Gefühle

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#1 Beitrag von Besucher » So 19. Dez 2021, 00:29

Wir haben ja schon viel über die Gefühle geschrieben. Vielleicht kann man hier nochmal gesondert darauf eingehen. Einiges fiel mir wieder ein. Alles aus meiner Kindheit. Ich fand zum Beispiel bei mir interessant - das ist schon eine Ewigkeit her, aber ich weiß es noch genau: Meine Mutter und eine Nachbarin - das war meine Ersatzoma - saßen in einem Zimmer und baten mich, schnell etwas in einem Laden ganz in der Nähe einzukaufen. Ich zog meine Schuhe an, schaute zu ihnen rein und sagte: "Ich gehe jetzt." Meine Mutte sagte nichts. Die Ersatzoma: "Anorak an!" Ich zog brav meinen Anorak an, obwohl mich meine Mutter ohne hätte gehen lassen, und zog auch den Reißverschluss hoch. Ich schaute wieder zu ihnen ins Zimmer und sagte: "Ich gehe jetzt." "Kapuze auf!", rief meine Ersatzoma. Das machte ich auch gleich, aber im Flur und schaute jetzt nicht mehr zu ihnen rein. Das war irgendwie ein Schamgefühl meiner Mutter gegenüber. Das wäre ja absolut nicht notwendig gewesen. Wenn sie mir die Kapuze aufgesetzt und zugebunden hätte - auch in Gegenwart anderer, hätte mir das nicht das Geringste ausgemacht.

Andererseits - als ich von einer Bekannten meiner Mutter einen für ihren Sohn zu klein gewordenen Steppanorak geschenkt bekam, hat mir eben diese Bekannte den Anorak zur Anprobe angezogen und mir vor meiner Mutter auch die Kapuze aufgesetzt. Das hat mir nichts ausgemacht.

Und bei ihr wäre es auch für mich ganz anders gewesen. Einmal - völlig idiotisch: Wir waren dort zu Besuch. Ich kam im Anorak, ging dann mit den anderen Kindern zum Spielen raus. Offensichtlich war es nicht kalt, denn wir brauchten nichts überzuziehen. Ich steckte meine Hausschuhe in die Kapuze des Anoraks an der Garderobe und fragte sie dann später, als sie nach uns schaute, ob sie wüsste, wo meine Hausschuhe sind. Ich sagte dann: "In der Kapuze von meinem Anorak.", und das in der abwegigen Hoffnung, dass sie sagen würde: "Oh ja. Zieh den schnell an und setz auch die Kapuze auf!" Aber das war nur ein Traum. Nur interessanterweise - das hätte mich begeistert - obwohl meine Mutter dabei war und die Anweisung aber nicht von ihr gekommen wäre.

Und wie schon mal beschrieben - als ich mit einer Familie, bei der ich ein paar Tage war, mit mir auf einer kleinen Schiffstour war und mich aufforderten, meine Kapuze aufzusetzen, machte ich das sofort, aber ich stellte mich so hin, dass meine Mutter mich nicht sehen würde, falls sie mit dem Auto auf der entfernten Straße zufällig vorbeifährt, obwohl sie garnicht wusste, dass wir eine Schiffstour machen. - Total daneben! Ein anderes Mal war ich für ein paar Tage bei anderen Leuten - weiter weg von zuhause. Es war abends kühl und da setzte ich von mir aus die Kapuze meines Anoraks auf, ohne dass mich jemand dazu aufforderte. Das wurde von ihnen auch in keiner Weise kommentiert. Oder als ich mit einer anderen Familie unterwegs war - weit weg von meiner Mutter. Wir hatten zwar alle Anoraks an, aber es war absolut nicht kalt. Was ich genau gesagt habe, weiß ich nicht mehr, aber ich habe bei dem Vater meines Freundes bewusst das Thema Kapuze angesprochen. Er meinte, wenn man empfindlich ist, sollte man die Kapuze aufsetzen. Empfindlich war ich zwar nicht, aber schon hatte ich sie auf - sonst weit und breit niemand - und ich bat seine Mutter, mir diese zuzubinden, obwohl ich das ja auch selbst hätte tun können. Die habe ich auch im Auto aufbehalten und erst in der Wohnung wieder abgesetzt.

Wenn ich dagegen mit meiner Mutter unterwegs war und es zwischendurch mal kühl wurde hätte ich die Kapuze gern auf gehabt, aber ich habe nichts gesagt oder getan. Ich hätte sie doch einfach aufsetzen können! Das hätte meine Selbstständigkeit unterstrichen.

Andererseits - einmal brachten wir Angehörige zum Bahnhof und es war kalt. Das hatte ich auch kommentiert. Dann hieß es: "Setz doch deine Kapuze auf!" Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Und ich habe sie auch ganz fest zugeschnürt. Aber eigeninititiv hätte ich mich nicht getraut.

Oder: Als ich mit einem Schulfreund mit dem Fahrad zum Hallenbad losstarten wollte, sah meine Mutter im Hof, dass ich keine Mütze aufhatte. (Das war noch nicht die Zeit, wo sie grundsätzlch immer aufzusetzen war.) Dann sagte sie: "Du hast keine Mütze auf. Setzt auf dem Heimweg auf jeden Fall eure Kapuzen auf!" Am liebsten hätte ich gesagt: "Ich kann sie ja jetzt schon aufsetzen." Das habe ich aber nicht. Aber ich hätte mich gefreut, wenn sie gesagt hätte, dass ich sie jetzt schon aufsetzen soll. Wir haben unsere Kapuzen dann auch gehorsam beim Rausgehen gleich aufgesetzt, aber in die Wohnung gekommen bin ich damit nicht. Ich habe sie schon an der Haustür abgesetzt. - Komisch.

Wenn Sie mir bei sehr kaltem Wetter den plüschgefütterten Parka zum Anziehen gab. ich die Skimütze runterziehen und den Schal umbinden musste und sie mir dann die Kapuze aufsetzte, machte mir das garnichts aus. Oder der Gedanke von ihr, dass ich die gefütterte Regenjacke über den Anorak mit aufgesetzter Kapuze ziehen sollte - was jedoch kaum umgesetzt wurde - war für mich völlig o.k. Das hätte ich eigentlich gern gehabt, aber da die gefütterte Regenjacke in aller Regel ausreichte, kam der Gedanke nicht mehr von ihr und allein habe ich das nur einmal umgesetzt.

Damals hatte ja die Mütze noch Priorität, wenn auch die Kapuze außerhalb der Mützenzeit ebenfalls zum Einsatz kam. Wie lange habe ich innerlich rumgeeiert, bis ich den Plan hatte, für eine kleine Radtour zu sagen: "Damit es nicht so in den Nacken zieht, ziehe ich mal die Kapuze über die Mütze." Dann habe ich die versteckte Kapuze schnell rausgezogen, aufgesetzt und zugebunden, bevor meine Mutter auf die Idee kommen konnte, einen Schal zu nehmen. Wie unnötig, so komisch berührt zu sein. Wie oft hat mir meine Mutte die Anorakkapuze über die Mütze gezogen und zugeschnürt, wenn es sehr kalt oder ungemütlich war. Aber dieser eine Einsatz war von vielen Gefühlen begleitet.

Meine Mutter hatte mir einmal das Regencape meines Vaters zum Radfahren übergestreift. Da waren noch einige Zusätze dabei, die mich überforderten. Deshalb habe ich alles abgelehnt (Ausnahme sowas) und bin nur im Anorak gefahren. Dabei hätte mich das Cape allein sehr gereizt. Für Radtouren habe ich es immer mitgenommen, aber leider nie gebraucht. Aber ich hatte nicht den Mut, für keine Fahrten in den Ort danach zu fragen, obwohl ich doch oft bei Regen unterwegs war und pitschnass - trotz Anorak - wieder nach Hause kam. Und immer wieder habe ich von diesem Cape geträumt. Und meine Mutter hätte sich wahrscheinlich auch gefreut, wenn ich es übergezogen hätte.

