die Schilderung auf dem Schiff betrifft - das eine Mädchen mit Kapuze, das andere ohne - erinnert mich an eine kleine Wanderung in meinen frühen Jugendjahren mit einer befreundeten Familie, bei der meine Mutter nicht teilgenommen hat. Da war ein Junge, seine Eltern und ich. Wir alle hatten Anoraks an, aber es war nicht sehr kalt; folglich hatten wir nichts auf dem Kopf, außer - glaube ich - der Vater seinen Hut. Was ich genau gesagt hatte, weiß ich nicht mehr; auf jeden Fall meinte dann der Vater, dass es wohl für mich besser sei, die Kapuze aufzusetzen. Die Mutter hat sie mir gleich gut zugebunden. Der andere Junge ließ seine Kapuze unten und wurde von seinen Eltern auch nicht aufgefordert, sie aufzusetzen. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass andere Kinder, die uns begegneten, ihre Kapuzen auf hatten. Somit war ich der einzige weit und breit, der eine gut sichtbar zugeschnürte Kapuze auf dem Kopf hatte.

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#264 Beitrag von Besucher » Do 3. Jun 2021, 15:09

Manche Kommentare beziehen sich darauf - wie es damals war und heute ist . Vielleicht nehmen heute die Kinder die Kapuze eher an als damals und damals waren möglicherweise die Erwachsenen mehr kapuzenorientiert, was die Kinder betrafen. Was den letzteren Punkt betrifft, so erinnere ich mich noch an drei Sachen relativ gut: Ich hatte in meiner frühen Kindheit einen plüschgefütterte Anorak von Bekannten bekommen. Als wir diese einmal besuchten, meinte die Frau: "Da war doch eine Kapuze dran." Tatsächlich hatten wir ihn aber ohne Kapuze bekommen - leider. Aber es fiel auf, dass ich eine Pudelmütze auf hatte und nicht die - nicht vorhandene - Kapuze. Als ich meinen Steppanorak von Bekannten erhielt, dessen Sohn rausgewachsen war, zog sie ihn mir gleich an und setzte mir dabei auch die Kapuze auf. So stellte sie mich meiner Mutter vor. Bei einer anderen Gelegenheit sollte ich schnell etwas einkaufen. Meine Ersatzoma kannte mich eigentlich hauptsächlich mit Anorak und Pudelmütze - so, wie das damals Standard war. Als ich los wollte kam die Anweisung: "Anorak an! Kapuze auf!" Dann - allerdings mit zeitlichem Abstand - als ich die Mutter meiner Freunde nach einer Mütze fragte, weil ich ausnahmsweise in einer Windjacke ohne Kapuze gekommen bin und es doch kalt war, gab sie mir keine Mütze, obwohl sie eine hatte, sondern lieh mir einen wattierten Parka, dessen Kapuze ich dann aufsetzen sollte. Ihr Motto war: Zum Radfahren immer die Kapuze!

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#265 Beitrag von Besucher » Mi 9. Jun 2021, 07:52

Weil ich nochmal über das Mädchen mit der vehementen Weigerung, die Kapuze aufzusetzen, nachdachte, hatte ich überlegt, was mir aus meiner Kindheit zu den Empfindungen der Kinder zur Kapuze einfällt. Etliche Beiträge hier beschreiben ja eine deutliche Abneigung zum Aufsetzen der Kapuze in frühen Jahren. Das ist nachvollziehbar, aber tatsächlich wüsste ich nicht, dass ich so etwas jemals selbst beobachtet hätte. Auch nicht in abgemildeter Form. Ich kann mich an keinen erinnern, der gejammert hat, als ihm die Kapuze aufgesetzt und zugebunden wurde. Wie schon mal beschrieben, als ein kleiner Junge aufgefordert wurde, eine Kapuze aufzusetzen, sagte er, dass ich ja auch keine auf hätte. Dann hieß es: "Setz du auch deine Kapuze auf!", und nachdem ich das getan hatte, folgte er meinem Beispiel und alles war in Ruhe erledigt. Dunkel erinnere ich mich auch noch daran, dass ich, als ich schon älter war, jüngeren empfohlen hatte, als es kühl wurde, ihre Kapuze aufzusetzen. Ich glaube bei zweien. Das war kein Problem. Die haben das auch gleich ohne Murren gemacht.

Das, woran ich mich erinnere, ist in manchen Fällen eine gewisse Scham. Im Winter sind mein Spielkamerad und ich im Alter von 8 oder 9 Jahren im Schnee auf den Felder mit den Skiern herumgerutscht. Wenn wir weit genug weg waren, haben wir unsere Kapuzen über die Mütze gezogen und fest zugeschnürt. Als es dann wieder zurück ging, haben wir sie rechtzeitig abgesetzt, damit das niemand sieht. Dabei machte es mir aber nichts aus, wenn mir meine Mutter für den Schulweg die Kapuze über die Mütze zog. So bin ich auch zur Schule gegangen und habe sie erst dort wieder mit dem Ausziehen abgesetzt. Für den Rückweg habe ich mir die Kapuze aber nicht über die Mütze gezogen. Ich hatte auch keine Anweisung. Sonst hätte ich es gemacht. Es hat mir auch nichts ausgemacht, wenn mir meine Mutter im Beisein anderer die Kapuze über die Mütze zog und zugebunden hat; auch dann nicht, wenn andere Kinder, die dabei waren, ihre Kapuzen nicht aufsetzen brauchten und ich als Einziger so eingepackt war.

Oder, um nochmal auf die ganz oben genannte Aufforderung der Eltern des anderen Jungen zurückzukommen, meine Kapuze aufzusetzen. Das habe ich natürlich gleich gemacht, aber mich auf dem Schiff, auf dem wir waren so hingestellt, dass mich meine Mutter nicht sehen würde, wenn sie zufällig mit dem Auto auf der Straße vorbeifährt, wobei sie ja gar nicht wusste, dass wir eine Schifffahrt geplant hatten. - Total blöd. Aber es war überhaupt kein Problem für mich, wenn sie mir die Kapuze aufsetzte und zuschnürte oder mich dazu aufforderte.

Da passt genau ins Bild, wie es bei mir ungefähr im Alter von 8 Jahren war. Ich war bei einem Nachbarjungen zum Spielen. Wir hatten unsere Anoraks an, aber nichts auf dem Kopf. Die Mutter meines Spielkameraden kam dann raus und setzte ihm die Kapuze auf und band sie zu. Er mochte das auch. Bei mir hat sie nichts gemacht. Einerseits hätte ich mir es gewünscht, aber meine Mutter konnte vom Fenster aus leicht in den Garten schauen, in dem wir waren. Das wäre dann total belastend für mich gewesen und so war ich froh, dass sie sie mir nicht aufgesetzt hat. Ganz anders war es, als ich bei einem anderen Spielkameraden war - weiter weg von zuhause. Ich hatte keinen Anorak an, aber als es windig wurde gab es zwei Möglichkeiten: Reingehen oder anziehen. Ich entschied mich für's Anziehen. Seine Mutter steckte mich dann in einen alten Anorak von ihm, setzte mir gleich die Kapuze auf, zog den Reißverschluss hoch und band die Kapuze gut zu. Das habe ich dann genossen. Ich war ja weiter weg von zuhause.

