Kapuzenerlebnisse als Kind

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#121 Beitrag von Besucher » Di 20. Aug 2019, 17:26

Zu obigem Beitrag passt, wie schon mal beschrieben, eine Begebenheit aus frühen Zeiten. Ich war wohl um die 8 oder 9 Jahre und bei einer Familie zu Gast, die einen damals wohl etwa 4jährigen Sohn hatte. Wir machten einen Ausflug. Der andere Junge und ich hatten jeweils einen Anorak an, aber die Kapuzen zunächst nicht aufgesetzt. Als es windig wurde sagten die Eltern des anderen Jungen, dass er seine Kapuze aufsetzen solle. Ich hätte sie wohl nicht aufsetzen brauchen. Er meckerte jedoch und meinte, dass ich meine Kapuze ja auch nicht auf habe. Aufgrunddessen wurde dann auch ich von seiner Mutter aufgefordert, auch meine Kapuze aufzusetzen, was ich natürlich auch gleich brav tat.
Wenn ich die Kapuze selbst aufsetzte, konnte ich auch den Grad der Stärke des Zubindens auch selbst festlegen und ich denke, dass das in obigem Fall vielleicht ein Auslöser gewesen sein könnte. Es gibt ja einige Kinder, das habe ich selbst auch schon beobachtet, die möchten die Kapuze ganz fest zugebunden bekommen. Das von JeansParka genannte Mädchen mochte es wohl nicht so fest, weshalb sie die Stopper bevorzugte. Und wenn man es als Erwachsener gut meint und das Kind gut einpacken will, kann es schon sein, dass man so fest zuzieht, dass die Kordel unangenehm drückt und dann als Folge vielleicht sogar die Kapuze insgesamt abgelehnt wird. Da könnte es sinnvoll sein herauszufinden, wie fest man zuziehen "darf".

cappuccino
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#122 Beitrag von cappuccino » Di 20. Aug 2019, 19:19

Hallo Besucher und JeansParka!

Hübsche Erinnerungen an der Ihr uns da teilhaben lasst. Ich kann Besucher nur beipflichte, man tat meist gut daran, die Kapuze gleich nach der Aufforderung aufzusetzen und dann auch zuzubinden, dann konnte man es etwas lockerer binden. Aber auch nicht zu locker, sonst wurde nochmal nachgebunden. Als Du dann Deine Kapuze aufgesetzt hattest, was machte der andere Junge? Zog er dann auch seine Kapuze ohne weiteres Murren auf? Ob er wohl insgeheim hoffte, dass er seine Kapuze nicht tragen muss oder wollte er nur nicht der Einzige mit Kapuze sein?

An JeansParkas Erzählung finde ich interessant, dass das Kapuze aufsetzen eigentlich kein Problem war, nur das Zubinden. Und das selbst für die Tochter. Vielleicht hat die Mutter ihm ja danach Stopper in die Kordel gemacht, dann konnte er die Kapuze ohne Probleme auch bei Wind und Kälte tragen.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#123 Beitrag von Besucher » Di 20. Aug 2019, 21:13

cappuccino hat geschrieben:
Di 20. Aug 2019, 19:19
Hallo Besucher und JeansParka!

Als Du dann Deine Kapuze aufgesetzt hattest, was machte der andere Junge? Zog er dann auch seine Kapuze ohne weiteres Murren auf? Ob er wohl insgeheim hoffte, dass er seine Kapuze nicht tragen muss oder wollte er nur nicht der Einzige mit Kapuze sein?
Das war natürlich schon lange her. Das von mir Geschilderte war das, was ich noch in Erinnerung hatte und dass er danach seine Kapuze auf hatte. Das müsste wohl so gewesen sein, dass er sie dann problemlos aufgesetzt hat.

JeansParka
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#124 Beitrag von JeansParka » Mi 21. Aug 2019, 13:04

Ich kann da cappuccino nur zustimmen und mir ging es auch so. Als ich gelernt hatte die Kapuze selbst zuzubinden, da war es von Vorteil der Aufforderung nach dem Aufsetzen der Kapuze zügig zu folgen und dann selbst zuzubinden. Ich habe das dann meist auch so gehalten, so hatte ich wenigstens etwas noch selbst in der Hand, nämlich wie eng sie geschnürt war. Um das aufsetzen und zuschnüren kam ich ja doch nicht herum und dann war meine Mutter auch eher etwas genervt und entsprechend weniger hat sie sich um meine Wünsche gekümmert, genauso wenig wenn sie zu locker gebunden war und sie nachjustieren musste. Allerdings passierte mir das eher selten, denn zu lose gebundene Kapuzen mochte ich noch nie. Die Kapuze sollte sich schon mit dem Kopf mitdrehen. Da war eher eine Gefahr, wenn die Mütze unter der Kapuze war und sie eh nicht vor die Augen rutschen konnte. Und natürlich war es auch wichtig sich mit dem Nachkommen der Aufforderung die Kapuze aufzusetzen nicht zuviel Zeit zu lassen, gerade wenn es in der Öffentlichkeit war. Denn natürlich spielte noch etwas anderes eine Rolle, nämlich dass ich es überhaupt nicht mochte vor anderen Leuten von meiner Mutter so verpackt zu werden. Das galt es für mich unbedingt zu vermeiden...