Besucher

Re: Gefühle

#2 Beitrag von Besucher » So 19. Dez 2021, 23:10

Noch ein Nachtrag zu oben - jetzt aus der Erwachsenenzeit.
Bei dem jetzigen Wetter ist der Anorak mit aufgesetzter und zugebundener Kapuze Standard und wird oft ergänzt durch Mütze drunter sowie Regenjacke oder Warnjacke (jeweils mit aufgesetzter Kapuze) drüber. Da gibt es auch nur Wohlgefühle.
Aber - wie schon mal berichtet - ich machte mit einer Familie einen Spaziergang. So kalt war es nicht, aber ich gab meinen Gefühlen nach und setzte die Kapuze meines wattierten Parkas auf und schnürte sie zu. - Hätte ich Hemmungen haben sollen? - Der Vater sagte zu seinem kleinen Sohn: "Er hat seine Kapuze aufgesetzt. Setz du deine auch auf!"
Auf dem Weg zum Brötchenholen war es nicht so kalt, aber ich hatte meinen Anorak an. Auf einem kleinen Wegstück, auf dem mir nie jemand entgegenkommt, setzte ich meine Kapuze auf und schnürte sie fest zu, weil es mich reizte. Notwendig war es wirklich nicht. Tatsächlich kam dann jemand. Aber keine Reaktion. Oder - zweimal passiert - ich schaue aus dem Fenster: Es regnet leicht. 5 Minuten später ziehe ich mich an: Anorak und Regencape drüber mit zugebundener Kapuze. Es regnete nicht mehr. Ich ließ es an. Ein paar Leute begegneten mir - auch keine Reaktion. Oder - es war draußen mild, aber weil ich mit dem Rad etwas erledigen wollte, zog ich doch meinen Anorak drüber - im Gegensatz zu sonst, ohne die Kapuze aufzusetzen, weil es so mild war. Dann fuhr ich ein Stück zwischen den Ortschaften und da ging doch etwas Wind, so dass ich die Kapuze dann doch aufsetzte. Als ich zurückkam spielten die Nachbarskinder draußen und ich hatte die Kapuze (sah sogar etwas wuchtig aus) immer noch auf. Die Kinder hatten keine Anoraks oder Jacken an. Auch hier: Keine Reaktion.
In den letzten drei Fällen war mir schon etwas komisch zumute. Aber es war völlig unnötig.

JeansParka
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Re: Gefühle

#3 Beitrag von JeansParka » Mo 29. Aug 2022, 16:13

Ich habe den Beitrag eben erst entdeckt und möchte dazu sagen, dass diese intensiven Gefühle, die die Kapuze von klein auf auslösten, ja das Besondere ist, was mich in gewisser Weise noch bis heute intensiv fühlen lässt. Da kommt bei mir Intensität zum einen und dazu die ganze Breite der Gefühlspallette zum anderen zusammen.

Es begann ja in meiner Erinnerung damit, dass ich die Kapuze nicht tragen wollte, gefühlt war es Angst ja fast Panik in die Kapuze gepackt zu werden. Dieses Gefühl musste ich irgendwie aushalten, denn meine Mutter sah mich ja eher als "bockig" und "uneinsichtig", so dass sie mir diese dann konsequent und relativ stramm (fast) immer zugebunden hat. Nach anfänglicher Gegenwehr fühlte ich mich dann ja eingesperrt und ohnmächtig so draußen gekleidet zu sein. Schamgefühle anderen Kindern gegenüber entstanden auch, zum einen weil meine Mutter mich zur Kapuze zwang zum anderen aber auch wenn diese keine Kapuze trugen oder diese nicht zugebunden wurde. Das war der Start im Vorschulalter, der mich dann vor allem lähmte und ich die Prozedur des Kapuze aufgesetzt und zugebunden bekommen einfach über mich ergehen ließ. Zur Angst bzw. Panik vor der Kapuze kam dann hinzu, dass diese natürlich abebbte wenn ich erst mal so verpackt und draußen war. Ich hatte zwar Schamgefühle - sei es wegen verlorenen Machtkampf mit der Mutter, sei es weil ich einer der wenigen war oder vielleicht auch weil ich meiner Mutter glauben wollte, dass die Kapuze so gehört und gut so schützt usw., ich das aber obwohl es richtig war überhaupt nicht mochte. Aber meine Angst/Panik ließ dann auch nach und ich merkte, dass man Kapuze auf dem Kopf gut aushalten kann und zugebunden sorgte sie dafür, dass sie gut fixiert jede Bewegung mitmachte, also überhaupt nicht störte und sie hielt mich sogar warm, auch das merkte ich so langsam. Also neben diesen eher schwierigen Gefühlen entwickelten sich angenehme Gefühle, wenn ich die Kapuze aufhatte, auch und gerade wenn sie fest zugebunden war. Das entwickelte sich soweit, dass ich es förmlich liebte die Kapuze fest auf den Kopf zu spüren und die Kordel als Gesichtsumrandung verstärkte das Gefühl von, ich sag mal Wärme und Sicherheit. Das kollidierte aber so mit den alten Gefühlen und meine Gegenwehr, dass das keiner wissen durfte, also ein Gefühl von Geheimnis kam dazu, etwas geheimnisvolles in mir zu tragen. Richtig schön war das wenn ich mit meiner Cousine bei ihr war und es in der Kapuzenzeit nach draußen ging. Meine Tante hat zunächst sie dann immer so liebevoll verpackt, von der kuscheligen Kapuze gesprochen und auch immer auf das Zubinden wert gelegt. Wie es meiner Cousine wirklich damit ging weiß ich nicht, wir haben nie darüber gesprochen. Sie setzte sich meist erst die Kapuze auf nachdem sie ihre Mutter gefragt hatte, ob sie die Kapuze bräuchte was diese dann oft bejahte und anschließend meinte, dass es besser wäre diese zuzubinden bzw. "oben ordentlich zuzumachen". Ich genoss es förmlich dabei zuzusehen wie dann meine Cousine ordentlich verpackt wurde, auch weil ich wusste, dass ich dann auch gleich dran komme, ich war nicht allein und wurde liebevoll verpackt, wie ich es inzwischen sehr mochte, es fühlte sich gut an, wenn dann meine Tante meinte, dass "wir dich jetzt auch noch kuschelig einpacken". Und damit war die Kapuze auch schon liebevoll, ggf. über die Mütze, auf dem Kopf und mit Worten wie "so und damit auch du kuschelig warm bei dieser Kälte bleibst mach ich sie noch zu". Dann gab es noch Handschuhe und raus ging es. meiner Cousine schien die kapuze und das Zubinden nichts auszumachen, aber ich weiß nicht wie es ihr wirklich damit ging. Später habe ich mitgekriegt bzw. wahrgenommen, dass meine Tante genauso konsequent und streng in ihrer Einstellung zur Kapuze war, aber das eben auf eine andere Art und Weise umgesetzt hat. Diese Erlebnisse mit meiner Tante und Cousien waren vor allem in der Grundschulzeit und damit war quasi die ganze Gefühlspallette mit der Kapuze intensiv bei mir erfahren und immer wenn es um Kapuze ging kamen die wieder hoch, wurden fühlbar!
Ich selbst war irgendwie dann in der weiteren Kindheit eher Handlungsunfähigkeit jedenfalls was Selbstständigkeit mit der Kapuze betraf. Ich wollte sie und irgendwie auch wieder nicht tragen, wollte sie zubinden und irgendwie auch wieder nicht. Aber es gab ja ziemlich feste Regeln bei meiner Mutter, wie bei vielen Kindern meiner Generation auch, was das Tragen der Kapuze betraf und so folgte ich diesen. Aber bei jedem neuen Aufsetzen der Kapuze, bei jedem Zubinden, sei es durch meine Mutter oder durch mich, kamen diese Gefühle spürbar in mir hoch, die ganze Palette. Gleichzeitig war ich förmlich unfähig mir die Kapuze aufzusetzen und zuzubinden, wenn es keine Aufforderung dazu gab oder keine Regel es hergab. Wenn mir kalt wurde brauchte ich die Aufforderung, wobei die auch darin bestehen konnte, dass andere auch Kinder ihre Kapuze aufsetzten. Ausnahme, wenn ich allein unterwegs war, dann habe ich den leisesten Grund gefunden mir die Kapuze aufzusetzen und zuzubinden, besonders im dunkeln, die damit verbundenen Gefühle waren einfach zu verlockend. Allerdings immer bevor ich irgendwo ankam, sei es zuhause, sei es woanders, bevor ich dann auf meine Mutter oder andere Menschen traf, war sie wieder unten!
Ja und heute löst die Kapuze immer noch intensive Gefühle aus, trage sie oft, bin einer der ersten der die Kapuze aufsetzt, teilweise auch an einem kühlen eher windigen Sommerabend und binde sie ggf. auch zu. Ich genieße es warm zu bleiben, ich genieße es die Kapuze auf meinem Kopf bzw. auch am Gesichtsrand zu fühlen, ich genieße es wenn sie zugebunden mir die Sicherheit gibt, dass sie gut sitzt und oben bleibt und ich genieße auch die vielen Gefühle, die im Ansatz zumindest immer noch da sind! Ich trage die Kapuze nach meinem Wärmebedürfnis, das heißt manchmal - gerade bei Bewegung wie Rad fahren oder spazieren gehen- wird mir schnell zu warm darunter und ich brauche eine dünnere Kapuze oder ich kann beim gehen, die Kapuze im Winter über der Mütze nicht zubinden, weil mir dann zu heiß am Kopf wird und ich Kopfschmerzen bekomme, dann bedarf es schon eine kalte Briese dazu. Aber insgesamt kann ich sagen, dass die Gefühle, die Intensität und Breite der Gefühle die Kapuze vom aufsetzen bis zubinden erst zu dem für mich gemacht hat was sie für mich immer noch ist: Etwas ganz Besonderes, ein besonderes Tragegefühl, ganz besondere Emotionen!
Ergänzend vielleicht noch, all diese Gefühle ballten und ballen sich intensiv wenn die Kordel stramm gezogen wird und sich die Kapuze spürbar und eng um den Kopf legt, die Kordel dann spürbar auf dem Gesichtsrand sich drückt und dann durch eine Schleife gesichert wird, das ist einfach unbeschreiblich für mich was ich dann erlebt habe und in gewisser Weise immer noch erlebe!