Dazu passt auch, wie schon mal beschrieben, dass eine Jugendliche - ich war damals noch viel jünger - sich von meiner Mutter einen Anorak ausleihen durfte. Sie war aber nicht anwesend. Die Jugendliche hatte die versteckte Kapuze entdeckt und sagte, so wie ich es noch in Erinnerugn habe: "Da ist eine Kapuze! Die setz ich auf." Dann hat sie sie wieder weggesteckt und mir gesagt: "Aber nicht sagen, dass ich sie gefunden habe." Ich vermute, das war die Scheu vor ihren Eltern. Und das erinnert mich wieder an mich. Bevor es bei mir in die Richtung ging Umstellung von Mütze auf Kapuze hatte ich in Gegenwart meiner Mutter die Kapuze nur dann selbständig aufgesetzt, wenn es geregnet hat - sonst nicht. Dann war ich einmal für ein paar Tage bei Bekannten - ohne meine Mutter. Da habe ich dann, als es kühl wurde - wenn auch nicht dramatisch - von selbst einfach meine Anorakkapuze aufgesetzt und sie auch im Auto aufbehalten. Darüber wurde auch nicht gesprochen. Das war einfach normal. Bei mir zuhause dann nicht mehr.

cappuccino
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#266 Beitrag von cappuccino » Mi 16. Jun 2021, 18:50

Hallo Besucher,

schöne Erinnerungen die Du da bei mir weckst. Eine komplette Kapuzenverweigerung war selten, man gemacht hat, was die Eltern oder allgemein Erwachsene gesagt haben. Gerade bei schlechten Wetter war ja klar, dass was auf dem Kopf muss. Das mit der Scham glaube ich gerne, kann mich auch noch an Szenen wie die von Dir beschreibene erinnern. Mit genügend "Sicherheitsabstand" wurden die Kapuzen aufgesetzt. Sobald einer begann, haben noch ein paar andere mitgemacht (meine war dann auch immer aufgesetzt).

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#267 Beitrag von Besucher » Do 17. Jun 2021, 23:01

Lax hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 00:14
Hallo Jeansparka,

Ich glaube das war bei vielen von uns ähnlich. In den 80.ern gab es nur selten Widerspruch wenn die Mutter was gesagt hat. heute ist das ja ganz anders. ich habe damals natürlich nicht immer Kapuzen getragen, zumal mir das damals total peinlich war. Wenn es draußen geregnet hat gab es gelbe Gummistiefel und den Friesennerz. Ich wollte mich dann gerne schnell verdrücken, aber meine Mutter stand schneller hinter mir und setzte mir meistens noch in der Wohnung die Kapuze auf. Natürlich wurden die Kordeln zu gezogen und eine Schleife bzw ein Knoten gemacht. So habe ich dann das haus verlassen. Die Kapuze selber ab zusetzen habe ich mich nicht getraut. Dann behielt ich die auf, bis ich rein musste.
Ja, es gab ja auch Pudelmützen, davon hatte ich zwei. Blöd fand ich es nur wenn da drüber die Kapuze gezogen wurde. da sah die Kapuze oben so unförmig aus und sie spannte so blöde. Bis meine Mutter da auf die Schlupfmützen stieß. Die passten besser drunter, sahen aber doof aus, fand ich. Aber gefragt wurden wir damals doch nie, es gab nur Ansagen, die wir meistens befolgten.
Im Herbst oder Winter nach dem Schwimmen war bei uns Kapuzenzwang. Ich hatte damals eine grüne Daunenjacke mit dicker Kapuze und Kordel. Die waren damals ja noch normal. da gab es die festen Föhns an der wand nach dem Umziehen. Spätestens da wurde mir die Jacke angezogen, Mütze auf und die Kapuze zugebunden. Und wer das schon mitgemacht hat, weiß wie schwül warm es da im Umkleidebereich des Schwimmbades war. Neben der Daunenjacke hatte ich noch einen dunkelblauen sehr steifen Snorkelparka. Der war zum Schwimmen Mamas erste Wahl wenn es etwas kälter wurde. Den haste ich wirklich. das Material war hart und steif. Wenn man dann die Kapuze aufgesetzt bekam mit diesem Snorkel, der Parka war lang, aber der Snorkel war nicht ganz so lang wie sie heute bei Parkasite sind aber der Snorkel war recht eng in Durchmesser.
kent noch jemand diese Snorkelparka aus den end 70gern oder Anfang der 80ger?


Lax
Beim Stöbern in den alten Beiträgen bin ich auf diesen gestoßen und dachte dann an viele Parallelen. Es war schon so, dass ich das machte, was meine Mutter oder andere aufsichtsführende Personen mir sagten. Das machte ich auch ohne Murren, aber mir machte es auch nichts aus.
Genauso wurde auch ich bei Regen schon in der Wohnung regenfest gemacht. Meine Sache war es, den Anorak anzuziehen, die Kapuze aufzusetzen und zuzubinden. Der Part meiner Mutter war, mich in das Regencape zu hüllen, die Kapuze überzuziehen und zuzuschnüren. Bei Wanderungen kam das Regencape mit und wurde mir bei Regen genauso übergezogen.
Was die Pudelmütze betrifft, so gab es bei mir keine Probleme wenn die Kapuze drüber kam. Alles passte; nichts drückte. Als mir die Pudelmütze zu klein wurde, bekam ich eine Skimütze. Diese konnte ich als Pudelmütze tragen oder herunterziehen, so dass nur noch das Gesicht frei war - ähnlich wie bei einer Schlupfmütze. Letzteres sah auch nach meinen Empfindungen "doof" aus. Allerdings war das kein Problem, weil bei der heruntergezogenen Mütze immer die Kapuze meines Anoraks oder Parkas drüber kam.
In Bezug auf die Kapuze nach dem Hallenbadbesuch hat meine Mutter die Aufsetzpflicht nicht direkt kommuniziert. Wahrscheinlich war das so, dass ich damals ohnehin meistens die Mütze auf hatte. Doch an zwei Begebenheiten kann ich mich noch genau erinnern. Als mich ein Schulfreund zum Hallenbadbesuch abholte, sah uns meine Mutter noch im Hof, als wir mit den Räder gerade wegfahren wollten. Es war noch nicht die Zeit, in der ich generell die Pudelmütze aufsetzen musste. Meine Mutter sah uns und sagte: "Du hast keine Mütze auf. Setzt auf dem Heimweg auf jeden Fall eure Kapuzen auf!" Und als ich einmal nach dem Schwimmunterricht von der Schule raus kam und meine Mutter mich ausnahmsweise mit dem Auto abholte sah sie meine feuchten Haare und sagte: "Setz SOFORT deine Kapuze auf! Mach sie gut zu!" Es war nicht direkt kalt, denn sonst hätte ich ja eine Mütze gehabt.
Das erinnert mich an ein Gespräch von Kindern, das ich einmal im August durch die Umkleidekabinen hörte: "Mama hat gesagt, ich soll die Kapuze aufsetzen, auch wenn es nicht regnet." Es war abends und etwas kühl, aber durchaus nicht kalt.
In einem Buch hatte ich einmal gelesen, wie es einem Kind/Jugendlichen unangenehm war, nach dem Frisörbesuch von seinen Kameraden gesehen zu werden. Deshalb setzte er sich schnell die Kapuze auf. Die fragten dann, ob er im Hallenbad war.
In einem Beitrag - nicht in diesem Forum - hatte ich einmal gelesen, wie sich ein Junge beklagte, dass er nach dem Hallenbadbesuch immer seine Kapuze auf dem Kopf haben musste. Er hat mehrmals die Mütze ins Gespräch gebracht, aber seine Mutter ließ sich nicht erweichen. Nach dem Hallenbadbesuch gehört, wie sie meinte, immer die Kapuze auf den Kopf und nichts anderes. Sie hat sie ihm dann auch im Vorraum eigenhändig aufgesetzt und zugeschnürt. - Mir hätte das nichts ausgemacht. Ganz im Gegenteil.

