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von Gast » Mi 11. Apr 2018, 11:08
Auch ich war ein Kind der 70er und Jugendlicher der 80er-Jahre. Die hier erzählten Erlebnisse spiegeln auch einiges von mir erlebten wider. Aber meine Mutter war eigentlich nicht ganz so streng mit mir. Natürlich bestimmte sie auch meistens, wann die Kapuze aufgesetzt werden musste, aber damit lag sie ja auch in den meisten Fällen richtig. Mütze musste ich früher ja sowieso bei kaltem Wetter immer tragen. Als Kleinkind oft so eine Art Pilotenmütze in dunkelblauem Kunstleder mit weißem Innenfell und mit diesen typischen Ohrenklappen. Man, hatte ich dieses Teil gehasst. Oder noch früher musste ich immer so eine weiße Fellmütze in Eierschalenform tragen, die unten einen roten Rand hatte, an dem an jeder Seite jeweils eine Lasche, die oben breit war und die Ohren abdeckte und nach unten schmaler wurden. Auf der einen Seite gab es ein Knopfloch und auf der anderen Seite einen weißen Knopf, so dass damit die Mütze unterm Kinn, wie bei einem Helm geschlossen werden konnte. Bei einem Martinszug regnete es leider feste und ich musste dann noch über diese Mütze die Kapuze meiner hellblauen Öljacke aufsetzen. Dagegen hatte ich, soviel ich mich erinnern kann, auch heftig protestiert, weil sich das ganze auch noch sehr komisch anfühlte. Unten drunter trug ich so eine damals recht übliche, aber meiner Meinung nach auch total hässliche graue Strickjacke mit großen goldenen Knöpfen.
Meine Proteste nützten in diesem Fall aber auch nichts. Da wurde dann mit sofortiger Rückkehr nach Hause gedroht, aber da ich ja gerne am Sankt Martinszug teilnehmen wollte, musste ich eben dadurch.
Meine Mutter suchte sonst eigentlich immer bewusst Jacken oder Anoraks mit Kapuze aus. Manchmal waren es welche mit Teddyfutter für die kälteren Jahreszeiten und für die Übergangszeiten gab es dann, genau auf mein Wachstum abgestimmt, solche recht dünn gesteppten Anoraks, meist in irgendwelchen Blautönen. Öljacken oder Friesennerze gab es natürlich auch immer wieder. Mit ungefähr 8, so kann ich mich erinnern, besaß ich eben so einen leichten schlumpfblauen Anorak, bei dem alles, also auch Ärmel und Kapuze doppelwandig, mit dünnem Fliesfutter gefüllt, und leicht gesteppt war. Diesen trug ich auch relativ gerne, aber auch selbst meine Mutter musste zugeben, dass die feste Kapuze, auch bei darunter getragener Pudel- oder Schlupfmütze aufgesetzt viel zu groß war und mir sogar die Augen verdeckte. Also blieb diese dann auch meistens unten. Die Schlupfmütze, die ich zwar auch nicht besonders mochte, reichte ja. Dieser Anorak wurde ja auch nur in der Freizeit getragen. Für die Schule gab es da meistens solche damals üblichen Kunstlederjacken mit Kapuze und Teddyfell. Die waren gut gegen alles, nämlich Kälte, Regen und Wind.
Früher besaßen meine Eltern für lange Zeit, bis zum Hausbau, einen Dauercampingplatz, so ca. 25 km von unserem Ort entfernt. Dort verbrachten wir von Frühjahr bis Herbst fast jedes Wochenende. Der Wohnwagen wurde nur für Urlaubsfahrten dort wegbewegt. So kam es einmal dazu, dass wir bereits schon an einem milden Wochenende dorthin fuhren um für die beginnende Saison alles vorzubereiten. Ich trug mal wieder auf Anordnung meine Pudelmütze und besagten Anorak und darunter irgendeinen ungeilen Rollkragenpullover. Meine 3 Jahre Ältere Schwester trug eine bunte Strickmütze und einen roten Anorak mit schwarzen gesteppten Innenfutter. Die Kapuze hatte sogar drei Nähte und einen schwarzen Rand mit Sternenmustern. Dieser Rand rahmte auch beidseitig den Reißverschluss ein. Es kam so, wie es kommen musste, denn auf einmal zog sich der Himmel zu und es fing an zu regnen. In den Wohnwagen konnten wir noch nicht, weil mein Vater drinnen noch irgendwelche Dinge umgeräumt hatte und im Auto sitzen wollten wir eigentlich auch nicht.