KWay-Fan
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Re: Gefühle

#4 Beitrag von KWay-Fan » Mo 29. Aug 2022, 21:44

Es war wohl Ende der 80-er, da hatte ein Mädchen aus der Nachbarschaft einen knallorangen Ski-Overall mit weißen und dunkelbraunen Elementen. Er muss wohl aus Nylon gewesen sein . . . denn er raschelte unglaublich laut bei ihrer geringsten Bewegung. Sie hatte nicht nur den Overall an, sondern auch die Kapuze auf und schön zugebunden. Wenn sie ihren Kopf drehte, passierte dies in der Kapuze, die selbst unverändert blieb.
Gott, was hätte ich dafür gegeben, an ihrer Stelle zu sein. Es war ein Fest für mich, mit ihr draußen im Schnee zu sein. Sie war wohl 12 und ich 14 Jahre alt.

Daunenkapuze
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Re: Gefühle

#5 Beitrag von Daunenkapuze » Di 30. Aug 2022, 05:13

Hallo KWay Fan,
das glaube ich dir gern.
Mir wäre es auch nicht anders ergangen.
An so etwas schönes denkt man gerne zurück.
Auch heute ist es ein schöner Anblick, wenn man schöne evt. auch sehr seltene Daunensachen an schönen Frauen sieht.
Bald haben wir ja das Glück unsere schönen Sachen wieder selbst zu tragen und andere zu bewundern / beobachten.
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag
Die Daunenkapuze
Dicke ,große,glänzende Daunenkapuzen sind toll...

JeansParka
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Re: Gefühle

#6 Beitrag von JeansParka » Fr 9. Sep 2022, 08:11

"Es begann ja in meiner Erinnerung damit, dass ich die Kapuze nicht tragen wollte, gefühlt war es Angst ja fast Panik in die Kapuze gepackt zu werden"

Das hatte ich unter anderem zu diesen Beitrag geschrieben. Nun ist in meine Erinnerung in Bruchstücken ein Ereignis eingefallen, was diese Angst wahrscheinlich bzw. möglicherweise begründet. Ich muss damals so 3 1/2 Jahre gewesen sein. Einen Anorak mit Kapuze hatte ich noch nicht. Damals war immer Mantel, Mütze und Schalangesagt wenn es kälter wurde. Wie ich an anderer Stelle aber schon mal schrieb, hatte ich von meiner Cousine ein rotkariertes Regencape geerbt, das vorne mit Druckknöpfen geschlossen wurde und schon reichlich eng war.
An dem Tag wurde ich mehr oder weniger aus meinem Mittagsschlaf gerissen und von meiner Mutter in dieses Cape gesteckt, die Armdurchlässe wurden mittels Druckknöpfe geschlossen, die Kapuze aufgesetzt und fest zugebunden. Hintergrund war, dass es in strömen regnete und die Kohlenlieferung für den Winter gekommen war. Diese musste nun in den Schuppen gebracht werden und wohl wegen dem Regen war es eilig und hektisch. Wir wohnten damals noch bei meiner Oma in einer der beiden Einliegerwohnungen. Gefühlt machte mir das so verpackt werden nichts aus. Ich war es wohl gewohnt, es war bei Regen für mich normal und ich stand dem neutral gegenüber. Allerdings war dieses aus dem Schlaf gerissen werden belastend. Meine Mutter wollte aber wohl nicht, dass ich alleine in der Wohnung blieb und nicht da sein wenn ich aufwachte.
Unten angekommen war meine Oma bereits aktiv mit der Kohle beschäftigt, Ich glaube es waren Briketts, die gestapelt werden mussten. Zu ihrer Hilfe waren zwei Frauen dabei, die die Briketts in Schubkarren nach drinnen fuhren. Diese beiden Frauen erkannte ich nicht. Sie trugen beide Stepanoraks, die damals in Mode kamen, hatten beide die Kapuzen als Regenschutz aufgesetzt und stramm vorne zugebunden. Zunächst waren sie erfreut, dass meine Mutter dazu kam. Meine Mutter wurde für das stapeln drinnen eingeteilt. Ich war etwas geschockt zwei fremde Frauen anzutreffen, denn Fremde kamen damals kaum auf den Hof, aber als ich ihre Stimmen hörte, da kam mir die Vermutung, dass es zwei meiner Tanten (nicht meine Lieblingstante von deren Tochter ich das Cape geerbt hatte. Aber so eingepackt kannte ich sie gar nicht, Auch kannte ich sie nicht so hektisch und schlecht gelaunt. Ständig meckerten sie mit mir, ich solle nicht im Weg rumstehen. Irgendwann meinte meine Mutter dann, dass es so stark regnete, dass ich im Schuppen bleiben soll. Im Prinzip sollte ich da irgendwo an der Seite stehen und nicht in den Fahrweg der Tanten laufen. Plötzlich spürte ich auch meine Verpackung unangenehm, wie eingesperrt, Hände im Cape gefangen und Kapuze (überflüssigerweise) fest zugeschnürt, ich war ja drinnen. Meine Mutter hatte keine Zeit mich zu befreien und ich wurde angehalten ruhig zu bleiben und geduldig zu warten bis sie fertig waren, "es dauert nicht mehr lange" . Ich merkte eine aufkommende Angst für immer so "eingesperrt" sein zu müssen. Ich war ja erst drei. So war ich natürlich laufend weiter im Weg und meine in verschnürte Kapuzen gehüllten Tanten, ich war mir inzwischen ziemlich sicher dass sie es waren, schimpften immer mehr mit mir, dass ich nicht stören sollte und so weiter. Bis dahin kannte ich sie nur als freundlich mir gegenüber. Ja und nach dem die Kohlen im Schuppen waren saßen wir noch alle zusammen in der Küche (einzig warmer Raum damals tagsüber) zum aufwärmen und tranken Tee. Ich war inzwischen natürlich aus meinem Cape befreit und auch meine Tanten hatten ihre vor Feuchtigkeit glänzenden Stepnylonanoraks samt Kapuze augezogen und zum trocknen aufgehängt. Nun erkannte ich sie sicher, meine Vermutung stimmte also und plötzlich waren sie, wie auch meine Mutter und Oma, gar nicht mehr hektisch und wieder gut gelaunt, ja wohl fröhlich, dass man es geschafft hatte und auch wieder so freundlich mit mir wie ich es kannte.. Ich erinnere mich aber, dass mich der Regen als ich noch draußen im Cape war gar nicht gestört hatte. Damals waren diese Capes noch 100%ig wasserdicht und dieses war auch ganz lang geschnitten. Wohl aber litt ich unter der Situation so eingepackt und verschnürt wie gefangen in Cape und Schuppen sein zu müssen und wahrscheinlich assoziierte ich die schlechte Laune meiner Tanten dann auch mit den fest verschnürten Kapuzen und nicht dem Regen. Als sie sich "befreit" hatten waren sie schließlich wieder erkennbar, auch von ihrem Verhalten und guter Dinge. Ich denke das diese eigene Wahrnehmung und Wahrnehmung meiner Tanten dazu geführt hat fest verschnürten Kapuzen mit einer Angst zu begegnen und es nicht selbst erleben zu wollen. Es ist wohl ein Trauma für kleine Kinder wenn alle Erwachsenen böse (auf einen) sind.
Ich möchte dazu nur sagen, dass ich meine Erinnerung ein bisschen mit Schlussfolgerungen ausgeschmückt habe. Tatsächlich erinner ich mich nur an 4 Szenen: Als meine Mutter mich im Halbschlaf verpackt hate (neutrale Emotion), als wir unten ankamen und ich meine Tanten nicht erkannt habe (Schockhafte Emotion), als ich im Schuppen stehen musste, verpackt und gefangen und trotzdem immer angeraunzt wurde insbesondere von meinen Tanten, die ich nicht sicher erkannte (Emotion der Panik und Verzweiflung) und an das Beisammensein in der Küche (Erleichterung).