Na ja und schon früh fing ich dann auch schon an zu beobachten wie andere Kinder mit Kapuze, zubinden oder zugebunden bekommen umgehen, natürlich möglichst unauffällig und da fiel mir wirklich auf, dass wirklich das zubinden oder das zugebunden bekommen für die meisten Kinder ein Problem war. Sehr häufig kam dann Widerstand von "bitte nicht" bis wirklich alles daran setzen es zu vermeiden und Stopper wurden meist zumindest ohne Murren akzeptiert, aber die gab es zu meiner Kindheit nicht. Selbst wenn sich Kinder die Kapuze klaglos zubinden liessen oder es selbst taten, so war meist sehr sichtbar, dass sie lediglich - wie ich - gelernt hatten, dass Widerstand zwecklos ist und die Situation nur verschlimmert. Andererseits fällt einem natürlich, das wie es einem selbst geht, auch leichter auf. Ich kann mich an eine Situation erinnern, wie ein Mädchen sich einmal erfolgreich - zumindest teilweise - wehrte. Es war nach einem Imbißbesuch und mit ihren Großeltern. Sie sollte vor dem Verlassen die Kapuze über die Mütze aufsetzen und zubinden. Sie zeterte dagegen, wendete sich ab und die Großeltern redeten gut zu. Es war wirklich kalt draussen, aber letzlich konnten sich die Großeltern nicht dazu durchringen sich mit der Macht des Stärkeren durchzusetzen. Gefühlt dauerte die "Diskussion" eine Ewigkeit und schließlich gab es den Kompromiss, dass das Mädchen die Kapuze nicht aufsetzen brauchte, sie sich aber zubinden ließ damit der Hals geschützt war und der Anorak vorne eng anlag und hinten die Kapuze den Nacken bis zur Mütze abdeckte. Beide Seiten waren dann sehr erleichtert.

Aufgefallen ist mir dann allgemein noch eines. Es gab doch einige wenige Kinder, die es mochten die Kapuze aufzusetzen und auch zuzubinden oder sich zubinden liessen und ihre Eltern sogar drum baten. Da war es dann meist so, dass sie die Kapuze wirklich eng zugebunden haben wollten bzw sich selbst stramm zugebunden haben. Ich kann mich an ein Mädchen aus meiner Parrallelklasse (so 7. Klasse) erinnern, dass wenn es nach der Schule mit dem Fahrrad nach Hause ging sich in der kälteren Jahreszeit immer die Kapuze von ihrem schwarzen Anorak übergestreift hat und die Bänder so stramm zog, dass die Kapuze eng anlag. Dann kam die Schleife und alles wie selbstverständlich und völlig locker. Bei Regen tat sie es sogar wenn es wärmer war. Einmal, es war wohl schon Mai und den Anorak brauchte man vor allem Morgens, fuhr sie ohne Kapuze los und genau in dem Moment fing es an zu regnen. Sie stoppte sofort, zog sich die Kapuze über und schnürte sich diese auch gleich eng zu bevor sie weiter fuhr. Es war nur ein kurzer Schauer, aber ich weiß nicht, ob sie die Kapuze so aufbehielt, denn leider hatte sie einen anderen Heimweg als ich.
Eine Beobachtung zum gerne zubinden fällt mir noch ein. Es war auf dem Schiff bei einem unserer Nordseeurlaube und recht windig. Ich selbst hatte (musste) meine Kapuze längst auf und zugebunden, da kam eine Familie mit zwei Mädchen auf das Deck. Beide liessen sich dann von der Mutter ihre Nylonregenjacken geben und die eine zog ihn sofort über und ließ die Kapuze unten. Das jüngere Mädchen hatte einen als Schlupfwindbreaker und fragte ihre Mutter, ob sie beim Überziehen helfen könnte, was diese auch tat. Die Kapuze saß zunächst auf dem Kopf und das Mädchen wünschte sich, dass die Mutter diese zubindet. Die Mutter setzte ihr die Kapuze ab, um dann mit den Bänzeln eine Schleife zu binden. So setzten sich die Mädels den Wind aus und während die ältere überhaupt keine Anstalten machte die Kapuze aufzusetzen war die jüngere mit der Schlupfjacke genervt, dass sie Kapuze im Nacken gegen den Kopf wehte. Vielleicht merkte sie auch, dass sie gar nicht auf dem Kopf war. Jedenfalls versuchte sie sich die Kapuze über den Kopf zu ziehen was natürlich misslang, denn die Kapuzenöffnung war so zugebunden zu eng für ihren Kopf. Nach etwa drei Versuchen bemerkte sie, dass die Kapuze vorne gebunden war. Da öffnete sie die Schleife, zog sich die Kapuze über den Kopf und hat diese dann selbst ganz eng verschnürt und wirkte zufrieden. So blieb es bei den Schwestern die ganze Fahrt, eine mit Kapuze eng zugebunden, die andere die Kapuze im Rücken und von den Eltern kam nichts, beides war in Ordnung und für die Mädchen auch. Es war eher so, als wenn eher für das Kapuze tragen (und zubinden) gekämpft werden musste als dagegen.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#125 Beitrag von JeansParka » Mi 21. Aug 2019, 20:27