JeansParka
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#268 Beitrag von JeansParka » Mi 1. Sep 2021, 13:00

cappuccino hat geschrieben:
Mi 16. Jun 2021, 18:50
Hallo Besucher,

schöne Erinnerungen die Du da bei mir weckst. Eine komplette Kapuzenverweigerung war selten, man gemacht hat, was die Eltern oder allgemein Erwachsene gesagt haben. Gerade bei schlechten Wetter war ja klar, dass was auf dem Kopf muss. Das mit der Scham glaube ich gerne, kann mich auch noch an Szenen wie die von Dir beschreibene erinnern. Mit genügend "Sicherheitsabstand" wurden die Kapuzen aufgesetzt. Sobald einer begann, haben noch ein paar andere mitgemacht (meine war dann auch immer aufgesetzt).
Bei mir war es tatsächlich so, dass ich in meinen ersten Kapuzenerinnerungen - so mit 4 oder 5 - es überhaupt nicht mochte, wenn mir meine Mutter die Kapuze aufsetzte und hatte das anfangs auch deutlich gezeigt und erfolglos versucht zu verweigern. Das führte aber ja nur dazu, dass mir dann die Kapuze immer zugebunden wurde, was ich noch unangenehmer fand so dann Stunden draußen gefühlt gefangen zu sein. Aus dem aktiven Widerstand wurde dann bestenfalls ein zaghaftes "ich brauch keine Kapuze" oder ein "nicht zubinden" was mit Hinweis auf meine anfänglich versuchte Verweigerung natürlich erfolglos blieb. Und so ließ ich das dann besonders wenn andere dabei waren einfach über mich ergehen. Im laufe der Zeit mochte ich dann immer mehr die Kapuze tragen und gerne auch eng zugebunden als Tragegefühl. Dafür kam dann aber auch eine Scham dazu, mit Kapuze oben gesehen zu werden, noch schlimmer mit zugebundener Kapuze oder auch wenn ich so vor anderen verpackt wurde. Gleichzeitig durfte meine Mutter nicht erfahren, dass ich die Kapuze eigentlich gerne so trug und mein anfänglicher Widerstand "falsch" war. Die Scham war eher gering wenn es "objektiv" klar war, dass die Kapuze zu tragen war und auch zuzubinden war wie auf dem Fahrrad bei Kälte oder Regen und ich mich darauf verlassen konnte, dass viele Kinder so angezogen sind. Schwieriger, und das war dann ein Gefühl, dass ich bis heute nicht vergessen kann, war es wenn die objektiven Bedingungen eben nicht so klar waren oder meine persönlichen Bedingungen dazu führten, dass meine Mutter meinte, dass ich die Kapuze aufsetzen und "schön zumachen" soll bzw. es dann gleich selbst erledigte. Denn objektiv hin oder her, am Ende zählte die subjektive Bewertung meiner Mutter. Aber dieses Gefühl, zum einen gerne mich in die Kapuze zu kuscheln, und diese sich dann angenehm eng beim zuschnüren auf den Kopf anlegt habe ich dann wirklich geliebt, andererseits war ich sehr damit beschäftigt, dass meine Mutter das nicht mitbekam, das war eine Form meiner Scham und die zweite kam dann auch immer hoch, nämlich dieses Bewusstsein, dass ich so dann ja lange draußen bin - absetzen oder öffnen war ja verboten - und Menschen (Erwachsene oder auch Kinder ggf. Spielkameraden) treffen werden, die mich mustern würden und selbst keine Kapuze trugen. Und da meine Mutter immer in großer Sorge vor Erkältungen und Fieber war hatte ich oft das Vergnügen einer der wenigen, manchmal sogar der Einzige zu sein, der die Kapuze auf oder zugebunden hatte.....und wahrscheinlich sind auch von den persönlichen Empfindungen die Beobachtungen stark geprägt. Selten konnte ich wahrnehmen, dass ein Kind, wenn dann waren es meist Mädchen, die Kapuze uneingeschränkt gerne aufgesetzt und auch zugebunden hat. Nur bei einer Klassenkameradin in der Grundschule und bei einer später auf dem Gymnasium habe ich das gesehen. Ansonsten habe ich zumindest ein unangenehmes Gefühl bei den anderen Kindern geglaubt wahrzunehmen, wenn die Kapuze verschnürt wurde, sei es von den Eltern, sei es selbst, heute würde ich sagen eine gewisse Scham. Größeren Widerstand habe ich allerdings auch nicht so oft wahrgenommen. Die paar Male habe ich hier bereits beschrieben. Wahrscheinlich auch weil es zu der Zeit (fast) allen klar war, dass zu gehorchen war. In zwei fällen war der Widerstand ja auch bei den Großeltern, das eine mal relativ erfolgreich, aber einmal auf dem Schiff - ich glaube ich berichtete davon - da gab es erst recht kein Pardon und der Widerstand war eher ein zaghaftes betteln dem resolut die Luft genommen wurde.
Typisch war für mich eine Beobachtung, die mich damals in mein eigenes typisches Empfinden gebracht hatte. Es war Anfang der 80er Jahre und ich war um die zwanzig und als Zuschauer auf dem Sportplatz, Kreisliga oder so. Die Gästemannschaft wurde von ein paar Frauen (Spielerfrauen bzw. Freundinnen) begleitet, die zusammen standen. Dabei war auch ein Junge, ich sage mal so um die 8 Jahre alt. Es war wohl ende September, aber es wurde immer kühler und windiger, so dass seine Mutter meinte er solle die Kapuze über seine Mütze aufsetzen um besser gegen den Wind geschützt zu sein. Er wollte nicht so recht kam dann zu seiner Mutter und fügte sich, so dass sie ihm die Kapuze über die Mütze zog. Er trug einen dünnen Windbreaker in KwayArt aber noName. Als die Mutter die Bänzel anzog und die Kapuze zubinden wollte meinte er eher verschüchtert, dass das nicht sein muss, er behalte die Kapuze bestimmt auf. Und die Mutter war einverstanden. Aufgrund seiner Pudelmütze konnte die Kapuze auch nicht vom Kopf wehen. Gespannt beobachtete ich mehr diese Gruppe als das Fußballspiel und mir fiel dann doch auf, dass der Junge sich in dieser Gruppe Erwachsener als einziger mit Kapuze sich schämte. Während er vorher ein wenig sich immer mal von der Gruppe entfernte, blieb er jetzt immer in der Nähe der Mutter und im Kontakt dabei Übungen und Kopfverrenkungen, die für mich vor allem den Sinn hatten, dass die Kapuze irgendwie vom Kopf kam, was ohne Mütze mit Sicherheit passiert wäre.....und tatsächlich irgendwann als er glaubte, dass seine Mutter nicht so genau hinschaute half er mit den Händen schnell und geübt nach. Die erste Erleichterung verflog schnell, denn die Mutter sah natürlich, dass die Kapuze unten war und hatte eben auch gesehen, dass er nachgeholfen hatte und so forderte sie ihn auf zu ihr zu kommen, was er zunächst nich wollte und so tat als wenn er gar nicht bemerkt hatte, dass die Kapuze unten war. Aber die Mutter wies ihn erst streng zurecht "Du hast sie doch selbst abgesetzt!" und natürlich setzte ihm die Mutter die Kapuze wieder auf und nun folgte was folgen musste, die Kapuze wurde mit einer Schleife auf dem Kinn gesichert. Seine bitte darauf zu verzichten, "er behalte die Kapuze nun ganz bestimmt auf" ließ sie dann zwar zögern meinte dann aber. "Du hast sie abgesetzt und musst heute die Folgen merken" oder so ähnlich "vielleicht können wir Morgen wieder auf das zubinden verzichten" und ich hatte sogar das Gefühl, wenn nicht andere Frauen/Bekannte dabei gewesen wären, dann hätte sie auch heute verzichtet, ich glaube sogar dass ihre eigenen Eltern dabei waren und dass machte ihr das unmöglich. Der Junge zappelte die restliche Zeit des Spiels nun gar nicht mehr, er stand nur noch still da und mir schien es als wenn er sich schämte und am liebsten im Boden versunken wäre...klar war jedenfalls dass er sich so noch unwohler fühlte zum einen wegen der verschnürten Kapuze und zum anderen das alles vor den anderen Leuten, die er auch noch kannte, erleben zu dürfen oder müssen...vielleicht interpretiere ich aber auch nur meine typischen Gefühle für eine für mich auch erlebte typische Situation.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#269 Beitrag von Besucher » Do 2. Sep 2021, 07:34

Wie hier ja schon öfter erwähnt, war das Zubinden für manche belastend. Wenn ich zurückdenke, so war das für mich und andere gar kein Thema. Von einem Freund wusste ich, dass der die Kordel nicht so mochte, aber er machte nie Schwierigkeiten. Und ich habe die Kapuze genauso selbstverständlich zugebunden wie meine Schuhe. Wenn mir meine Mutter früher die Kapuze zugebunden hat - auch in Gegenwart anderer -, war das für mich völlig normal und überhauptnicht belastend. Auch nicht, als sie später in meiner Regenjacke und in meinem Windbreaker, den ich oft zum Fahrradfahren anhatte bzw. über den Anorak zog, die Kordel durch stramme eingenähte Gummis ersetzte, wodurch sicher war, dass die Kapuze immer oben blieb und fest anlag.