Besucher

Re: Gefühle

#7 Beitrag von Besucher » Fr 9. Sep 2022, 17:34

Zu obigem Beitrag möchte ich anmerken, dass ich mir das durchaus vorstellen kann, dass sich so ein Ereignis noch über Jahre hinweg auf jemanden auswirken kann - wie hier z. B. auf das Aufsetzen der Kapuze. Das erinnert mich an ein Vorkommnis, von dem ich schon geschrieben hatte, aber in einem anderen Zusammenhang. Das war, als ich mit einer anderen Familie, die einen paar Jahre jüngeren Jungen hatten, einen Ausflug auf einem Flussschiff machte. Der Junge und ich hatten unsere Anoraks an. Es war nicht kalt, sonst hätte mir meine Mutter ja die Pudelmütze mitgegeben. Aber auf dem Schiff ging ein kühler Wind und seine Eltern sagten zu ihm, dass er seine Kapuze aufsetzen soll. Da meinte er mit Blick auf mich, dass ich meine ja auch nicht auf habe. So haben mich seine Eltern auch aufgefordert, meine Kapuze aufzusetzen. Sie hätten aber auch sagen können, dass ich ja schon größer bin und die Kapuze nicht brauche. Und wenn das nicht gleich gewirkt hätte, dann ihm seine Kapuze überziehen und demonstrativ ganz fest zubinden können. Das hätte dann bei ihm eine gewisse Abneigung gegen die Kapuze hervorrufen können, so ähnlich wie es bei JeansParka war. Nur eben nicht mit Angsgefühlen, sondern aus Abneigung: "Nur ich, der Kleine, muss die Kapuze aufsetzen. Die anderen brauchen das nicht. Wenn ich sie nicht aufsetze, bin ich auch groß." Dazu kam es aber nicht, weil ich dann gleich gehorsam meine Kapuze aufsetzte und er dann auch meinem Beispiel folgte.
Was das Beispiel betrifft: Bei einer anderen Situation war es mal anders herum; da war ich auch schon älter. Ich war mit einer Familie spazieren - meine Mutter war nicht dabei. Ich hatte einen wattierten Parka an - es war nicht kalt und ich weiß nicht mehr - war es ein Lüftchen oder fehlten 1 oder 2 Grad zum Wohlfühlgefühl, und so setzte ich meine Kapuze auf und schnürte sie gut zu. Eigentlich hätte es nicht sein müssen. Da meinte der Vater zu seinem Jungen: "Er hat seine Kapuze aufgesetzt, dann setz du deine auch auf!" Da gab es dann auch keine Schwierigkeiten.
Ich denke, auch das Beispiel der Eltern wirkt sich hier entsprechend aus. Klar, der Kleine wird fertig gemacht: Anorak an, Mütze auf, Kapuze drüber und zugezogen. Aber irgendwann wird er bzw. sie sich mit den Eltern vergleichen. Hängt deren Kapuze nur herunter und haben sie nichts auf oder immer nur eine Mütze? Dann könnte den Kindern die Kapuze vielleicht auch überdrüssig werden. Sehen sie die Eltern auch unter der Kapuze, dann dürfte es weniger Probleme geben.

Besucher

Re: Gefühle

#8 Beitrag von Besucher » So 11. Sep 2022, 09:58

Mir ist noch etwas zu den Gefühlen eingefallen, was total unlogisch ist. Wie schon beschrieben, habe ich meine Kapuze sofort aufgesetzt, wenn meine Mutter mir das sagte. Es hat mir nichts ausgemacht, wenn sie sie mir aufgesetzt und zugebunden hat - auch vor anderen. Aber als ich einmal - ich war damals 11 - für ein paar Tage bei einer befreundeten Familie war, ging mir das immer durch den Kopf, dass es so gut war, dass ich nur meine Windjacke dabei hatte und nicht den Anorak. Es war auch noch nicht so kalt. Der Mann machte gern Fotos und wenn diese uns betrafen, bekamen wir Abzüge. Wenn ich die Kapuze hätte aufsetzen sollen und ich wäre dann fotografiert worden und meine Mutter hätte das Bild bekommen - das wäre schrecklich für mich gewesen. Dabei hätte meine Mutter garnichts dazu gesagt.

JeansParka
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Re: Gefühle

#9 Beitrag von JeansParka » Mo 12. Sep 2022, 09:05

Besucher hat geschrieben:
So 11. Sep 2022, 09:58
Mir ist noch etwas zu den Gefühlen eingefallen, was total unlogisch ist. Wie schon beschrieben, habe ich meine Kapuze sofort aufgesetzt, wenn meine Mutter mir das sagte. Es hat mir nichts ausgemacht, wenn sie sie mir aufgesetzt und zugebunden hat - auch vor anderen. Aber als ich einmal - ich war damals 11 - für ein paar Tage bei einer befreundeten Familie war, ging mir das immer durch den Kopf, dass es so gut war, dass ich nur meine Windjacke dabei hatte und nicht den Anorak. Es war auch noch nicht so kalt. Der Mann machte gern Fotos und wenn diese uns betrafen, bekamen wir Abzüge. Wenn ich die Kapuze hätte aufsetzen sollen und ich wäre dann fotografiert worden und meine Mutter hätte das Bild bekommen - das wäre schrecklich für mich gewesen. Dabei hätte meine Mutter garnichts dazu gesagt.
Hallo Besucher,
ich finde das gar nicht so unlogisch, gerade wenn man es unter den Gesichtspunkt der Gefühle sieht. Ohne Gefühle ist die Kapuze letztlich ein Schutz gegen Kälte, Wind und Regen und das Zubinden insofern praktisch, dass sie dadurch gut fixiert werden kann um dann nicht bei Kopfdrehungen zu verrutschen zum Beispiel vor die Augen. Gleiches bei Wind oder auf dem Fahrrad, denn eine gut zugebunden Kapuze brauch ich dann nicht mit der Hand festhalten, damit sie oben bleibt. Ein Bild, das sich heute ja bei Regen öfter bietet.
Das ist das rein praktische und wenn es zum Wetter passt völlig neutral. Die Gefühle werden ja dadurch ausgelöst, wenn die Kapuze unpassend eingesetzt wird, zum Beispiel auch als Bestrafung oder auch sie muss oben bleiben obwohl es zum Beispiel zu warm geworden ist oder aus Kontrollzwecken zugebunden wird. Natürlich auch wenn man anfängt zu vergleichen und nicht auffallen mag, was ja als Kind normal ist, und dann feststellt ich bin der einzige der die Kapuze immer zubinden muss bzw. zugebunden bekommt, selbst wenn es nur aus Altersgründen ist. Natürlich kann es auch sein, denn am Kopf ist der Mensch sehr empfindlich, dass man wirklich sich in der Kapuze eher eingeengt fühlt und damit unwohl. Natürlich könnte die Mutter dann darauf achten beim Kauf oder auch beim zubinden, dass das Kind sie nicht als störend empfindet. Du hast ja an anderer Stelle schon mal beschrieben und ich kann das bestätigen, dass man eine für den Kopf passende Kapuze so zubinden kann, dass man sie beim spielen oder wobei auch immer glatt vergessen kann, es sei denn sie ist gefühlsmäßig belastet.
Bei dir hört es sich so an als wenn du die Kapuze viel lieber mochtest als vorher die Mützen und es als Belohnung empfindest bzw. empfandst Kapuze, gerne auch eng gebunden, tragen zu dürfen. Zumal sich deine Mutter ja immer sehr viel Mühe gegeben hat, dass sie passend und angemessen war. Sie hat ja sogar Veränderungen zu deinem Wohl vorgenommen. Ich könnte mir vorstellen, dass es wirklich eine Belohnung für dich war, aber eine Belohnung darf man sich nicht selbst geben und möglicherweise hast du deshalb auf die Genehmigung gesetzt, wenn sie auch noch so knapp war!