Bei den meisten meiner Beobachtungen setzten sich bei Meinungsverschiedenheiten jedoch die Erwachsenen durch, entweder gegen Widerstand oder die Kinder waren gleich folgsam, wenn sie dabei auch etwas mulmig dreinschauten. Ich erinnere mich noch an einen Urlaub in Wien. Wir wohnten in Klosterneuburg (Vorort) und fuhren mit dem Bus bei strömenden Regen zur nächstgelegenen U- oder S-Bahnstation. Mir fiel eine Oma mit Ihren beiden Enkeln im Bus auf, nachdem wir zugestiegen waren. Die beiden Jungs (wohl so um die 10) trugen im Bus jeweils einen gelben Poncho und hatten die Kapuze nicht aufgesetzt. Die Oma hatte einen Schirm dabei. Als die Endstation angesagt wurde forderte die Oma die beiden Enkel auf die Kapuze aufzusetzen. Der Ältere befolgte das brav und ließ sich anschliessend von der Oma die Kapuze auch zubinden. Er sah irgendwie nicht glücklich aus, zeigte sich aber aufgrund des Regens einsichtig und ließ die Prozedur einfach über sich ergehen. Der Jüngere reagierte gar nicht und beobachtete das zubinden bei seinem Bruder. Danach forderte die Oma ihn nochmal auf:"setzt du bitte auch deine Kapuze auf" und er erwiderte sofort, dass er die Kapuze nicht will. Die Kinder saßen noch und er versuchte sich von der Oma wegzudrehen. Die ermahnte ihn eindringlich, dass es bei dem Regen sinnvoll und nötig ist. Aber er wiederholte immer wieder:"Nein, ich will die Kapuze nicht". Die Oma redete immer weiter gut zu und verwies auch auf den Bruder. Der Enkel blieb eim Nein und versuchte sich weiter wegzudrehen. Schließlich hielt der Bus an der Bushaltestelle und die Oma ließ den Älteren aufstehen, setzte sich neben den Jüngeren, zog ihm einfach die Kapuze über und schnürte diese sofort fest zu. Währenddessen wiederholte sie noch einmal, dass es bei dem Regen nun mal wirklich nicht ohne Kapuze geht und er die ja nachher wieder abnehmen kann. Es waren ungefähr 200 Meter vom Bus zum Bahnhof. Der Junge war für die Worte taub und schrie "Nein, keine Kapuze, ich will die nicht" oder so ähnlich. Richtig an zu schreien und zu zappeln begann er beim zubinden. So etwa "Nein Oma, nicht, bitte nicht" ich glaube er fing sogar an zu weinen. Aber die Oma ließ sich nicht beirren und zog das durch. Der andere Junge beobachtete das etwas teinahmslos zumindest emotionslos. Der Kleine konnte sich auch beim aussteigen nicht beruhigen und schrie weiter, dass die Kapuze runter soll oder so ähnlich. Auf dem Weg zum Bahnhof - es regnete wirklich sehr heftig, ein richtiger Platzregen - meinte die Oma dann beruhigend, dass er nun wohl doch sieht, wie notwendig die Kapuze ist. Aber er ließ sich nicht beruhigen und schrie weinend nur immer wieder:"ich will die nicht, nein, ich brauch keine Kapuze" oder so ähnlich. Leider hatte meine Frau im Regen dann einen sehr forschen Schritt, so dass wir die drei abhängten und aus den Augen verloren. In Erinnerung ist mir aber vor allem wie der Große einfach nichts dazu sagte, sich im Bus brav die Kapuze aufsetzte, zubinden liess und dann einfach irgendwie teilnahmslos das ganze beobachtete, die ganze Zeit nichts sagte und anschließend mit dem gleichen Ausdruck brav nebenher zum Bahnhof trottete. Das war so Mitte der Neunziger Jahre.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#126 Beitrag von JeansParka » Mi 21. Aug 2019, 21:50

Ich muss noch etwas ergänzen bzw. verbessern. Die Oma und auch die Jungs nannten die Kapuze nicht Kapuze sondern Kappe. Das fällt mir gerade wieder ein. Ist irgendwie interessant, dass Erinnerung manchmal so nach und nach kommt. Ich weiß nur, dass mich das damals etwas irritiert hatte. Kapuze einfach Kappe zu nenne war mir bis dahin nicht geläufig....

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#127 Beitrag von Besucher » Do 22. Aug 2019, 09:26

Zum vorletzten Beitrag von JeansParka kann ich sagen, dass ich solche Situationen bisher nie miterlebt habe. Wie weiter oben erwähnt, ein Freund setzte zwar immer brav seine Kapuze auf, band sie aber nicht zu. Falls er sie mal zubinden musste oder sie ihm zugebunden wurde (weiß ich nicht mehr), gab es zumindest kein Theater. Von einem mal weiß ich, dass ein Mädchen von seiner Mutter und mir erst lange überredet werden musste, sich die Kapuze aufsetzen zu lassen, sie sich diese dann aber widerstandslos zubinden ließ. Ansonsten kenne ich nur das Bild vom Aufsetzen und anschließenden Zubinden der Kapuze und das ohne Widerrede. Bei mir gehörte das auch automatisch dazu.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#128 Beitrag von JeansParka » Do 22. Aug 2019, 12:58