Meine Schwester und ich waren in der Zwischenzeit bis zum Ende des Zufahrtsweges spaziert als und plötzlich unsere Mutter zurück rief mit den Worten:
"Kommt schnell zurück. Ihr merkt doch dass es regnet!" Natürlich gehorchten wir direkt. Dann öffnete sie den Kofferraum unseres VW K70 und holte für uns zwei nagelneue gelbe Regenjacken heraus. Ich bekam so eine Öljacke mit weißem Innenfutter und Druckknopfverschlüssen. Meine Schwester bekam etwas ziemlich edles, was man eigentlich schon als Regenmantel bezeichnen konnte. Die Jacke glich eigentlich fast einem Friesennerz, aber das blaue Innenteil war mit einem Muster aus roten Kirschen bedruckt. Ich glaube, die war sogar als Wendejacke zu tragen gewesen. Ihr gefiel sie auf jeden Fall ziemlich gut und zog sie direkt über ihren Anorak und setzte die Kapuze über ihre Mütze. Auch ich sollte nun meine neue, ziemlich stark riechende, Öljacke über meinen Anorak ziehen. Meine Mutter hielt mir die Öljacke zum Anziehen bereit hin, erwartete aber nun, dass ich meine viel zu große, leicht gefütterte, Anorak-Kapuze über meine Pudelmütze ziehe. Das wollte ich aber auf gar keinen Fall, weil diese Kapuze eben einfach viel zu groß war und mir aufgesetzt die Sicht nahm. Hätte man sie noch zugebunden, wäre vielleicht nur noch meine Nasenspitze zu sehen gewesen. Beim Aussuchen des Anoraks war ich ja damals auch selbst nicht mit dabei, sonst wäre dieser Mißstand ja bereits direkt aufgefallen. Den hatte meine Mutter bei einer Einkaufstour entdeckt und spontan mitgenommen, weil mir mein dunkelblaues Vorgängermodell mittlerweile etwas zu klein wurde. Außerdem hatte meine Schwester ihre Anorak-Kapuze ja auch nicht aufgesetzt sondern nur die des Regenmantels. Trotzdem bestand sie zunächst weiterhin darauf, mit dem Verweis auf den nun aufkommenden kühlen Wind. Und meine Schwester würde ja schließlich noch sehen, wie schnell sie sich eine Erkältung zuziehen würde. Aber ich entgegnete ihr, dass ich schließlich schon meine Mütze trage und es mir damit warm genug sei. Schließlich war sie scheinbar wohl das Diskutieren satt und zog mir die Öljacke nur einfach so über und setzte mir die Regenkapuze über meine Pudelmütze, schloss die wechselseitigen Druckknöpfe und band die Kapuze, die erstaunlich gut passte, zu.
Ein komisches Gefühl war danach nur, dass mir die Anorak-Kapuze im Rücken drückte und die Regenkapuze auf den Pudel meiner Mütze. Aber das alles war nach ein paar Minuten schnell vergessen. Meine Schwester lief ja schließlich auch freiwillig so herum und es machte ihr nichts aus. Wir genossen es, den Regen auf unsere Regenjacken prasseln zu hören und uns dabei in der frischen Landluft bewegen zu können. Gummistiefel waren dabei natürlich auch Pflicht. Meine Mutter selbst trug zu dieser Zeit so eine typische rote Stoffjacke mit schwarzen Knöpfen und schwarzem Fellbesatz an der Kapuze. Dazu passend so eine schwarze "Eierschalen"-Fellmütze. Auch sie hatte sich einen neuen, echten, blau/gelben Friesennerz übergezogen, ließ aber die Kapuze ihrer Jacke über die Kapuze des Friesennerzes heraushängen und hielt lieber einen Regenschirm in der Hand, was ich in diesem Moment eigentlich auch komisch fand. Aber mit der Zeit genoss ich es so sehr, mit dieser Kleidung durch den Regen zu laufen, dass ich mir nach einem Schauer immer schon wieder den nächsten wünschte.