Besucher

Re: Gefühle

#10 Beitrag von Besucher » Di 13. Sep 2022, 09:37

JeansParka hat geschrieben:
Mo 12. Sep 2022, 09:05
Besucher hat geschrieben:
So 11. Sep 2022, 09:58
Mir ist noch etwas zu den Gefühlen eingefallen, was total unlogisch ist. Wie schon beschrieben, habe ich meine Kapuze sofort aufgesetzt, wenn meine Mutter mir das sagte. Es hat mir nichts ausgemacht, wenn sie sie mir aufgesetzt und zugebunden hat - auch vor anderen. Aber als ich einmal - ich war damals 11 - für ein paar Tage bei einer befreundeten Familie war, ging mir das immer durch den Kopf, dass es so gut war, dass ich nur meine Windjacke dabei hatte und nicht den Anorak. Es war auch noch nicht so kalt. Der Mann machte gern Fotos und wenn diese uns betrafen, bekamen wir Abzüge. Wenn ich die Kapuze hätte aufsetzen sollen und ich wäre dann fotografiert worden und meine Mutter hätte das Bild bekommen - das wäre schrecklich für mich gewesen. Dabei hätte meine Mutter garnichts dazu gesagt.
Hallo Besucher,
ich finde das gar nicht so unlogisch, gerade wenn man es unter den Gesichtspunkt der Gefühle sieht. Ohne Gefühle ist die Kapuze letztlich ein Schutz gegen Kälte, Wind und Regen und das Zubinden insofern praktisch, dass sie dadurch gut fixiert werden kann um dann nicht bei Kopfdrehungen zu verrutschen zum Beispiel vor die Augen. Gleiches bei Wind oder auf dem Fahrrad, denn eine gut zugebunden Kapuze brauch ich dann nicht mit der Hand festhalten, damit sie oben bleibt. Ein Bild, das sich heute ja bei Regen öfter bietet.
Das ist das rein praktische und wenn es zum Wetter passt völlig neutral. Die Gefühle werden ja dadurch ausgelöst, wenn die Kapuze unpassend eingesetzt wird, zum Beispiel auch als Bestrafung oder auch sie muss oben bleiben obwohl es zum Beispiel zu warm geworden ist oder aus Kontrollzwecken zugebunden wird. Natürlich auch wenn man anfängt zu vergleichen und nicht auffallen mag, was ja als Kind normal ist, und dann feststellt ich bin der einzige der die Kapuze immer zubinden muss bzw. zugebunden bekommt, selbst wenn es nur aus Altersgründen ist. Natürlich kann es auch sein, denn am Kopf ist der Mensch sehr empfindlich, dass man wirklich sich in der Kapuze eher eingeengt fühlt und damit unwohl. Natürlich könnte die Mutter dann darauf achten beim Kauf oder auch beim zubinden, dass das Kind sie nicht als störend empfindet. Du hast ja an anderer Stelle schon mal beschrieben und ich kann das bestätigen, dass man eine für den Kopf passende Kapuze so zubinden kann, dass man sie beim spielen oder wobei auch immer glatt vergessen kann, es sei denn sie ist gefühlsmäßig belastet.
Bei dir hört es sich so an als wenn du die Kapuze viel lieber mochtest als vorher die Mützen und es als Belohnung empfindest bzw. empfandst Kapuze, gerne auch eng gebunden, tragen zu dürfen. Zumal sich deine Mutter ja immer sehr viel Mühe gegeben hat, dass sie passend und angemessen war. Sie hat ja sogar Veränderungen zu deinem Wohl vorgenommen. Ich könnte mir vorstellen, dass es wirklich eine Belohnung für dich war, aber eine Belohnung darf man sich nicht selbst geben und möglicherweise hast du deshalb auf die Genehmigung gesetzt, wenn sie auch noch so knapp war!
Hallo JeansParka,
wenn du von Belohnung schreibst - wenn ich außer Sicht- oder Informationsweite meiner Mutter war, habe ich mich auch schon selbst "belohnt". Aber wenn das "offiziell" war, dann war das natürlich viel angenehmer, wie z. B. als sie mal beim Wegfahren sagte, dass ich auf dem Rückweg die Kapuze aufsetzen solle. Da habe ich ab diesem Zeitpunkt schon darauf hingefiebert. Oder als wir am Bahnhof warteten und ich sagte, dass es kalt sei und sie dann meinte: "Setz doch deine Kapuze auf!". Da zögerte ich keine halbe Sekunde und wie du richtig geschrieben hast, habe ich sie auch eng zugebunden. Das war zwar auch nur eine dünne versteckte Kapuze, aber die war so klein, dass man sie fest zubinden konnte, was ich wirklich gern mochte und machte. Da hätte auch keine Mütze drunter gepasst. Die dünne und versteckte Kapuze meines anderen Anoraks war vor der Bearbeitung durch meine Mutter eben zu groß, so dass ich sie nur locker zubinden konnte, damit sie nicht in die Augen ging, und das störte mich. Aber besser so, als mit Mütze. Mit Mütze drunter war es natürlich gut und das habe ich auch gemocht. Wenn es nicht so kalt war, dass ich die Mütze drunter brauchte, habe ich meistens den anderen Anorak genommen, eben weil ich diese Kapuze fest zubinden konnte. Ich habe es auch geschätzt, dass meine Mutter bei der Regenjacke und dem Windbreaker die Kordel durch wirklich stramme Gummis ersetzt hat, die einem guten Zubinden entsprachen, so dass sie gut saßen und kein Wind an die Ohren kam.

Besucher

Re: Gefühle

#11 Beitrag von Besucher » Di 13. Sep 2022, 12:25

Als Nachtrag zu oben bzgl. des festen Zubindens fiel mir noch ein, wie schon mal berichtet, dass ich zusammen mit einem älteren Herrn bei einer Familie eingeladen war, deren kleinen Kinder - etwa 6 J. - zum Rausgehen fertiggemacht werden sollten. Die Kinder selbst baten den ältern Herrn (leider nicht mich) ihnen die Kapuze ihres Anoraks aufzusetzen und FEST zuzubinden. Interessant - schon in diesem Alter.
Was die Zeit meiner Kindheit betrifft - bei mir und bei anderen - war es allgemein üblich, die Kapuze immer fest - aber nicht extrem - zuzubinden. An das lockere Aufsetzen könnte ich mich weder bei mir noch bei anderen erinnern. (Worte meiner Mutter: "Setz die Kapuze auf! Mach sie gut zu!") Auch wenn die Mütze drunter war und die Kapuze bei hochgezogenem Reißverschluss dann eigentlich fest saß, wurde sie zugebunden.

JeansParka
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Re: Gefühle

#12 Beitrag von JeansParka » Mi 14. Sep 2022, 13:48

Besucher hat geschrieben:
Di 13. Sep 2022, 12:25
Als Nachtrag zu oben bzgl. des festen Zubindens fiel mir noch ein, wie schon mal berichtet, dass ich zusammen mit einem älteren Herrn bei einer Familie eingeladen war, deren kleinen Kinder - etwa 6 J. - zum Rausgehen fertiggemacht werden sollten. Die Kinder selbst baten den ältern Herrn (leider nicht mich) ihnen die Kapuze ihres Anoraks aufzusetzen und FEST zuzubinden. Interessant - schon in diesem Alter.
Was die Zeit meiner Kindheit betrifft - bei mir und bei anderen - war es allgemein üblich, die Kapuze immer fest - aber nicht extrem - zuzubinden. An das lockere Aufsetzen könnte ich mich weder bei mir noch bei anderen erinnern. (Worte meiner Mutter: "Setz die Kapuze auf! Mach sie gut zu!") Auch wenn die Mütze drunter war und die Kapuze bei hochgezogenem Reißverschluss dann eigentlich fest saß, wurde sie zugebunden.
Hallo Besucher,