JeansParka
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#270 Beitrag von JeansParka » Do 2. Sep 2021, 14:59

Besonders unangenehm wo ich der einzige mit Kapuze war und ich mit Scham zu tun hatte, war als ich in der zweiten Klasse war. Es war wohl April und die Tage wurden wärmer. Ich war länger krank und gerade wieder genesen. Endlich durfte ich das erste mal wieder raus mit den anderen Kindern spielen. Ich zog mir meinen Anorak über und freute mich darauf bis meine Mutter mich erinnerte nach der Mütze auch die Kapuze aufzusetzen. Da wurde mir schon mulmig aber als sie die Kapuze auch zubinden wollte sagte ich dann doch, dass es bestimmt nicht so kalt wäre. Ein relativ scharfes "oh doch, es ist ziemlich kalt draussen" war die Folge und ich ließ mir die Kapuze brav zubinden in dem Glauben, dass es wirklich noch relativ kalt wäre. Draußen stellte ich dann fest, dass es eher milde war, aber vor allem, dass kein anderes Kind die Kapuze trug, nur einige wenige hatten eine Mütze auf, ich sag mal drei von zehn ungefähr. Irgend jemand meinte, dass es gar nicht so kalt wäre und ich meinte daraufhin stimmt, ich werde meine Mutter fragen, ob ich die Kapuze absetzen darf und war mir sicher, dass sie verstehen würde, dass es gar nicht so kalt wäre wie sie dachte. Also klingelte ich und als meine Mutter öffnete sagte ich vor Überzeugung, dass es gar nicht so kalt wäre und ob ich die Kapuze nicht absetzen dürfte. Mir fiel der Schock in die Glieder als sie sofort ablehnte, dass es doch nicht so warm ist wie ich denke. "Aber die anderen habe auch keine Kapuze auf!" warf ich optimistisch ein was dann nur zu einem resoluten "die anderen Kinder waren ja auch nicht krank" führte und so blieb die Kapuze schön zugebunden auf meinem Kopf. Und so verpackt musste ich wieder zu den anderen Kindern. Ich würde sagen, dass ich voller Schamgefühle war, als einziger den ganzen Nachmittag so draussen verbringen zu müssen. Das meine Intervention bei meiner Mutter gescheitert war interessierte die anderen zwar wenig was aber nichts an meinen Gemütszustand änderte. Ein bisschen half mir nur, dass eon etwas älteres Mädchen meinte, "schön, dass du auch wieder dabei bist". Aber meine Schamgefühle gingen nicht weg, sie wurden sogar noch dadurch verstärkt, dass es immer wärmer wurde und die Sonne sich mehr und mehr blicken ließ und mir wirklich dabei und dadurch auch durch das Toben zu warm wurde. Beim Schreiben fiel mir eben noch auf wie selbstverständlich es war, das ich mich nicht traute die Kapuze einfach abzusetzen sondern die Genehmigung der Mutter brauchte und als die ausblieb galt es das auszuhalten ohne Alternative....und ich glaube das ist es was sich eben bei mir auch danach immer unter die genussvollen Gefühle des Kapuze zugebunden tragens gemischt hat, eine gewisse Ohnmacht, Scham und aushalten....

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#271 Beitrag von Besucher » Fr 17. Sep 2021, 11:16

Zu obigem Eintrag von JeansParka wäre meinerseits zu sagen, dass meine Mutter nie so reagiert hätte. Sie war da immer sachlich und vernünftig. Sie konnte mich schon gut einpacken, aber eben nur dann, wenn es wirklich nötig war. Ging ich in der Übergangszeit mit der Mütze zur Schule und hatte sie beim Nachhausekommen in der Schultasche, war das völlig o.k. Genauso, wenn sie mir beim Weggehen die Kapuze über die Mütze zog und ich mittags mit abgesetzter Kapuze wieder nach Hause kam.
Aber was die Gefühle betrifft ist schon interessant, wie wechselhaftig das war. Es war kein Problem für mich, wenn sie mir vor anderen die Kapuze über die Mütze zog und zuschnürte. Wenn sie vor anderen sagte, ich soll die Kapuze aufsetzen, machte ich das sofort bereitwillig und schnürte sie gut zu. Zog sie mir wenn es besonders kalt war die Skimütze runter, so dass nur noch das Gesicht frei war und zog dann die Kapuze über die Mütze war das für mich überhauptkein Problem, aber gleich am Fahrradständer der Schule setzte ich die Kapuze ab und zog die Skimütze wieder hoch, so dass sie wie eine normale Pudelmütze aussah. Oder auch, wie schon wiederholt erwähnt, wenn die Mutter meiner Freunde auch bei humaner Temperatur wollte, dass ich meine Kapuze aufsetze habe ich das sofort und eigentlich auch gern gemacht und habe sie auch ohne Aufforderung fest zugebunden, aber es wäre mir unangenehm gewesen, wenn mich andere Bekannte so gesehen hätten.

MrGeorge
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#272 Beitrag von MrGeorge » Mo 20. Sep 2021, 12:43

Auch wenn es nur zum Teil ein Kapuzenerlebnis ist, fiel es mir bei der Schilderung von JeansParka wieder ein.

Ein Mädchen, ein Jahr jünger als ich, aus unserer Siedlung, wurde von uns Jungs damals als eine Art Maskottchen beim Fußballspielen und auch so mitgenommen. WIr waren noch in dem Alter, wo man sich gegenseitig für blöd hielt, aber bei ihr war das anders, denn sie machte alles mit, ohne deshalb burschikos zu wirken, im Gegenteil, sie war immer schmal, zierlich und - auf Wunsch ihrer Mutter - immer zu warm angezogen.

Anna durfte auch (bei Strafe) nix ausziehen, daher haben wir sie, wenn Not am "Mann" war, höchstens ins Tor gestellt, nicht weil sie mit dem Ball ungeschickt gewesen wäre, sondern weil sie beim leichtesten Wind schon einen Kapuzensweater trug, und als Feldspielerin durchs Laufen knallrot im Gesicht wurde, weil ihr viel zu warm wurde.

Wie sehr sie sonst am Körper geschwitzt haben mußte, konnten wir ja nicht sehen, denn wenn wir "abgehärteten" Jungs schon in kurzer Hose und höchstens Langarmshirt über die Wiese geflitzt sind, stand sie mit einem dunklen Jogginganzug im Tor, und nicht selten ihre Addidas Regenjacke drüber, bei BEIDEN Teilen die Kapuze aufgesetzt. Wir sahen höchstens den Rollkragen oder wenn die Hose etwas raufgerutscht ist, dass sie eine Woll-SH drunter trug.

