MrGeorge hat geschrieben: ↑Mo 20. Sep 2021, 12:43
Auch wenn es nur zum Teil ein Kapuzenerlebnis ist, fiel es mir bei der Schilderung von JeansParka wieder ein.
Ein Mädchen, ein Jahr jünger als ich, aus unserer Siedlung, wurde von uns Jungs damals als eine Art Maskottchen beim Fußballspielen und auch so mitgenommen. WIr waren noch in dem Alter, wo man sich gegenseitig für blöd hielt, aber bei ihr war das anders, denn sie machte alles mit, ohne deshalb burschikos zu wirken, im Gegenteil, sie war immer schmal, zierlich und - auf Wunsch ihrer Mutter - immer zu warm angezogen.
Anna durfte auch (bei Strafe) nix ausziehen, daher haben wir sie, wenn Not am "Mann" war, höchstens ins Tor gestellt, nicht weil sie mit dem Ball ungeschickt gewesen wäre, sondern weil sie beim leichtesten Wind schon einen Kapuzensweater trug, und als Feldspielerin durchs Laufen knallrot im Gesicht wurde, weil ihr viel zu warm wurde.
Wie sehr sie sonst am Körper geschwitzt haben mußte, konnten wir ja nicht sehen, denn wenn wir "abgehärteten" Jungs schon in kurzer Hose und höchstens Langarmshirt über die Wiese geflitzt sind, stand sie mit einem dunklen Jogginganzug im Tor, und nicht selten ihre Addidas Regenjacke drüber, bei BEIDEN Teilen die Kapuze aufgesetzt. Wir sahen höchstens den Rollkragen oder wenn die Hose etwas raufgerutscht ist, dass sie eine Woll-SH drunter trug.
Ich hab sie mal gefragt, warum sie sich nicht heimlich was auszog, wenn ihr doch sichtlich zu heiß war, doch sie meinte, wenn ihre Mutter vorbeikäme, und sie ging oft mal (angeblich) "nur so" spazieren, dann gäbe es nicht nur ein Donnerwetter daheim sondern Hausarrest und zwar in voller Outdoorkleidung, damit ich mich daran gewöhne.
Auf die Frage, warum ihre Mama das denn verlangen würde, meinte sie, sie sei als kleines Kind mal schwer krank gewesen, und alles begann mit einer eigentlich harmlosen Mittelohrentzündung. Doch sie war dann zu früh wieder draußen, und es war ein eher naßkalter April, worauf die Entzündung zurückkam, gefolgt von einer übergangenen (kalten) Lungenentzündung, die dann auch das Herz angegriffen hatte. Jedenfalls war sie am Ende im KH und es stand eine ZEitlang auf der Kippe, ob sie es schafft. Wie man sehen konnte, hatte sie es geschafft, und es ginge ihr auch total gut, aber ihre Mutter würde in der ständigen Angst leben, wieder eine Krankheit zu übersehen. Daher würde sie nicht nur - ihrer Meinung nach - viel zu warm gekleidet sein müssen, sondern eben auch Kapuzen tragen müssen, bei starkem Wind sogar Watte in den Ohren, um die zu schützen, dass das draußen total blöd wäre, weil sie wenig verstehen würde, war ihrer Mutter egal, denn sie bevorzugte eh, dass Anna daheim blieb, und sich nur im kleinen Garten aufhielt. Denn da hatte sie ihr Kind besser unter Kontrolle, und würde sehen, wenn Anna eine Kapuze abnahm, oder - Gott behüte - gar einen Pullover auszog oder auch nur eine Jacke aufmachte. Außerdem würde jeden Abend Fieber gemessen, auch wenn sie absolut keine Symptome hatte, und in eine Tabelle eingetragen. Dazu gab es Vitamintabletten und NIE was kaltes zu Trinken.
Erinnert hab ich mich deshalb an Anna, weil auch bei ihr galt, was du anhast, wenn du das Haus verläßt, bleibt an, bis du wieder daheim bist.
Das galt wohl nicht IN einem Haus (z.B. Schule), für Jacken oder Mäntel, und wohl auch nicht für die Handgestrickten Schlupfmützen, die sie im Winter trug - aber wenn sie am NM zum Spielen rauskam, war ihr Outfit "unabänderlich", da brauchte sie, wenn das Wetter plötzlich wärmer wurde, (zuerst Wolken dann Sonne) gar nicht erst zu fragen. Sie hat es ganz selten doch versucht, und ich hab die AW der Mutter mal mitbekommen, "wenn du genug hast, kannst du ja gern rein kommen, niemand zwingt dich, draußen rumzutoben, BIS dir zu warm wird" -
Dabei war es ihr das natürlich schon längst, wenn nicht sogar von Anfang an, doch das war kein Argument.
Dennoch hat Anna oft bei uns gefehlt, wegen Erkältungen - doch im Nachhinein weiß ich, dass ihre Mutter wohl nie bedacht hat, wie leicht man total verschwitzt durch die Verdunstungskälte unterkühlt. Das ist im Sommer kein echtes Problem, aber in Frühjahr und Herbst, wenn es schon kühler ist, und auch mehr Bakterien in der Luft sind (Ansteckung), dann kann ein durch leichte Unterkühlung geschwächter Körper sich auch leichter mal anstecken.
Sorry wegen der Textlänge, aber einmal wollte ich auch in meinen Erinnerung kramen, und die Mutter, gegen die man kein Argument hatte, hat das ausgelöst