wann war denn deine Kindheit? Nach meinen Beobachtungen gab es da tatsächlich einen Wandel was die Einstellung und wohl auch Gefühle zur Kapuze und dem Zubinden angeht. Meine ersten Erinnerungen gehen ja auf Ende der 60er Jahre zurück und meine Kindheitserlebnisse fallen im Wesentlichen auf die 70er Jahre, während ich in den 80ern und später gerne diese Szenen des Kapuze aufsetzen, zubinden beobachtet habe. zu meiner Zeit kamen die Anoraks mit Kapuze zumindest gefühlt erst auf. Erwachsene trugen fast nie Kapuzenkleidung. Ältere Kinder auch nicht, gefühlt waren wir die erste Generation. Als ich zur Grundschule kam trugen die Hauptschüler (ab 5. Klasse) keine Kapuzen, als ich dann so alt war, wurde das anders. Uns wurde sie quasi - ohne Vorbilder - aufgezwungen, damit der/die Kleine nicht friert. Unsere Eltern fanden sie praktisch und bestimmten was zu tragen war. Und dann wurde sie zugebunden aus praktischen wie aus Kontrollzwecken oder eben aus Konsequenz wegen Widerstand. Gefühlt war der größte Teil der Kinder der 70er gehorsam und ließ es über sich ergehen. Bei kleineren Kindern gab es hin- und wieder Gebrüll, was die Mütter nicht davon abhielt die Kapuze zuzubinden und dann hieß es höchsten "so, jetzt kannst du weiter schreien" oder "du kannst soviel schreien wie du willst" oder sie haben gar nichts gesagt und einfach konsequent ihre Kinder so verpackt und dann spielen geschickt. Ich ernnere mich mal auf eine Schiffahrt auf der Nordsee, es war gegen Abend und nicht mehr so warm. Das Mädchen musste bei ihrer Oma antreten und einen gelben Regenmantel mit Druckknöpfen überziehen. Die Kapuze wurde ihm gleich aufgesetzt. Das Mädchen - ich denke etwa 11 oder 12 - schob sich die Kapuze vom Kopf während die Oma vorne zuknöpfte und sagte schüchtern "die brauch ich ja nicht". Jedoch als die Oma am obersten Knopf angekommen war zog sie ohne etwas zu sagen die Kapuze wieder über den Kopf. Sie griff auch sofort in einer Bewegung nach den Bänzeln und zog diese stramm. ich hörte dann nur noch ein eher flehendes "nicht das, Oma, bitte nicht zubinden, nich das" während diese die Kapuze stramm zog und dann eine feste Schleife bindete. Erst danach reagierte sie mit "so, jetzt bist du frei" oder so ähnlich und das Mädchen durfte sich nun auf dem Schiff frei bewegen. Danach hatte ich dann aber das Gefühl, dass sie nicht unter ihrer Kleidung litt. Leider traute ich mich nicht sie anzusprechen, obwohl ich genauso verpackt war, wahrscheinlich weil sie etwas älter als ich war. Das war typisch für die 70er und ich glaube wir waren die Einzigen, die so auf dem Schiff verpackt waren.
Anders wirkte das dann oft in den 80ern, noch entspannter Anfang der 90er bevor dann zugebundene Kapuzen kaum noch zu sehen waren. In den 80ern erinnere ich mich noch, dass wir einen Trainer hatten, der immer mit seiner ganzen Familie zum Sportplatz kam und dann wurden als erstes, ab Herbst, die Kinder - ich denke so 4 - 8 - verpackt Anorak oder gelber Regenmantel, Kapuzen auf und immer eng zugebunden. Für die Kinder wohl ganz normal und bereitwillig ließen sie sich die Kapuzen zubinden. Einmal erinnerte sogar die ältere Tochter die Mutter "meine Kapuze ist noch nicht zu". Die Mutter, die wohl dachte, dass entweder der Vater dies erledigt hätte oder auch, dass die Tochter, immerhin schon 8, das alleine macht, kam diesem Wunsch dann sofort nach und schon war die Kapuze zugebunden und saß so eng, dass sie jede Kopfdrehung mitmachte.
Einmal beobachtete ich in den 80ern, dass Mutter und schon etwas ältere Tochter aus einem Geschäft rauskamen und es wohl zwischenzeitlich anfing zu regnen. Beide trugen Friesennerz und setzten sich sofort die Kapuze auf. Die Tochter wollte schon losgehen - sie standen noch unter einem Vordach - als die Mutter sie darauf aufmerksam machte, dass sie noch nicht fertig ist, weil die Kapuze nicht zugebunden ist. Dies erledigte dann die Mutter während die Tochter fragte wann sie denn die Kapuze zuzubinden hat. Die Erklärung der Mutter habe ich dann zwar nicht verstanden, aber als sie losgingen, die Mutter mit nur aufgesetzter Kapuze und die Tochter mit eng zugeschnürter Kapuze, stellte die Tochter nur rein sachlich fest "also immer" und die Mutter stimmte zögernd zu. Aber alles selbstverständlich. Gefühlt würde ich sagen, dass in den 70ern eher Widerstand und Abneigung gegen die Kapuze und insbesondere das Zubinden herrschte, was sich dann aber bereits ende der 70er wandelte in normal finden und akzeptieren bzw. sogar annehmen...und immer öfter sah ich das Kinder ihre Mütter/Eltern/Großeltern darum baten die Kapuze fest zuzubinden oder auch fester zu binden. Und auch das selbst Kapuze aufsetzen und zubinden wirkte ende der 70er und in den 80ern immer selbstverständlicher und hatte nur noch wenig von Zwang bzw. Machtkampf. Ganz selten erlebte ich damals dann noch wie einmal auch auf dem Sportplatz, als eine Mutter darauf bestand, dass der - ich denke etwa 7jährige Sohn - die Kapuze von seinem Nylon-Windbreaker im Kway-Stil über die Pudelmütze aufsetzen sollte, wegen dem Wind. Er wollte eigentlich nicht und konnte die Mutter dann wenigstens überreden dass die Kapuze als sie bereits zum zubinden ansetzen wollte, doch nicht zugebunden wurde. unter der Pudelmütze saß sie ja auch sicher und recht fest auf dem Kopf. Wirklich zufrieden war der Junge trotzdem nicht und irgendwann als er glaubte unbeobachtet zu sein, zog er sich die Kapuze schnell und geschickt - wohl nicht das erste mal - vom Kopf. Die Mutter hatte es natürlich bemerkt und ihn sofort zu sich gerufen. Nun nützte auch all sein versprechen die kapuze jetzt aufzubehalten nichts mehr. Die Mutter wies ihn darauf hin dass er das vorhin auch versprochen hatte und das er das schon merken muss, dass es so nicht geht und deshalb wird jetzt zur Strafe ohne es direkt auszusprechen die kapuze zugebunden was sie dann auch obwohl sie eher gutmütig wirkte durchzog. der Junge hätte sich danach am liebsten versteckt und wirkte danach verschüchtert oder geschockt. das war zwar in den 80ern aber dafür nicht typisch, gerade auf dem Sportplatz ließen sich die Kinder zum spielen - nicht Fußball - während die Eltern Fußball schauten bereitwillig die Kapuze aufsetzen und zubinden oder eben baten sogar darum die Kapuze enger zu binden damit sie nicht nervt. Während in meiner Generation es ganz selten vorkam, dass ein Kind um Kapuze zubinden bat und wenn dann waren es Mädchen!
Das Verhältnis zwischen Eltern und Kinder wirkte in den 80ern irgendwie liebevoller und nicht so kalt, streng und autoritär wie in den 70ern und das zeigte sich auch m Umgang miteinander bei der Kapuze bzw. beim zubinden der Kapuze. Dementsprechend war die Kapuze wohl dann weniger emotional belastet durch die Kinder der 80er nach meinem Eindruck!

Besucher

Re: Gefühle

#13 Beitrag von Besucher » Mi 14. Sep 2022, 22:19

JeansParka hat geschrieben:
Mi 14. Sep 2022, 13:48
Besucher hat geschrieben:
Di 13. Sep 2022, 12:25
Als Nachtrag zu oben bzgl. des festen Zubindens fiel mir noch ein, wie schon mal berichtet, dass ich zusammen mit einem älteren Herrn bei einer Familie eingeladen war, deren kleinen Kinder - etwa 6 J. - zum Rausgehen fertiggemacht werden sollten. Die Kinder selbst baten den ältern Herrn (leider nicht mich) ihnen die Kapuze ihres Anoraks aufzusetzen und FEST zuzubinden. Interessant - schon in diesem Alter.
Was die Zeit meiner Kindheit betrifft - bei mir und bei anderen - war es allgemein üblich, die Kapuze immer fest - aber nicht extrem - zuzubinden. An das lockere Aufsetzen könnte ich mich weder bei mir noch bei anderen erinnern. (Worte meiner Mutter: "Setz die Kapuze auf! Mach sie gut zu!") Auch wenn die Mütze drunter war und die Kapuze bei hochgezogenem Reißverschluss dann eigentlich fest saß, wurde sie zugebunden.
Hallo Besucher,