Ich hab sie mal gefragt, warum sie sich nicht heimlich was auszog, wenn ihr doch sichtlich zu heiß war, doch sie meinte, wenn ihre Mutter vorbeikäme, und sie ging oft mal (angeblich) "nur so" spazieren, dann gäbe es nicht nur ein Donnerwetter daheim sondern Hausarrest und zwar in voller Outdoorkleidung, damit ich mich daran gewöhne.

Auf die Frage, warum ihre Mama das denn verlangen würde, meinte sie, sie sei als kleines Kind mal schwer krank gewesen, und alles begann mit einer eigentlich harmlosen Mittelohrentzündung. Doch sie war dann zu früh wieder draußen, und es war ein eher naßkalter April, worauf die Entzündung zurückkam, gefolgt von einer übergangenen (kalten) Lungenentzündung, die dann auch das Herz angegriffen hatte. Jedenfalls war sie am Ende im KH und es stand eine ZEitlang auf der Kippe, ob sie es schafft. Wie man sehen konnte, hatte sie es geschafft, und es ginge ihr auch total gut, aber ihre Mutter würde in der ständigen Angst leben, wieder eine Krankheit zu übersehen. Daher würde sie nicht nur - ihrer Meinung nach - viel zu warm gekleidet sein müssen, sondern eben auch Kapuzen tragen müssen, bei starkem Wind sogar Watte in den Ohren, um die zu schützen, dass das draußen total blöd wäre, weil sie wenig verstehen würde, war ihrer Mutter egal, denn sie bevorzugte eh, dass Anna daheim blieb, und sich nur im kleinen Garten aufhielt. Denn da hatte sie ihr Kind besser unter Kontrolle, und würde sehen, wenn Anna eine Kapuze abnahm, oder - Gott behüte - gar einen Pullover auszog oder auch nur eine Jacke aufmachte. Außerdem würde jeden Abend Fieber gemessen, auch wenn sie absolut keine Symptome hatte, und in eine Tabelle eingetragen. Dazu gab es Vitamintabletten und NIE was kaltes zu Trinken.

Erinnert hab ich mich deshalb an Anna, weil auch bei ihr galt, was du anhast, wenn du das Haus verläßt, bleibt an, bis du wieder daheim bist.
Das galt wohl nicht IN einem Haus (z.B. Schule), für Jacken oder Mäntel, und wohl auch nicht für die Handgestrickten Schlupfmützen, die sie im Winter trug - aber wenn sie am NM zum Spielen rauskam, war ihr Outfit "unabänderlich", da brauchte sie, wenn das Wetter plötzlich wärmer wurde, (zuerst Wolken dann Sonne) gar nicht erst zu fragen. Sie hat es ganz selten doch versucht, und ich hab die AW der Mutter mal mitbekommen, "wenn du genug hast, kannst du ja gern rein kommen, niemand zwingt dich, draußen rumzutoben, BIS dir zu warm wird" -
Dabei war es ihr das natürlich schon längst, wenn nicht sogar von Anfang an, doch das war kein Argument.

Dennoch hat Anna oft bei uns gefehlt, wegen Erkältungen - doch im Nachhinein weiß ich, dass ihre Mutter wohl nie bedacht hat, wie leicht man total verschwitzt durch die Verdunstungskälte unterkühlt. Das ist im Sommer kein echtes Problem, aber in Frühjahr und Herbst, wenn es schon kühler ist, und auch mehr Bakterien in der Luft sind (Ansteckung), dann kann ein durch leichte Unterkühlung geschwächter Körper sich auch leichter mal anstecken.

Sorry wegen der Textlänge, aber einmal wollte ich auch in meinen Erinnerung kramen, und die Mutter, gegen die man kein Argument hatte, hat das ausgelöst

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#273 Beitrag von Besucher » Do 23. Sep 2021, 13:08

Ganz anders als oben bei einem Freund aus meiner Kindheit. Die Kapuze war für seine Mutter wichtig. Mit hat sie auch mal meine zugebunden. Aber sie war liebevoll und vernünftig. Wenn das Wetter es erlaubte, musste er sie nicht unbedingt auf haben. Ich sehe ihn aber noch vor mir, wie er beim Anziehen automatisch die Kapuze aufsetzt ohne zu murren und ohne, dass er dazu aufgefordert wird. Das war für ihn so normal wie das Zuziehen des Reißverschlusses.

Mir ist auch noch etwas aus meiner frühen Kindheit eingefallen. Ich muss wohl 7 Jahre alt gewesen sein und hatte mein Regencape neu. Warum ich es dabei hatte, als ich zu einem Freund ging, weiß ich nicht mehr. Seine Mutter hatte mich gebeten, etwas für sie einzukaufen - Wegstrecke ca. 1 km. Ich weiß aber noch genau, dass ich sagte, dass ich sicherheitshalber mein Regencape mitnehme. Sie meinte, dass es ganz bestimmt nicht regnen wird. Ich ließ jedoch nicht locker und ging dann mit dem Regencape über meinem Arm los. - Leider hatte sie recht. Ich kam mit dem Regencape über dem Arm wieder an. Wie gern hätte ich es doch angehabt - zugeknöpft bis oben und mit aufgesetzter und fest zugebundener Kapuze.
Ähnlich enttäuschend war es, als ich mit Verwandten einen Spaziergang machte. Wir waren nicht weit weg, da meinten sie, es würde wohl nach Regen aussehen. Ich sagte, dass ich schnell nach Hause laufe und meinen Anorak und mein Regencape anziehe, aber leider entschlossen sie sich umzukehren.

Harald

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#274 Beitrag von Harald » Fr 24. Sep 2021, 17:18

Bei mir hätte auch ein Donnerwetter gegeben wenn ich etwas ohne Erlaubnis ausgezogen hätte !!

Ich durfte ja selbst in den Geschäften beim einkaufen weder die Schlupfmütze , noch die Skihandschuhe ( fast immer Fäustlinge ) ausziehen !!

Meistens bekam ich vor den Geschäften den 2. längeren wollschal über dem schneeanzug nochmal neu verknotet damit auch alles richtig fest saß !!

JeansParka
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#275 Beitrag von JeansParka » Mo 27. Sep 2021, 14:31

Ich glaube dieses warm anziehen und auch am Kopf warm bleiben hängt sehr damit zusammen, dass meine Mutter kurz vor dem Krieg in Pommern geboren wurde und tatsächlich mit 5 Geschwistern sehr viel Not in Form von Hunger aber auch von frieren gelitten hat. Die hatten damals nichts oder wenig vernünftiges zum anziehen. Und dieses Bestimmen, dass es so bleibt, also Kapuze oben und zugebunden hängt natürlich mit der Angst vor Krankheit - Sie war ja auch noch durch die Mangelernährung damals doppelt gefährdet - zusammen. Genährt davon, dass was Sie als angemessen und ich als zu warm empfand, ja meinen Widerstand auslöste und vor meinem ersten Anorak mit Kapuze hatte ich eine von ihr gestrickte Pudelmütze an die sie an der Seite Bänder gestrickt hatte um diese unter dem Kinn zuzubinden. Daran erinnere ich mich noch dunkel, ich vermute weil ich vorher auch schon gerne mir die Mütze vom Kopf gezogen habe. Als ich 3 oder 4 war hatte ich diese Mütze. Außerdem haben wir Kinder uns später (Grundschulzeit) gerne mal die Mützen vom Kopf gegenseitig geklaut bzw. gezogen und man musste sie dann zurückerobern. Als meine Mutter das mal beobachtete gab es ein richtiges Donnerwetter und die Kapuze wurde immer mehr favorisiert und zwar zugebunden. dadurch hatte sie eben eine bessere Kontrolle, dass ich warm blieb, denn weder ich noch andere kinder konnten sie so einfach abziehen (klauen) und im Winter die Mütze darunter auch nicht. Also ich glaube meine Mutter hatte Angst vor fiebrigen Krankheiten bei mir und wollte das unter Kontrolle haben und eine zugebundene Kapuze war da ziemlich sicher in Verbindung mit der klaren Ansage, dass die oben und zugebunden zu bleiben hat. Zum einen die Strafandrohung dahinter, aber zum anderen konnte ich bis ich zur Schule kam auch keine Schleife binden und hatte dann noch motorisch Schwierigkeiten diese da auf/unter dem Kinn so gut hinzukriegen wie meine Mutter. Und so konnte sie zusätzlich noch durch die Qualität bzw. den Sitz der Schleife kontrollieren, ob ich die Kapuze brav zugebunden aufbehielt und hatte damit alles unter Kontrolle. Noch einfacher war es natürlich mit 5 oder 6, Schleife aufziehen konnte ich nicht korrigieren und während ich später dann noch versuchen konnte zu sagen "die Schleife war so" so war das im frühen Alter klar, dass ich sie geöffnet hätte. Aber auch später kam ich nicht damit durch, denn meine Mutter wurde sehr energisch, dass ich nicht schwindeln solle wenn die Schleife nicht ihre war, so dass ich dann zugeben musste oder bestenfalls noch versuchen konnte zu sagen, dass sie irgendwie aufgegangen war. Aber das war auch ungünstig weil es gab ja die Doppelschleife. Mit anderen Worten, es ging mir wie die Anna, wenn auch nicht ganz so übertrieben warm gekleidet, ungehorsam verschlimmerte die Situation also fügte ich mich dann fast immer.