Nun habe ich da tatsächlich andere, aber auch sehr unterschiedliche, sowohl eigene Erfahrungen als auch Beobachtungen gemacht als du Besucher. Mir erschien es so, als das während der 70er Jahre Widerstand oder Abneigung deutlicher gezeigt wurde und meine Erinnerung beginnt so 1968 als ich 4 Jahre wurde. Auch würde ich sagen, dass in den 70er Jahren die Kapuze weniger einfühlsam aber sehr konsequent durchgesetzt wurde, eigentlich wurde Protest, Widerstand und Wünsche dazu eher ignoriert oder streng widersprochen, manchmal auch mit zumindest angedeuteter körperlicher Gewalt. Natürlich gab es auch Ausnahmen aber es war eher eine Bastamentalität und die Chance war gering die Eltern von ihrer Konsequenz abzubringen. Dazu gehörte dann auch bei zu großem Widerstand, dass öfter und strammer gebunden wurde oder mit Knoten oder im Nacken oder ich habe sogar gesehen, dass die Kapuze im Nacken verknotet war. Also ein gewisser Strafmechanismus.
Meine Beobachtungen in den 80ern sahen dann eher ein anderes Verhältnis dazu. Wirklich Widerstand gab es eigentlich kaum, bestenfalls mal die Frage, ob die Kapuze wirklich sein muss oder ob sie wirklich zugebunden werden muss. Aber nach meinem Eindruck haben die Eltern auch irgendwie liebevoller ihre Kinder verpackt und vielleicht auch besser die Notwendigkeit erklärt und die Kinder dann auch besser verstanden. Ausserdem gehörte nach meiner Beobachtung die Kapuze irgendwie so ab Ende der 70er Jahre dann auch wie selbstverständlich dazu. Selbst für meine Generation wurde es selbstverständlicher und ich habe dann auch öfter gesehen, dass ich sag mal 16 Jährige - gerade auf dem Mofa oder auch bei Regen - sich die Kapuze überstreiften und auch zubanden. Oftmals wurde dann das damals sehr moderne Partytuch um den Hals gewickelt und über den Mund gezogen. Und selbst Erwachsene trugen plötzlich Kapuze und das durchaus manchmal zugebunden. Als ich dann mit der Ausbildung fertig war, begann zum Beispiel in meiner Firma eine Azubine, für die war es normal bereits im Herbst sich beim verlassen des Gebäudes die Kapuze des Anoraks aufzusetzen und auch zuzubinden. Sie war damals vielleicht 17 und ich erinnere mich noch gut daran, weil die Bänzel der Kapuze sehr kurz waren und sie deshalb immer einige Mühe hatte die Schleife zu binden. Und sie ist dann noch in den 80ern selbst Mutter geworden, es war also eine andere Elterngeneration. Und ich hatte dann das Gefühl, dass plötzlich die Kapuze für Kinder eher normal war und selbst wenn sie sie nicht mochten, akzeptierten sie, dass sie dazugehörte, auch das zubinden. Ich erinnere mich an die Tochter einer Kollegin, es war vielleicht 83, so genau weiß ich es nicht mehr. Die wollte ihre Regenhose - gab es zu meiner Zeit nicht jedenfalls nicht dass ich wüsste - gerne vermeiden, war dann aber doch folgsam und trug sie wenn sie nach der Schule ihre Mutter im Betrieb kurz besuchte. Wenn Sie dann wieder los wollte sagte sie das kurz und zog sich ohne irgendwelche Hinweise die Kapuze auf und sicherte diese durch eine feste Schleife unterm Kinn. Sie hatte so eine Regenjacke von Agu, die damals modern waren. Der größte Widerstand war vielleicht wirklich die Geschichte vom Wochenmarkt oder etwas, was ich so mitte der 80er auf dem Sportplatz erlebt hatte. Es war windig und ein Junge sollte die Kapuze über seine Mütze ziehen. Es war noch nicht so kalt und die Kapuze des Windbreakers sollte eben den ganzen Kopf plus Hals gegen den Wind schützen. Er wollte nicht wirklich, lies sich aber brav von der Mutter die Kapuze aufsetzen. Als sie zubinden wollte, bat er darum darauf zu verzichten, er würde die Kapuze ganz bestimmt auch aufbehalten. Und so verzichtete die Mutter darauf. Im weiteren Verlauf versuchte der Junge durch drehen des Kopfes und mit Hilfe des Windes irgendwie die Kapuze vom Kopf zu kriegen, völlig aussichtslos denn die Mütze saß durch den Pudel an der Mütz zu gut und sicher auf dem Kopf. Und dann hat er irgendwann schnell mit der Hand nachgeholfen in dem Glauben die Mutter hätte es nicht gesehen. Hatte sie aber und er musste sofort zu ihr kommen und wurde an sein Versprechen erinnert. Er sagte etwas von Wind und nicht gemerkt. Die Mutter sprach eher sachlich mit ihm und sagte, dass sie es genau gesehen hätte und er nicht lügen soll, aber in einem sehr ruhigen Ton. Sie schaut ihm dabei in die Augen und zog ihm dann die Kapuze wieder über auch mit dem Hinweis, dass es eben sehr windig ist und er die Kapuze zum Schutz benötigt. Dann griff sie die Bänder und zog diese stramm. Der Junge sagt nur etwas wie bitte nicht und er würde die Kapuze nun ganz bestimmt aufbehalten. Daraufhin erklärte ihm die Mutter, dass er das vorhin schon mal versprochen hatte und er deshalb ja irgendwie merken muss, dass es so nicht geht. Dann wurde die Kapuze zugeschnürt. Irgendwie tat ihr der Junge wohl auch leid und sie sagte noch, dass sie Morgen auf das zubinden ja wieder verzichten könnte, aber heute muss sie zugebunden bleiben, damit er merkt und begreift oder so ähnlich. Es gab keinen weiteren Widerstand vom Jungen, lediglich wirkte er dann etwas bedrückter. Es war schon erkennbar, dass er eine zugebundene Kapuze gar nicht mochte und am liebsten wohl ganz auf die Kapuze verzichtet hätte, aber er akzeptierte sie. Übrigens die Mutter war noch sehr jung, vielleicht 28 und der Junge wohl so um die 8.
Na ja und die Beobachtung mit den Jungs in den gelben Regenponchos, die war in den 90ern in Österreich und es war mit der Oma, die etwa im Alter meiner Mutter war...vielleicht hing das damit zusammen, denn ab Ende der 90er konnte ich kaum noch Konflikte mit Kapuze und Eltern beobachten.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#129 Beitrag von JeansParka » Fr 23. Aug 2019, 09:52