wann war denn deine Kindheit? Nach meinen Beobachtungen gab es da tatsächlich einen Wandel was die Einstellung und wohl auch Gefühle zur Kapuze und dem Zubinden angeht. Meine ersten Erinnerungen gehen ja auf Ende der 60er Jahre zurück und meine Kindheitserlebnisse fallen im Wesentlichen auf die 70er Jahre, während ich in den 80ern und später gerne diese Szenen des Kapuze aufsetzen, zubinden beobachtet habe. zu meiner Zeit kamen die Anoraks mit Kapuze zumindest gefühlt erst auf. Erwachsene trugen fast nie Kapuzenkleidung. Ältere Kinder auch nicht, gefühlt waren wir die erste Generation. Als ich zur Grundschule kam trugen die Hauptschüler (ab 5. Klasse) keine Kapuzen, als ich dann so alt war, wurde das anders. Uns wurde sie quasi - ohne Vorbilder - aufgezwungen, damit der/die Kleine nicht friert. Unsere Eltern fanden sie praktisch und bestimmten was zu tragen war. Und dann wurde sie zugebunden aus praktischen wie aus Kontrollzwecken oder eben aus Konsequenz wegen Widerstand. Gefühlt war der größte Teil der Kinder der 70er gehorsam und ließ es über sich ergehen. Bei kleineren Kindern gab es hin- und wieder Gebrüll, was die Mütter nicht davon abhielt die Kapuze zuzubinden und dann hieß es höchsten "so, jetzt kannst du weiter schreien" oder "du kannst soviel schreien wie du willst" oder sie haben gar nichts gesagt und einfach konsequent ihre Kinder so verpackt und dann spielen geschickt. Ich ernnere mich mal auf eine Schiffahrt auf der Nordsee, es war gegen Abend und nicht mehr so warm. Das Mädchen musste bei ihrer Oma antreten und einen gelben Regenmantel mit Druckknöpfen überziehen. Die Kapuze wurde ihm gleich aufgesetzt. Das Mädchen - ich denke etwa 11 oder 12 - schob sich die Kapuze vom Kopf während die Oma vorne zuknöpfte und sagte schüchtern "die brauch ich ja nicht". Jedoch als die Oma am obersten Knopf angekommen war zog sie ohne etwas zu sagen die Kapuze wieder über den Kopf. Sie griff auch sofort in einer Bewegung nach den Bänzeln und zog diese stramm. ich hörte dann nur noch ein eher flehendes "nicht das, Oma, bitte nicht zubinden, nich das" während diese die Kapuze stramm zog und dann eine feste Schleife bindete. Erst danach reagierte sie mit "so, jetzt bist du frei" oder so ähnlich und das Mädchen durfte sich nun auf dem Schiff frei bewegen. Danach hatte ich dann aber das Gefühl, dass sie nicht unter ihrer Kleidung litt. Leider traute ich mich nicht sie anzusprechen, obwohl ich genauso verpackt war, wahrscheinlich weil sie etwas älter als ich war. Das war typisch für die 70er und ich glaube wir waren die Einzigen, die so auf dem Schiff verpackt waren.
Anders wirkte das dann oft in den 80ern, noch entspannter Anfang der 90er bevor dann zugebundene Kapuzen kaum noch zu sehen waren. In den 80ern erinnere ich mich noch, dass wir einen Trainer hatten, der immer mit seiner ganzen Familie zum Sportplatz kam und dann wurden als erstes, ab Herbst, die Kinder - ich denke so 4 - 8 - verpackt Anorak oder gelber Regenmantel, Kapuzen auf und immer eng zugebunden. Für die Kinder wohl ganz normal und bereitwillig ließen sie sich die Kapuzen zubinden. Einmal erinnerte sogar die ältere Tochter die Mutter "meine Kapuze ist noch nicht zu". Die Mutter, die wohl dachte, dass entweder der Vater dies erledigt hätte oder auch, dass die Tochter, immerhin schon 8, das alleine macht, kam diesem Wunsch dann sofort nach und schon war die Kapuze zugebunden und saß so eng, dass sie jede Kopfdrehung mitmachte.
Einmal beobachtete ich in den 80ern, dass Mutter und schon etwas ältere Tochter aus einem Geschäft rauskamen und es wohl zwischenzeitlich anfing zu regnen. Beide trugen Friesennerz und setzten sich sofort die Kapuze auf. Die Tochter wollte schon losgehen - sie standen noch unter einem Vordach - als die Mutter sie darauf aufmerksam machte, dass sie noch nicht fertig ist, weil die Kapuze nicht zugebunden ist. Dies erledigte dann die Mutter während die Tochter fragte wann sie denn die Kapuze zuzubinden hat. Die Erklärung der Mutter habe ich dann zwar nicht verstanden, aber als sie losgingen, die Mutter mit nur aufgesetzter Kapuze und die Tochter mit eng zugeschnürter Kapuze, stellte die Tochter nur rein sachlich fest "also immer" und die Mutter stimmte zögernd zu. Aber alles selbstverständlich. Gefühlt würde ich sagen, dass in den 70ern eher Widerstand und Abneigung gegen die Kapuze und insbesondere das Zubinden herrschte, was sich dann aber bereits ende der 70er wandelte in normal finden und akzeptieren bzw. sogar annehmen...und immer öfter sah ich das Kinder ihre Mütter/Eltern/Großeltern darum baten die Kapuze fest zuzubinden oder auch fester zu binden. Und auch das selbst Kapuze aufsetzen und zubinden wirkte ende der 70er und in den 80ern immer selbstverständlicher und hatte nur noch wenig von Zwang bzw. Machtkampf. Ganz selten erlebte ich damals dann noch wie einmal auch auf dem Sportplatz, als eine Mutter darauf bestand, dass der - ich denke etwa 7jährige Sohn - die Kapuze von seinem Nylon-Windbreaker im Kway-Stil über die Pudelmütze aufsetzen sollte, wegen dem Wind. Er wollte eigentlich nicht und konnte die Mutter dann wenigstens überreden dass die Kapuze als sie bereits zum zubinden ansetzen wollte, doch nicht zugebunden wurde. unter der Pudelmütze saß sie ja auch sicher und recht fest auf dem Kopf. Wirklich zufrieden war der Junge trotzdem nicht und irgendwann als er glaubte unbeobachtet zu sein, zog er sich die Kapuze schnell und geschickt - wohl nicht das erste mal - vom Kopf. Die Mutter hatte es natürlich bemerkt und ihn sofort zu sich gerufen. Nun nützte auch all sein versprechen die kapuze jetzt aufzubehalten nichts mehr. Die Mutter wies ihn darauf hin dass er das vorhin auch versprochen hatte und das er das schon merken muss, dass es so nicht geht und deshalb wird jetzt zur Strafe ohne es direkt auszusprechen die kapuze zugebunden was sie dann auch obwohl sie eher gutmütig wirkte durchzog. der Junge hätte sich danach am liebsten versteckt und wirkte danach verschüchtert oder geschockt. das war zwar in den 80ern aber dafür nicht typisch, gerade auf dem Sportplatz ließen sich die Kinder zum spielen - nicht Fußball - während die Eltern Fußball schauten bereitwillig die Kapuze aufsetzen und zubinden oder eben baten sogar darum die Kapuze enger zu binden damit sie nicht nervt. Während in meiner Generation es ganz selten vorkam, dass ein Kind um Kapuze zubinden bat und wenn dann waren es Mädchen!
Das Verhältnis zwischen Eltern und Kinder wirkte in den 80ern irgendwie liebevoller und nicht so kalt, streng und autoritär wie in den 70ern und das zeigte sich auch m Umgang miteinander bei der Kapuze bzw. beim zubinden der Kapuze. Dementsprechend war die Kapuze wohl dann weniger emotional belastet durch die Kinder der 80er nach meinem Eindruck!
Hallo Jeans-Parka,
meine Kindheit lag in den 60ern und Anfang der 70er Jahre. Üblich war der Anorak mit Pudelmütze oder Kapuze bzw. Kapuze über der Mütze. Ich kann es nicht garantieren, aber vielleicht war das Verhältnis Pudelmütze:Kapuze 60:40, wobei es aber schon öfter vorkam, dass die Anorakkapuze über die Mütze gezogen wurde. In meinem Umfeld (Bekanntenkreis/Schule) wurde die Kapuze immer zugebunden, auch wenn sie über die Mütze kam. An "locker aufgesetzt" kann ich mich nicht erinnern. Es gab keine Diskussionen und auch kein Widerstand. In einer Umkleidekabine des Hallenbad hörte ich einmal wie ein Junge zu einem anderen sagte: "Meine Mutter hat gesagt, ich soll die Kapuze aufsetzen, auch wenn es nicht regnet." Also hat er die Anweisung befolgt, auch wenn er sie nicht verstand und er hat auch nicht getrixt, indem er die Kapuze erst kurz vor zuhause aufgesetzt hat. Wie auch schon mal beschrieben, wollte ich, als ich gebeten wurde, etwas in einem nahe gelegenen Geschäft einzukaufen, einfach so losgehen, was meine Mutter auch akzeptiert hätte. Aber meine Ersatzoma wies mich an: "Anorak an." Das habe ich widerspruchslos gleich gemacht. Als ich dann gehen wollte, kam die nächste Anweisung: "Kapuze auf!" Und auch die habe ich widerspruchslos aufgesetzt, obwohl ich die Notwendigkeit nicht erkennen konnte (war wahrscheinlich auch nicht notwendig). Wenn die Kapuze aufgesetzt werden sollte bzw. aufgesetzt wurde, war das so selbstverständlich wie das Schuheanziehen. Als mir einmal - vielleicht war ich da 7 Jahre alt - die Tochter von Bekannten für den Heimweg die Kapuze meines Anoraks überzog und fest zuband obwohl es garnicht so sehr kalt war, habe ich das gar nicht hinterfragt und auch nicht nach anderen Kindern geschaut, ob die auch ihre Kapuzen auf haben. Das war einfach so. Es war aber kein Gefühl des Drucks oder Unwohlseins. Wie gesagt, es war wie das Anziehen der Schuhe. Und Schuhe hat man auch zugebunden. Die Kapuze war auch nicht nur etwas für den Regen oder den Winter. Ich erinnere mich noch, als ich bei einem Schulfreund war - es war keine kalte Jahreszeit -, da merkte seine Mutter, dass sein kleiner Bruder "nichts an" hatte. Da ging sie raus mit einem Anorak für ihn, zog ihm den an und setze dabei gleich die Kapuze auf. Genauso bei mir, als ich mal bei einem anderen Schulfreund war - vielleicht war ich damals 8 oder 9 -. Als etwas Wind aufkam, kam seine Mutter mit einem alten Anorak von ihm, zog ihn mir an und setze mir auch gleich die Kapuze auf, die sie auch, was ja damals selbstverständlich war, gut zuschnürte. Es war nicht immer und überall so, aber bei manchen hatte ich das Gefühl, dass - nicht nur im Winter -, zum Anziehen des Anoraks das Aufsetzen der Kapuze genauso dazu gehörte, wie das Zuziehen des Reißverschlusses. Das einzige Gegenteil der Akzeptanz an das ich mich erinnern kann war, wie kürzlich beschrieben, als ein kleinerer Junge, der die Kapuze aufsetzen sollte bemerkte, dass ich sie nicht auf habe. Ich habe sie dann aufsetzen sollen und das auch gleich gemacht und er dann auch ohne weiter zu meckern.
Mitte der 60er bekam ich einen Steppanorak von Bekannten, deren größerer Sohn rausgewachsen war. Als seine Mutter mir den anprobierte und mich damit meiner Mutter vorstellte, setzte sie mir auch gleich wie selbstverständlich die Kapuze auf. Als sie uns mal besuchten, musste ihr kleinerer Sohn auch für die Autofahrt die Kapuze aufsetzen, was er ohne Widerrede tat. Die Kapuze war ganz normal.
Anfang der 70er, soweit ich mich erinnern kann, kamen dann die Parkas auf. Ich trug ihn, wenn es besonders kalt war oder für gute Zwecke. Wenn es besonders kalt war, dann mit heruntergezogener Skimütze und Kapuze drüber incl. Schal und Handschuhe. Für gute Zwecke hatte ich eine besondere Mütze, aber als beim Anorak schon auf Kapuze umgestellt wurde, wollte ich das beim Parka auch, was meine Mutter sofort akzeptierte. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich, wenn ich dann den Parka anzog so gut wie immer die Kapuze auf. Nachbarinnen sprachen von meinem "Mantel mit der Kapuze".
Ende der 70er und Anfang der 80er sah man die Kapuze eher selten. Das war bei mir dann umständehalber auch so, weil ich beruflich eher im Mantel erscheinen sollte und zur der Zeit bin ich auch nicht Rad gefahren (erst wieder Mitte der 80er). Mitte der 80er war es so, dass eine Mutter einen Anorak bzw. Jacke für ihre jugendliche Tochter kaufen wollte und Wert auf die Kapuze legte. Dabei hatte sie größere Schwierigkeiten, etwas für sie zu finden. In den 90ern waren die Kapuzen wieder häufiger zu sehen. - So zumindest meine Erinnerungen.
Wie du richtig geschrieben hattest, haben Erwachsene damals kaum Kapuzen aufgesetzt, was sich ja zwischenzeitlich erfreulicher Weise geändert hat. In den 60ern waren Nylonregenmändel große Mode. Männer trugen dazu eine entsprechende Mütze und Frauen Kopftücher. Die Mäntel hatten keine Kapuze.
Soweit meine Erinnerungen zur "Kapuzenhistorie". Vielleicht fällt mir ja noch etwas ein.