JeansParka
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#276 Beitrag von JeansParka » Mo 27. Sep 2021, 20:35

MrGeorge hat geschrieben:
Mo 20. Sep 2021, 12:43
Auch wenn es nur zum Teil ein Kapuzenerlebnis ist, fiel es mir bei der Schilderung von JeansParka wieder ein.

Ein Mädchen, ein Jahr jünger als ich, aus unserer Siedlung, wurde von uns Jungs damals als eine Art Maskottchen beim Fußballspielen und auch so mitgenommen. WIr waren noch in dem Alter, wo man sich gegenseitig für blöd hielt, aber bei ihr war das anders, denn sie machte alles mit, ohne deshalb burschikos zu wirken, im Gegenteil, sie war immer schmal, zierlich und - auf Wunsch ihrer Mutter - immer zu warm angezogen.

Anna durfte auch (bei Strafe) nix ausziehen, daher haben wir sie, wenn Not am "Mann" war, höchstens ins Tor gestellt, nicht weil sie mit dem Ball ungeschickt gewesen wäre, sondern weil sie beim leichtesten Wind schon einen Kapuzensweater trug, und als Feldspielerin durchs Laufen knallrot im Gesicht wurde, weil ihr viel zu warm wurde.

Wie sehr sie sonst am Körper geschwitzt haben mußte, konnten wir ja nicht sehen, denn wenn wir "abgehärteten" Jungs schon in kurzer Hose und höchstens Langarmshirt über die Wiese geflitzt sind, stand sie mit einem dunklen Jogginganzug im Tor, und nicht selten ihre Addidas Regenjacke drüber, bei BEIDEN Teilen die Kapuze aufgesetzt. Wir sahen höchstens den Rollkragen oder wenn die Hose etwas raufgerutscht ist, dass sie eine Woll-SH drunter trug.

Ich hab sie mal gefragt, warum sie sich nicht heimlich was auszog, wenn ihr doch sichtlich zu heiß war, doch sie meinte, wenn ihre Mutter vorbeikäme, und sie ging oft mal (angeblich) "nur so" spazieren, dann gäbe es nicht nur ein Donnerwetter daheim sondern Hausarrest und zwar in voller Outdoorkleidung, damit ich mich daran gewöhne.

Auf die Frage, warum ihre Mama das denn verlangen würde, meinte sie, sie sei als kleines Kind mal schwer krank gewesen, und alles begann mit einer eigentlich harmlosen Mittelohrentzündung. Doch sie war dann zu früh wieder draußen, und es war ein eher naßkalter April, worauf die Entzündung zurückkam, gefolgt von einer übergangenen (kalten) Lungenentzündung, die dann auch das Herz angegriffen hatte. Jedenfalls war sie am Ende im KH und es stand eine ZEitlang auf der Kippe, ob sie es schafft. Wie man sehen konnte, hatte sie es geschafft, und es ginge ihr auch total gut, aber ihre Mutter würde in der ständigen Angst leben, wieder eine Krankheit zu übersehen. Daher würde sie nicht nur - ihrer Meinung nach - viel zu warm gekleidet sein müssen, sondern eben auch Kapuzen tragen müssen, bei starkem Wind sogar Watte in den Ohren, um die zu schützen, dass das draußen total blöd wäre, weil sie wenig verstehen würde, war ihrer Mutter egal, denn sie bevorzugte eh, dass Anna daheim blieb, und sich nur im kleinen Garten aufhielt. Denn da hatte sie ihr Kind besser unter Kontrolle, und würde sehen, wenn Anna eine Kapuze abnahm, oder - Gott behüte - gar einen Pullover auszog oder auch nur eine Jacke aufmachte. Außerdem würde jeden Abend Fieber gemessen, auch wenn sie absolut keine Symptome hatte, und in eine Tabelle eingetragen. Dazu gab es Vitamintabletten und NIE was kaltes zu Trinken.

Erinnert hab ich mich deshalb an Anna, weil auch bei ihr galt, was du anhast, wenn du das Haus verläßt, bleibt an, bis du wieder daheim bist.
Das galt wohl nicht IN einem Haus (z.B. Schule), für Jacken oder Mäntel, und wohl auch nicht für die Handgestrickten Schlupfmützen, die sie im Winter trug - aber wenn sie am NM zum Spielen rauskam, war ihr Outfit "unabänderlich", da brauchte sie, wenn das Wetter plötzlich wärmer wurde, (zuerst Wolken dann Sonne) gar nicht erst zu fragen. Sie hat es ganz selten doch versucht, und ich hab die AW der Mutter mal mitbekommen, "wenn du genug hast, kannst du ja gern rein kommen, niemand zwingt dich, draußen rumzutoben, BIS dir zu warm wird" -
Dabei war es ihr das natürlich schon längst, wenn nicht sogar von Anfang an, doch das war kein Argument.

Dennoch hat Anna oft bei uns gefehlt, wegen Erkältungen - doch im Nachhinein weiß ich, dass ihre Mutter wohl nie bedacht hat, wie leicht man total verschwitzt durch die Verdunstungskälte unterkühlt. Das ist im Sommer kein echtes Problem, aber in Frühjahr und Herbst, wenn es schon kühler ist, und auch mehr Bakterien in der Luft sind (Ansteckung), dann kann ein durch leichte Unterkühlung geschwächter Körper sich auch leichter mal anstecken.