Mein Gefühlschaos hängt ja auch irgendwie mit dieser doch ich sag mal konsequenten und wenig liebevollen Vorgehensweise zusammen, die in den 70ern durchaus üblich war. Eltern legten fest und setzten das durch. Gerne wäre ich liebevoller an die Kapuze herangeführt worden. Aber so war es dann ja schon früh bei mir so, dass ich zwar irgendwann eigentlich gerne die Kapuze trug, auch gerne fest zugebunden damit sie gut saß, aber es hasste so gesehen zu werden und auch so verpackt zu werden. Ich fühlte mich einerseits behütet und warm in meiner Welt und andereseits ohnmächtig, eingesperrt und gefangen, einfach machtlos...genau kann ich das gar nicht beschreiben, jedenfalls immer wenn es ans Kapuze aufsetzen und zubinden ging schlug mein Herz höher vor Aufregung, sowohl Freude als auch Angst und Scham gleichzeitig waren darin.
Und bei vielen meiner Beobachtungen in den 80er war ich auch manchmal ein wenig neidisch und hätte mir das so für mich gewünscht. Einmal, dass ich die Kapuze so hätte annehmen können aber auch wie die Mütter und teilweise auch Väter damit umgingen. Sie wirklich als sinnvoll und schützend anzunehmen und das zubinden dann genauso als praktisch und sinnvoll. Es muss so Mitte der 80er Jahre gewesen sein. Es war Herbst und ich beobachtete wie eine Mutter mit einem Mädchen im Vorschulalter, vielleicht 5 Jahre oder auch schon 6, das Kaufhaus verlassen wollten. Es hatte inzwischen angefangen zu regnen und es wehte ein bisschen. Das bemerkte die Mutter noch im Kaufhaus durch die Glastür. Sie wirkte dadurch etwas genervt, war jedenfalls nicht erfreut und wies ihre Tochter darauf hin, das es jetzt regnet. Die Tochter ging voran, blieb dann sofort stehen und wandte sich der Mutter zu. Diese setzte ihr dann die Kapuze auf und band diese auch gleich fest zu. Für die Tochter war das ganz normal, Regen, Kapuze auf und zubinden, sie war völlig entspannt und wartete auf die Mutter. Diese seufzte noch einmal beim Blick in den Regen, setzte sich selbst die Kapuze auf. Sie hatte lange Haare und achtete darauf das die Haare vollständig in der Kapuze verschwanden. Dann zog sie auch die Bänder der eigenen Kapuze stramm und sicherte diese durch eine Schleife am Kinn. Die Kapuze saß recht eng und sie drehte nocheinmal den Kopf nach links und rechts, wohl um zu testen, dass ihre Kapuze auch die Bewegungen mitmacht und nicht die Sicht einschränkt, dann ging es ab in den Regen....alles ganz normal und unkompliziert. Ich habe das Kaufhaus dann auch verlassen und mir die Kapuze meiner Jacke ordentlich zugebunden, ich war damals vielleicht 20 und vermied zu der Zeit eigentlich die Kapuze...leider verlor ich die Beiden jedoch schnell aus den Augen...ach so, die Mutter war noch recht jung, auf jeden Fall unter 30 und ihr seufzen galt auf jeden Fall dem Regen und nicht irgendwelchen Konflikten mit der Kapuze für sich oder mit ihrer Tochter...ich glaube, dass neben der recht rabiaten Umsetzung in den 70ern auch (mir) gefehlt hat, dass die Erwachsenen insbesondere die Eltern, nicht nur uns Kindern die Vorteile und Notwendigkeit der Kapuze beim Durchsetzen vortrugen, sondern sie auch für sich selbst umsetzen.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#130 Beitrag von Leopoldine » Fr 23. Aug 2019, 11:11

Wenn meine Tante meinte ich hätte die Kapuze aufzusetzen dann war die Kapuze aufzusetzen. Ende!
Die Kapuze wurde von ihr zugebunden, liebevoll aber mit nachdruck. Da gab es keine Widerrede. Hörte es zu regnen auf wartete sie mindestens 10 Minuten ehe sie sich erweichen ließ und mir die Kapuze abnahm.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#131 Beitrag von Besucher » Fr 23. Aug 2019, 16:13

Gummisus hat geschrieben:
Fr 23. Aug 2019, 11:11
Wenn meine Tante meinte ich hätte die Kapuze aufzusetzen dann war die Kapuze aufzusetzen. Ende!
Die Kapuze wurde von ihr zugebunden, liebevoll aber mit nachdruck. Da gab es keine Widerrede. Hörte es zu regnen auf wartete sie mindestens 10 Minuten ehe sie sich erweichen ließ und mir die Kapuze abnahm.
Da hatte man es mit mir einfach - auch bevor meine Vorliebe für Kapuzen begann. Wenn mir die Kapuze aufgesetzt wurde - so oder über die Mütze -, wurde sie automatisch auch zugeschnürt. Das störte mich überhaupt nicht. Ich behielt sie dann auch problemlos auf, bis wir am Ziel angekommen waren. Und wenn mir in späteren Jahren gesagt wurde, dass ich sie aufsetzen soll, habe ich nicht diskutiert, sondern sie auch gleich übergezogen - auch nie locker, sondern immer fest zugemacht.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#132 Beitrag von JeansParka » Fr 23. Aug 2019, 20:39

Gummisus, mich würde interessieren, wie es dir damit ging. Es war wohl normal für dich, aber war das angenehm, eher egal oder unanganehm. Und war das nur bei dir so, oder erging das Freunden und Schulkameraden genauso?

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#133 Beitrag von JeansParka » Sa 24. Aug 2019, 16:23