Sorry wegen der Textlänge, aber einmal wollte ich auch in meinen Erinnerung kramen, und die Mutter, gegen die man kein Argument hatte, hat das ausgelöst
Ich kann emotional schon gut nachvollziehen wie es der Anna erging, auch wenn meine Mutter mich nicht so übertrieben warm anzog. Meistens - außer nach meiner längeren Erkrankung - waren andere Kinder ähnlich angezogen. Ich häte das damals allerdings nicht so gut reflektieren können wie die Anna. Und anders als bei Anna sollte ich auch draußen spielen. Wir waren in unser Siedlung immer ganz viele Kinder, die sich dann draußen einfach trafen. Das war normal für die 70er Jahre. Und wenn dann Kapuzenzeit war, dann waren auch die anderen Kinder meist mit Mütze oder Kapuze oder bei Schnee auch beides gekleidet. Nur das ich zu den wenigen gehörte und manchmal sogar der einzige war, dem die Kapuze zugebunden wurde. Und es war auch bei einigen anderen so, dass sie nichts an ihrer kleidung (Mütze, Kapuze, Jacke öffnen) veränderten und einige taten es einfach und zogen den Anorak manchmal sogar aus. Ich kann aber nicht sagen, ob es ihnen erlaubt war oder nicht. Es war in der Gruppe dann einfach so, auch wenn ich mit zugeschnürter Kapuze dabei war, dann war so und normal, allerdings in mir trotzdem eine Achterbahnfahrt. Ich weiß, dass es wenn ich am Nachmittag dann rausgeschickt wurde, immer ein spannender Moment für mich war, was meine Mutter entschied und die Gefühle wenn sie entschied Kapuze auf kann ich gar nicht beschreiben, war ein Gefühlschaos, dass sich dann ins unermessliche steigerte wenn sie mir die Kapuze zugebunden hat....und die (An)spannung löste sich erst dann wenn ich mich mit anderen Kindern traf und die namen das als normal und gut war dann auch, dass der eine oder andere auch Kapuze trug und wenn sogar noch zugeschnürt, dann war alles in Butter. Im Winter war die Anspannung im Gegensatz zu Herbst und Frühling da wesentlich geringer und war eher eine Freude, denn eigentlich mochte ich ja die Kapuze zu tragen und immer mehr auch zugebunden zu tragen, sie saß dann einfach besser und rutschte nicht vor die Augen etc etc. und im Winter konnte ich mich darauf verlassen, dass jeder Mütze, Kapuze oder beides trug und dann auch viele zugebunden. Die Anna scheint da ja weniger Probleme mit ihrer Kleidung gehabt zu haben, jedenfalls zeigte sie sich lieber so als zuhause zu bleiben und sie konnte darüber sprechen und das hört sich eher so an wie das ist eben so, aber peinlich ist es mir nicht. Mir wäre es peinlich gewesen und war es ja manchmal auch und nichts zu verändern wurde einfach selbstverständlich, denn erstens wurde es beim erwischt werden unangenehm schlimmer, also wenn ich sagte, dass die Schleife von alleine aufgegangen ist, dann muss man eben eine Doppelschleife oder gar einen Knoten machen damit dass nicht wieder passiert. Aber da es mir immer unangenehm war wenn meine Mutter mir die Kapuze vor anderen Leuten insbesondere Spielkameraden zuschnürte, hatte ich auch eine gewisse Angst, dass sie mich auf "frischer Tat" ertappen würde und unter strenger Zurechtweisung vor meinen Spielkameraden mir dann die Kapuze wieder energisch und fest zubindet. Einzig wenn ich mit meiner Cousine spielte war die Kapuze für mich unproblematisch. Meine Tante, Schwester meiner Mutter, hatte die gleiche Einstellung und meine Cousine lebte wohl entspannt damit. Nur selten fragte sie mal, ob sie die Kapuze denn braucht und meist gab es ein klares, dass es wohl besser ist und bereitwillig ließ sie sich dann von meiner Tante die Kapuze aufsetzen und - allerdings viel liebevoller als meine Mutter - zubinden und entweder bekam ich dann von meiner Mutter die Kapuze zugebunden oder wenn sie nicht dabei war erledigte das wie selbstverständlich meine Tante mit einem Lächeln, so als wenn sie wusste, dass ich mich dagegen mal sehr gesträubt hatte. Das war dann nie ein Gefühlschaos, im Gegenteil, es fühlte sich gut an, nämlich die Kapuze schön eng zugebunden - im Winter mit Mütze darunter - zu tragen, so dass sie jede Bewegung mitmachte, wärmte und auch spürbar auf dem Kopf war und insbesondere dort wo die Kapuzenschnur verlief und eben mit jemand zusammen, wo ich mich drauf verlassen konnte gleich eingepackt zu werden und meine Cousine wirkte immer so, als wenn es normal und überhaupt kein Problem ist, eher so als wenn sie sich dadurch durch ihre Mutter behütet fühlt. Aber ob es wirklich so war, weiß ich nicht, denn als Kinder haben wir nie über die Kapuze und wie es für uns war oder so gesprochen. Jeder wusste und ging damit um, Mutter entschied und das war zu befolgen, ob schön oder peinlich machte jeder mit sich selbst aus. Das ging dann von wenigen, die zum Beispiel ihre Mutter baten die Kapuze zuzubinden (meist Mädchen), es selbst manchmal ohne Anweisung taten, manche gerne, manche in vorauseilendem Gehorsam um einer Anordnug vor anderen zu entgehen bis hin zu es als ist einfach so zu nehmen oder es über sich ergehen zu lassen oder eben auch bittenden oder aktiven Widerstand. Das habe ich aber eher bei fremden gesehen, ich glaube nie bei einem meiner Spielkamerden, da war höchstens mal ein bittendes muss das sein....Aber wie gesagt, wir haben nie darüber gesprochen und auch als Erwachsener spricht man nicht darüber, deshalb gibt es ja diesen Block, obwohl 70er, 80er Jahre Kapuze tragen, zubinden für ganz viele ein sichtbares Thema war und zwar oft mit Konflikten zu Muttern behaftet, die einfach die Kapuze zuband, oder das anordnete und dann wurde das gemacht und das war sichtbar. Insofern bewundere ich die Anna wie sie damit umgegangen ist....ach so wie selbstverständlich es dann wurde nichtz zu verändern zeigt folgendes Beispiel, dass ich bestimmt schon mal beschrieben habe. Ich musste zum Sport in die Nachbarstadt fahren (Fahrrad), denn viel kutschiert wurden wir damals nicht, ungefähr 7 Kilometer und es regnete richtig heftig. Ich war schon 14 oder 15 und viele Regeln waren längst nicht mehr von meiner Mutter bestimmt. Aber bei dem Wetter war klar und auch meine Entscheidung, Friesennerz an, Kapuze aufsetzen und ordentlich stramm zubinden, wie es auf dem Fahrrad nur richtig sein kann. Und doch war es mir etwas mulmig mir vor den Augen meiner Mutter die Kapuze einfach so ohne Anordnung - wozu auch - einfach fest zuzubinden....aber bereits nach wenigen Minuten ließ der Regen nach und hörte dann ganz auf, aber mir fiel gar nicht ein die Kapuze zu öffnen oder gar abzusetzen obwohl ich anfing zu schwitzen. Dann kam sogar die Sonne durch und ich schwitzte immer mehr. Obwohl der "Befehl" nichts zu verändern gar keine Rolle mehr spielte, kam ich nicht auf die Idee an der Kapuze etwas zu ändern. erst als mir ein Mädchen auch im Friesennerz auf dem Fahrrad entgegenkam, die die Kapuze abgesetzt hatte, kam mir diese Idee und ich setzte das auch gleich um...das muss so 1977 oder 78 gewesen sein!

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#277 Beitrag von Besucher » Mi 29. Sep 2021, 12:18

Zu Obigem kann ich aus meiner Erinnerung an die Kindheit sagen, dass das Zubinden der Kapuze kein Thema war: Sie wurde einfach zugebunden - genauso wie auch die Schuhe. Das hatte nichts Unangenehmes an sich - auch nicht, wenn andere dabei waren.
Die Kleidungssache wurde unter uns Kindern auch nicht thematisiert. Ich war für ein paar Tage bei einem Freund - also fernab von meiner Mutter. Wir machten eine Radtour, bei der noch ein anderer Junge mitkam. Ich wollte da einfach eine Kapuze aufsetzen, hatte aber nur eine Windjacke an. So schlug ich bei einer Rast seiner Mutter vor, ob ich nicht das Regencape anziehen könnte, das sie vorsichtshalber mitgenommen hatte, weil meine Jacke keine Kapuze hat. Das bekam ich dann, zog es mir über, setzte die Kapuze bei trockenem Wetter auf und band sie fest zu. Das wurde von den Jungs überhaupt nicht kommentiert.