Ja und wie das bei dir war Besucher, das entspricht so im großen und ganzen meinen Beobachtungen aus den 80ern. Widerstand war kaum, es wurde bestenfalls mal nachgefragt, ob Kapuze bzw. zuschnüren wirklich sein muss, dann aber akzeptiert und wirklich Stress hatte damit kaum ein Kind...in den 70ern war das etwas anders, aber zumindest in der Öffentlichkeit wurden die Anordnungen oder auch dass durchführen der Anordnungen meistens dann doch klaglos akzeptiert oder auch nur hingenommen. Dennoch war ein gewisser Widerstand oder ein "bitte nicht" auch nicht selten oder zumindest bzw. recht oft wurde den Eltern irgendwie gezeigt, dass man eigentlich von der Kapuze nicht überzeugt war und sie schon gar nicht zugeschnürt haben wollte, das dann aber doch hinnahm oder sogar selbst nach Anordnung erledigte. Und die (meist) Mütter liessen selten einen Zweifel daran, dass nur zugeschnürt sicher ist dass sie oben bleibt, auch vor der Versuchung, und gut sitzt. Auch die Art und Weise wie Kindern die Kapuze zugeschnürt wurde war dann wenig liebevoll, eher energisch, konsequent, eher eine Machtdemonstration als einfühlsam. Ich glaube ich hatte schon mal beschrieben diese Situation: Mutter und Tochter kamen aus einen Laden, die Tochter war vielleicht 14. Es regnete und beide setzten sich sofort beim Verlassen des Gebäudes die Kapuze ihres Friesennerzes auf. Als die Tochter schon weitergehen wollte bemerkte die Mutter zur Tochter, dass ihre Kapuze noch zuzubinden sei. Die Tochter folgte dem brav und es war nicht zu erkennen, ob sie damit ein Problem hatte oder es nicht wollte. Aber ganz überzeugt schien sie doch nicht denn sie fragte die Mutter, wann denn die Kapuze zuzubinden sei...die Antwort der Mutter konnte ich (leider) nicht verstehen denn sie sprach in die andere Richtung. Aber als alles erledigt war und die beiden losgingen sagte die Tochter nur leicht seufzend:"Also eigentlich immer". Es war aber nicht so als wenn sie das in Frage stellen wollte, die Erklärung der Mutter nicht akzeptieren wollte, eher im Gegenteil, aber eher sachlich wurde ihr klar, dass diese Gründe fast immer zutrafen. Und irgendwie für sie ein Problem die Kapuze so zu tragen zeigte sie auch nicht. Vielleicht hätte sie sich einfach nur eine Kapuze - wie du hattest, Besucher - gewünscht, die durch einen Gummizug schon perfekt saß und somit die Mühe des auf und ab etwas verringerte. In meiner Kleinstadt kam es beim Einkaufen nicht selten vor, dass man immer nur für 5-10 Minuten wenn überhaupt, zwischen den Geschäften draußen war....ach so, wenn ich das richtig erinnere hat sich die Mutter ihre Kapuze nicht zugeschnürt, was ja dann eigentlich dafür sprechen würde, dass die Kapuze auch deshalb zuzubinden war damit sie sie sich nicht einfach selbst vom Kopf zieht, denn alle anderen Argumente hätten auch auf die Mutter zugetroffen. Das ganze war so Anfang der 80er.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#134 Beitrag von JeansParka » Mo 26. Aug 2019, 11:51

Na ja und bei den Friesennerzen der 70er und 80er war das zubinden immer etwas mühseliger, denn die Kapuze blieb nicht so einfach stramm zugezogen wenn man die Bänder nicht stramm hielt und so öffnete sie sich beim Schleife binden eben auch leicht wieder zumindest etwas. Vielleicht deshalb das seufzen des Mädchens.
In den 70ern habe ich hingegen des öfteren Situationen um das Kapuze zubinden so beobachtet. Ich glaube auch das hatte ich schon mal beschrieben. Es war ein Nordseeurlaub wohl etwa 1977, ich war vielleicht 13 und wir unternahmen mal wieder eine Kutterfahrt gegen Abend des Urlaubstages. Während ich bereits beim Ablegen des Schiffes wegen der nachlassenden Temperaturen und des zu erwartenden Windes eingepackt wurde, d.h. Friesennerz zu, Kapuze aufgesetzt und fest zubinden klaglos bereits über mich hatte ergehen lassen (müssen), beobachtete ich beim Verlassen des Hafens eine Szene zwischen einem mir etwa gleichaltrigen Mädchen und ihrer Oma. Sie saß neben ihrer Oma hatte einen gelben Regenmantel, vorne verschließbar mit Druckknöpfen an, die jacke war noch offen. Sie wollte dann losgehen das Schiff erkunden, aber die Oma rief sie zurück mit dem Hinweis, dass sie noch nicht ordentlich angezogen sei. Das Mädchen stellte sich dann vor der Oma hin und diese setzte ihr als erstes die Kapuze auf und fing dann von unten an die Druckknöpfe zu verschließen. Während die Oma das tat streifte sich das Mädchen mit den leisen Worten "die brauch ich ja nicht" die Kapuze wieder ab. wahrscheinlich ahnte sie schon, dass die Oma das anders sieht und richtig, als der oberste Druckknopf verschlossen war, da griff sich die Oma rechts und links die Kapuze, zog sie wieder über den Kopf, zog noch mal etwa dreimal abwechselnd links und rechts die Kapuze ganz fest gegen den Hinterkopf, während das Mädchen zaghaft den Kopf hin- und herdrehte. Als die Oma dann die Kapuze losließ und sofort die beiden Bänzel ergrif und stramm zog, da regierte das Mädchen: "Nein Oma, bitte nicht, nicht zubinden" sagte sie und es klang etwas verzweifelt und flehentlich. Aber die Oma reagierte gar nicht, schaute nur streng und setzte die Schleife konsequent auf dem Kinn während die Enkelin noch einmal "bitte nicht das" sagte. Als das Mädchen so fertig verpackt war sagte die Oma nur:"so, jetzt kannst du los", was die Enkelin dann auch tat. Sie sah wenig glücklich aus, legte allerdings etwas gleichgültiges in ihre Mine und kam - genausowenig wie ich - auf die Idee die Kapuze irgendwie selbsständig wieder zu öffnen. Ich konnte ihren Widerstand sehr gut nachvollziehen, denn eigentlich drückte sie gegenüber ihrer Oma das aus, was ich zu dem Zeitpunkt aus Resignation nicht mehr machte. Heute sage ich leider war ich nicht in der Lage sie anzusprechen und auch sie sprach mich nicht an, obwohl wir uns schon etwas gegenseitig beäugten, unauffällig natürlich. Wie gesagt meine Beobachtungen in den 70ern zeigten mir, dass es vielen beim Zubinden so ging wie mir und dem Mädchen, sowohl vom denken des Bitte nicht wie bei mir, über das wirklich aussprechen bis zum dann doch einfach ertragen...und auch das Verhalten der Autoritätsperson war damals normal, Protest ignorieren und konsequent zubinden, bis hin zur Sanktionsandrohung - ausgesprochen oder auch nonverbal - wenn man die Kapuze wieder öffnet. Und das war dann so ab 1980 deutlich anders, dort wurde normal was in den 70ern mir eher die Ausnahme erschien. Das einzige was gleich blieb ist das das Thema Kapuze und zubinden sehr viel Raum einnahm und trotzdem auch selten ganz unbelastet erschien.