MrGeorge
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#278 Beitrag von MrGeorge » Mi 29. Sep 2021, 21:21

Du vermutest das richtig "
Die Anna scheint da ja weniger Probleme mit ihrer Kleidung gehabt zu haben, jedenfalls zeigte sie sich lieber so als zuhause zu bleiben und sie konnte darüber sprechen und das hört sich eher so an wie das ist eben so, aber peinlich ist es mir nicht."
Meine Vermutung dazu ist, dass damals für Jungs das ungeschriebene Gesetz existierte, "wir sind hart, wir frieren nie", wodurch eine fürsorgliche Mutter, die einem dazu zwang, sich warm anzuziehen, um nicht krank zu werden, total peinlich war.

Für ein Mädchen hingegen war diese Fürsorge zwar auch manchmal lästig, weil eben zu warm, aber peinlich war es nie, denn mütterliche GEfühle wurden ja durch das Spielen mit Puppen usw. schon bei den Mädchen "gefördert". Somit war auch das "bemuttert werden" für ein Mädchen viel weniger peinlich, als für Jungs, und sich warm halten müssen, ebenso.

Klar, soweit ich das beurteilen kann, hätte Anna lieber in leichterer Kleidung mit uns jungs Fußball gespielt, aber wer weiß, ob das der Mutter so gefallen hat.
Vielleicht hat sie durch die warme Kleidung auch ein wenig gegensteuern wollen, wenn die Tochter zu wild rumtoben wollte?

Alles nur Vermutungen, aber für mich zumindest eine Erklärung dafür, dass sich Anna´s Mutter und auch Anna "so" verhalten hatten.

JeansParka
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#279 Beitrag von JeansParka » So 3. Okt 2021, 11:08

Ich galube MrGeorge da vermutest du das entscheidend richtig. Es war wirklich so, dass wir Jungen im Sinne von "Indianer kennt keinen Schmerz" hart sein wollten und nicht bemuttert werden wollten, schon gar nicht sichtbar vor unseren Spielkameraden. "Muttersöhnchen" war so mit das größte Schimpfwort für uns. Hinzu kam natürlich dann noch das Gefühl sich nicht durchsetzen zu können, wenn die Mutter auf Kapuze gegen meinen Willen bestand und das auch noch durch zubinden und eindeutige Worte, dass die Kapuze so oben bleibt untermauert wurde. Das Zubinden hatte also eher einen "basta" Effekt gegen Widerstand. Deshalb war dieses Peinlichkeitsgefühl wohl auch abgemildert, wenn viele so angezogen waren oder "objektive Richtigkeit" für eine zugebunden Kapuze, wie zum Beispiel Wind, Fahrtwind beim Fahrrdfahren oder auch sehr eisiges Wetter mit z.B. Schnee und Regen, sprachen. Hingegen milderte individuelle Gründe. wie eine überstandene Erkältung oder auch nach dem Hallenbadbesuch die Peinlichkeit weniger ab, weil ich dann ja auf dem Weg auf Menschen traf, die das nicht wussten...
Und bei den Mädchen war das wohl wirklich anders und wurde eher als Fürsorglichkeit empfunden, wenn sie warm eingepackt wurden und diese Fürsorglichkeit wurde wiederum als positiv gesehen und wohl auch positiv mit der Kapuze assoziiert. Ich erinnere mich an eine Kollegin, das ist zwar schon Jahre her, über 40 war sie damals, die gerne spazieren ging. Als wir mal sprachen, dass das Wetter nun im November ja kalt und stürmisch werden würde meinte sie nur, dass sie das besonders mag. "Dann kuschel ich mich in meine warme Kapuze" waren ihre Worte. Also, die Kapuze positiv belegt und sie hilft gut für mich zu sorgen. Und ich leite jetzt mal ab, wenn das früher Mama gemacht hat, dann war das doch schön. Mädchen empfanden Fürsorglichkeit wohl weniger peinlich, sondern positiv und konnten es genießen wenn die Mutter ihnen fürsorglich die Kapuze aufsetzte und zuschnürte, dass sie gut saß. Auch in der Öffentlichkeit. Das habe ich tatsächlich auch so wahr genommen und eigentlich waren es nur Mädchen, bei denen ich es erlebt habe, dass sie ihre Mutter baten die Kapuze zuzubinden, wenn diese es mal nicht tat. Und es war ihnen nicht unangenehm und gegen ihren Willen nicht so unangenehm, das war sichtbar. Besonders deutlich war das, so ab 11, 12, wenn es galt die Kapuzenpflicht selbst, zum Beispiel nach der Schule, unzusetzen. Die Mädchen haben das viel selbstverständlicher umgesetzt und eher einmal mehr die kapuze auch ohne mit dem Fahrrad dazusein, aufgesetzt und zugebunden. erst später ließ die Bereitschaft dann auch bei den Mädchen nach, in meiner Jugendzeit war das erst so mit 15 und da ging es eher darum, dass Mütze und Kapuze die Haare platt legte, also die Frisur zerstörte, was ja plötzlich eine wichtige Rolle zu spielen begann.

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#280 Beitrag von Besucher » Mi 6. Okt 2021, 07:27

JeansParka hat geschrieben:
Mi 1. Sep 2021, 13:00
cappuccino hat geschrieben:
Mi 16. Jun 2021, 18:50

Bei mir war es tatsächlich so, dass ich in meinen ersten Kapuzenerinnerungen - so mit 4 oder 5 - es überhaupt nicht mochte, wenn mir meine Mutter die Kapuze aufsetzte und hatte das anfangs auch deutlich gezeigt und erfolglos versucht zu verweigern. Das führte aber ja nur dazu, dass mir dann die Kapuze immer zugebunden wurde, was ich noch unangenehmer fand so dann Stunden draußen gefühlt gefangen zu sein.
Hallo JeansParka,
beim nochmaligen Lesen fiel mir der Ausdruck "gefangen zu sein" auf. War es dann so, wie ich vermute, dass die Kapuze relativ groß war und du mit den Augenwinkeln immer den gekräuselten Rand der Kapuze gesehen hast und vielleicht beim Drehen des Kopfes ein Teil des Auges noch in die Kapuze reingerutscht ist? Und drückte vielleicht die Kordel fest am Kinn?
Ich hatte und habe ja gern die Kapuze auf und kenne unterschiedliche Größen und Gefühle. So wie gerade beschrieben kann es für diejenigen, denen die Kapuze peinlich ist, unangenehm sein, weil sie immer wieder daran erinnert werden, dass sie eine aufgesetzt (bekommen) haben.
Wie schon mal beschrieben, hatte meine Mutter die Kordel der Kapuze meines leichten Windbreakers durch einen eingenähten Gummi ersetzt. Noch dazu war die Kapuze relativ knapp bemessen. Es kam nichts in Augennähe und nichts drückte am Kinn. Ich habe nicht gemerkt, dass ich sie auf hatte; aber ich habe auch den (Fahrt-)Wind nicht gemerkt. Das war zwar ein Extrembeispiel, aber ich hatte auch andere Kapuzen, die nicht zu groß waren und wenn sie so zugebunden wurden, dass sie fest saßen aber nicht drückten, dann wurde einem die Kapuze nur beim Aufsetzen bewusst und man hat sie danach "vergessen". Wenn man dann durch das Spielen o. ä. abgelenkt ist, sollte es dann gar kein Problem sein, anders, als wenn man sie immer wieder sieht und spürt. Eigentlich ist das auch so, wenn die Kapuze über die Mütze gezogen wird. Wenn sie so zugebunden wird, dass sie nicht rutscht, aber auch nicht so fest, dass die Kordel am Kinn unangenehm drückt, dann merkt man die Kapuze eigentlich nicht, außer eben, dass es wärmer und angenehmer ist, weil kein kalter Wind durch die Mütze kommt und auch der Nacken warm bleibt.

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