Besucher

Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#135 Beitrag von Besucher » Di 27. Aug 2019, 08:53

JeansParka hat geschrieben:
Mi 21. Aug 2019, 13:04
Das jüngere Mädchen hatte einen als Schlupfwindbreaker und fragte ihre Mutter, ob sie beim Überziehen helfen könnte, was diese auch tat. Die Kapuze saß zunächst auf dem Kopf und das Mädchen wünschte sich, dass die Mutter diese zubindet. Die Mutter setzte ihr die Kapuze ab, um dann mit den Bänzeln eine Schleife zu binden. So setzten sich die Mädels den Wind aus und während die ältere überhaupt keine Anstalten machte die Kapuze aufzusetzen war die jüngere mit der Schlupfjacke genervt, dass sie Kapuze im Nacken gegen den Kopf wehte. Vielleicht merkte sie auch, dass sie gar nicht auf dem Kopf war. Jedenfalls versuchte sie sich die Kapuze über den Kopf zu ziehen was natürlich misslang, denn die Kapuzenöffnung war so zugebunden zu eng für ihren Kopf. Nach etwa drei Versuchen bemerkte sie, dass die Kapuze vorne gebunden war.
Bei dieser Passage musste ich an einen Freund aus meiner Kindheit denken. Wenn er die Kapuze seines Anoraks nicht aufgesetzt hatte, hatte er sich auch immer vorn zugebunden, so wie es die Mutter bei diesem Mädchen machte. Bisher kannte ich das nur von ihm.
Sehr verwunderlich finde ich jedoch in obigem Beitrag, dass die Mutter die Kapuze abgesetzt hatte, obwohl das Mädchen sie aufhaben wollte. Ich denke da noch an eine Arbeitskollegin, die aus dem Fenster sah und in Bezug auf ihre Tochter sagte: "Hoffentlich setzt sie sich ihre Kapuze auf'!"

JeansParka
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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#136 Beitrag von JeansParka » Di 27. Aug 2019, 11:35

Für mich war es auch sehr ungewöhnlich, dass die Mutter gegen den Wunsch der Tochter die Kapuze abgesetzt hat. Wobei das nicht ganz klar war, denn in der Bemerkung der Tochter ging es nur um das Zubinden. Möglicherweise war es in der Familie so üblich, dass die Kapuze nur im absoluten Notfall aufgesetzt wurde, denn obwohl es doch sehr frisch und windig war setzte weder die Mutter sich selbst die kapuze auf noch forderte sie die andere Tochter dazu auch nur ansatzweise auf, die Kapuze überzuziehen. Wie gesagt es war eher kühl und windig und die meisten Passagiere - auch Erwachsene - hatten an Deck die Kapuze auf, manche auch zugeschnürt...so hat wahrscheinlich dieses Mädchen selbst die Vorteile der Kapuze und des Zubindens mal entdeckt und musste wohl selbst dann darauf achten, so deute ich das mal. Hingegen diese Situation, dass eine Kollegin aus dem Fenster schaut, ob ihre Tochter auch die Kapuze auf hat kenne ich auch. Da gab es damals 2 oder 3 Mütter in meinem Betrieb, die das regelmäßig kontrollierten bzw. beobachteten.
Und wie das so ist, wenn man in den Erinnerungen wühlt, dann fällt mir immer mehr ein. Diesmal wieder eine eigene Erfahrung, die ich wohl sehr verdrängt hatte, die aber mein Verhältnis zu meiner Mutter und zu dem Zubinden der Kapuze sehr belastet hat und das wohl nachhaltig. Ich erinnere mich zwar nur noch etwas bruchstückghaft, aber das plötzlich sehr intensiv:
Ich war noch im Vorschulalter, es war wohl kurz nachdem ich mir die Kapuze immer selbst vom Kopf gezogen habe und meine Mutter sie deshalb relativ konsequent und stramm zugebunden hat. Zu der Zeit habe ich wohl immer noch jedesmal versucht meine Mutter von der Kapuze zumindest aber dem Zubinden abzuhalten. Meine Mutter besuchte mit mir eine Freundin, die einen Sohn hatte, der etwas älter als ich war. Wir spielten wohl damals ab und zu mal zusammen. Es war Winter und wir sollten draußen spielen. Dementsprechend wurden wir eingepackt. Der andere Junge stellte sich brav vor der Mutter hin und ließ sich so die Pudelmütze aufsetzen, die Kapuze des Anoraks darüber, Anorak zu und fest zugebunden. Auch ich stellte mich für das verpacken so vor meiner Mutter bereit, es dauerte aber etwas länger, der andere Junge war bereits fertig verpackt als meine Mutter die Kapuze zubinden wollte. In Gegenwart anderer fiel mein Protest eher zaghaft aus, aber ich muss wohl so etwas gesagt haben wie, das ich das nicht brauche, die Kapuze nicht zugebunden brauche. Genau erinnere ich mich aber dann daran, dass meine Mutter scheinbar darauf einging und so etwas sagte, dass sie aber zumindest die Bänder stramm ziehen müsse, was sie auch tat wenn auch nicht so stramm wie ich es sonst gewohnt war. Irgendwie war ich happy und erleichtert und das blieb auch noch draussen so. Was ich in dem Moment nicht mitbekam, das sie die Kapuze dann doch mit einer Schleife sicherte. Ich bemerkte das auch beim spielen nicht, denn die Kapuze war nicht so stramm gezogen und durch die Pudelmütze saß sie doch relativ fest. Weshalb meine Mutter auf meinen Wunsch einzugehen schien beschäftigte mich damals, mit 4 oder 5 natürlich nicht. Heute würde ich vermuten, dass dieses "Was sollen denn die Leute denken" eine Rolle spielte und da ihre Freundin so einen braven und einsichtigen Jungen hatte, wollte sie den Konflikt vermeiden, wie gesagt vermute ich heute. Aber ich war in dem Moment einfach nur erleichtert und glücklich und beobachtete beim spielen auch den anderen Jungen, wie es für ihn wohl so war. Irgendwann - und daran erinnere ich mich jetzt genau - fragte ich ihn dann, wie es denn so ist mit zugebundener Kapuze und seine Antwort schockierte mich, denn er sagte:"Das weißt du doch selbst, deine ist doch auch zugebunden." Das saß, ich war schockiert und versuchte die Kapuze zurückzuziehen und dabei spürte ich die Schleife....ich hätte vor Scham in den Boden sinken können, war schockiert und fühlte mich völlig..ich kann es gar nicht so genau beschreiben, es war jedenfalls in dem Moment schlimm für mich und ich begriff wohl auch, dass ich darauf wann und wie ich die Kapuze trage keinen Einfluss habe und besonders schockiert hat mich, dass mich meine Mutter in dem Glauben ließ, dass sie die Kapuze nicht zubinden würde...muss sie aber ja gemacht haben.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#137 Beitrag von cappuccino » Sa 31. Aug 2019, 20:04

War echt schön Eure Beiträge zu lesen. Da ist mir auch eine Erinnerung aus meiner Kindheit eingefallen. Alter weiß ich nicht so genau, ziemlich jung, spätestens Grundschule. Ich hoffe ich erinner mich richtig. Ich habe mich bei den Kapuzen ja auch gerne etwas gesträubt, aber als ich mit meiner Mutter bei Bekannten war und wir raus gingen zum Spielen setzte seine Mutter ihm die Kapuze über die Mütze und band sie zu. Meine Mutter tat dann das gleiche bei mir. Ich ließ das ohne Murren über mich ergehen. War zwar irgendwie peinlich, aber peinlicher hätte ich dort einen Streit empfunden. Am nächsten Tag wollte ich zum Spielen raus, setzte mir meine Mütze auf. meine Mutter sagte, ich soll die Kapuze drüber ziehen und zubinden. Ich habe darüber gemeckert. Sie sagte: Fängt das schon wieder an, ich dachte nach gestern wäre die Kapuze kein Problem mehr. Anschließend sagte Sie ich soll den Anorak und die Mütze ausziehen, heute geht es nicht raus. Habe mir dann zwar die Kapuze aufgesetzt, aber meine Mutter kannte kein Erbarmen, ich durfte nicht raus. Ihr glaubt gar nicht, wie schnell ich in den folgenden Wochen meine Kapuze aufgesetzt habe, auch oft von mir aus. War zwar peinlich, aber immerhin konnte ich raus.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#138 Beitrag von Besucher » Sa 31. Aug 2019, 22:56

cappuccino hat geschrieben:
Sa 31. Aug 2019, 20:04
... Ihr glaubt gar nicht, wie schnell ich in den folgenden Wochen meine Kapuze aufgesetzt habe, auch oft von mir aus. War zwar peinlich, aber immerhin konnte ich raus.
Hallo cappuccino,
war das dann so, dass irgendwann später deine Mutter sagte, dass ab jetzt die Mütze reicht und du die Kapuze nicht mehr aufzusetzen brauchst oder wie ging das weiter?
Wie war das dann im nächsten Jahr? Hast du dann auch von dir aus wieder die Kapuze über die Mütze gezogen oder war das nur eine kurzfristige Sache? Falls ja, hast du sie dann auch immer zugeschnürt?

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#139 Beitrag von Besucher » Sa 31. Aug 2019, 23:51

Hallo cappuccino,
noch etwas würde mich interessieren: War das Überziehen der Kapuze über die Mütze für dich nachvollziehbar, z. B. weil es besonders kalt oder windig war oder war es dann grundsätzlich so geworden, dass beides zusammengehörte?
Ich erinnere mich noch an meine Kindheit, bevor die Kapuze Standard wurde: An sich hatte ich meine Pudelmütze auf und wenn es besonders kalt oder nasskalt war, dann zog mir meine Mutter die Kapuze meines Anoraks oder Parkas über die Mütze. Da legte sie immer selbst Hand an ohne mich dazu aufzufordern. Nur ein einziges Mal war ich eigeninitiativ gewesen. Aber ich weiß noch, als ich eine Zeitlang gemeinsam mit einem Klassenkameraden zur Schule geradelt bin, hatte ich in aller Regel nur die Pudelmütze auf und er immer - aber auch wirklich immer - die Kapuze seines Anoraks über der Mütze und die saß auch bombenfest.

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Re: Kapuzenerlebnisse als Kind

#140 Beitrag von cappuccino » So 1. Sep 2019, 19:28

Hallo Besucher,

war damals schon etwas kalt, von dem her kann ich verstehen, dass ich die Kapuze über die Mütze ziehen musste. Irgendwann reichte dann wieder die Mütze, aber es kam schon auch vor, dass gesagt wurde ich brauche keine Mütze und die Kapuze reicht. Zugebunden habe ich meine Kapuze eigentlich immer. Wenn ich mich recht erinnere war es dann davor allem so, dass ich meine Kapuze dann immer ohne Murren oder Widerworte aufgesetzt habe, aber wieder seltener von mir aus.

Hattest Du Dir auch mal überlegt selbst die Kapuze aufzusetzen, als Du mit Deinem Klassenkameraden unterwegs warst?

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