Besucher

Re: Gefühle

#14 Beitrag von Besucher » Do 15. Sep 2022, 09:32

Noch ein Nachtrag zu oben:
Viel hängt auch - unabhängig vom allgemeinen Trend - von der grundsätzlichen Einstellung ab. Meine Mutter legte großen Wert auf die Kapuze. Wie schon beschrieben, hat sie eine versteckte Kapuze gefüttert und außen angenäht, so dass sie eine "richtige" Kapuze wurde. Sie hat mir in 2 Kapuzen die Kordel durch stramme Gummis ersetzt, damit ich sie nicht immer zuzubinden brauche. Oft hat sie mich aufgefordert, sie aufzusetzen oder sie mir selbst übergezogen und zugebunden. Aber ihre Priorität und Bevorzugung war die Mütze. Mützen haben ihr einfach gefallen. Die Kapuze war im Prinzig nur Ersatz oder Ergänzung - bis ich das für mich geändert habe.
Bei einem anderen älteren Jungen hat die Mutter zugelassen, dass er die versteckte Kapuze seines Anoraks abgeschnitten hatte, weil sie ihn störte. Wenn überhaupt, dann gab es für ihn eine Mütze.
Bei zwei anderen Familien - eine davon zeitgleich mit mir - war es so, dass es im Prinzip nur die Kapuze gab. Die Mütze war ggf. eine Ergänzung. Bei einer der Familien galt dies nur für das Kind, bei der anderen für die ganze Familie.
Bei der letzteren war das so, dass ich einmal zu leicht angezogen war und nur die Kapuze des Windbreakers hatte; allerdings hatte ich noch eine Jacke drunter, was in dem Fall noch ausreichend war. Als ich für den Rückweg um eine Mütze bat fand dern Mutter eine, legte sie aber wieder zurück und gab mir stattdessen leihweise einen wattierten Parka, 'weil es besser ist, die Kapuze aufzusetzen'.
Also bei mir vorher: Anorak mit Pudelmütze und wenn es sehr kalt war, die Kapuze drüber.
Bei anderen: Anorak mit Kapuze und wenn es sehr kalt war, eine Mütze drunter.
Und dann sinngemäß bei mir außerhalb der Mützenzeit, wenn es kälter wurde: "Setz deine Kapuze auf!"
Bei anderen, wenn es nicht so kalt war sinngemäß: "Heute brauchst du deine Kapuze nicht unbedingt."

JeansParka
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Re: Gefühle

#15 Beitrag von JeansParka » Do 15. Sep 2022, 11:06

"Viel hängt auch - unabhängig vom allgemeinen Trend - von der grundsätzlichen Einstellung ab."

"Als etwas Wind aufkam, kam seine Mutter mit einem alten Anorak von ihm, zog ihn mir an und setze mir auch gleich die Kapuze auf, die sie auch, was ja damals selbstverständlich war, gut zuschnürte. Es war nicht immer und überall so, aber bei manchen hatte ich das Gefühl, dass - nicht nur im Winter -, zum Anziehen des Anoraks das Aufsetzen der Kapuze genauso dazu gehörte, wie das Zuziehen des Reißverschlusses. Das einzige Gegenteil der Akzeptanz an das ich mich erinnern kann war, wie kürzlich beschrieben, als ein kleinerer Junge, der die Kapuze aufsetzen sollte bemerkte, dass ich sie nicht auf habe."

Hallo Besucher,

ich habe mal für mich wesentliche Teile aus deinen letzten beiden Beiträgen zitiert. Ja, das mit der grundsätzlichen Einstellung spielt wohl eine wichtige Rolle und genauso war das Aufsetzen der Kapuze selbstverständlich wie den Reißverschluss schließen und eben auch diese dann gut zuzuschnüren war selbstverständlich wie das Zubinden der Schuhe. Wahrscheinlich habe ich dann vieles aus Sicht meiner Einstellung bzw. die meiner Mutter in Erinnerung und mich stärker darauf fokussiert, ob andere auch die Kapuze zugebunden hatten und eben auch, ob ich auch bei anderen Abneigung bzw. Widerstand feststellen konnte. So habe ich wahrscheinlich viel mehr auf solche Beispiele geachtet und in Erinnerung. Selbst als ich eigentlich die Kapuze schon gerne trug, auch zugeschnürt blieb ja immer ein mulmiges Gefühl. Auch als ich in einem Alter war als es selbstverständlich war die Kapuze zum Beispiel nach der Schule selbst vor der Radfahrt nach Hause aufzusetzen und gut zuzubinden, für viele Schulkameraden war das so, schaute ich immer, ob es auch anderen etwas mulmig dabei war. Und wenn ich das dann glaubte zu entdecken behielt ich das natürlich und es beruhigte mich. So weiß ich noch, dass so in der 7. Klasse ein Mädchen immer ab September sich die Kapuze gut verschnürte. Bis Oktober/November trug sie meist einen Friesennerz, wenn es nicht regnete mit der blauen Seite nach außen und danach die damals üblichen olivgrünen Parka. Einmal als wir zusammen standen um uns so einzupacken lächelte sie etwas gequält und meinte nur, dass bei ihr das so (verschnürt) immer etwas bescheuert aussieht, aber wohl auf dem Fahrrad sein müsse. Vielleicht sagte sie es auch weil sie bemerkte, dass ich sie beobachtete. Für mich war das trotzdem angenehm, denn so fühlte ich mich besser mit meinen Kapuzengenuss verbunden mit mulmigen Gefühlen. Deshalb sind mir solche Momente besonders in Erinnerung geblieben. Meine Mutter hatte ja die Einstellung, dass Kinder warm angezogen sein müssen. Das ich mit Kapuze und zubinden auch zunächst Angst oder Panik empfand und später als ein wenig eingesperrt, dass war uninteressant. Ich hatte die Notwendigkeit einzusehen und müsse merken, dass es gar nicht so schlimm ist. Und natürlich wurde die Kapuze auch deshalb von ihr zugebunden damit sie oben bleibt und nicht durch Wind oder mich selbst vom Kopf rutscht. Das hatte auch immer die Einstellung von Konsequenz und Bestrafung. Ich erinnere mich, dass mir nachdem ich dabei ertappt wurde die Schleife versehentlich zu öffnen, die Kapuze mal im Nacken zugebunden wurde und das zuknoten zumindest angedroht wurde. Vielleicht hat sie auch mal als ich klein war die Kapuze zugeknotet und ich habe es nicht gemerkt. Denn nach der Erfahrung mit dem Nacken hab ich schon darauf geachtet, dass ich nicht versehentlich oder absichtlich an den Bändern zog. Ich weiß aber, dass sie zumindest - wenn das Kapuzenband nicht lang genug war - auf die Doppelschleife gesetzt hat. Und insofern war das selbstverständliche tragen einer zugeschnürten Kapuze auch als ich es eigentlich mochte immer mit Strafe und Hilflosigkeit verbunden. Dementsprechend achtete ich wohl auch eher auf solche Situationen, wo es bei anderen ähnlich erschien.
Viel häufiger waren aber wahrscheinlich Situationen wie die Folgende: Ich war in dem Winter bevor ich zur Schule kam für eine Operation im Krankenhaus. Die Eltern durften damals aus irgendwelchen Gründen nicht das Krankenzimmer betreten und in der Besuchszeit standen sie an der Tür und man konnte nur auf diese Distanz sich unterhalten. Heute wohl unvorstellbar, aber damals (1969) wohl normal. Dementsprechend wurden wir Kinder dann auch bei der Entlassung nicht dort von den Eltern abgeholt sondern von den Schwestern zu ihnen gebracht und vorher, tatsächlich in dem Krankenzimmer, winterfertig eingepackt. Ein Mädchen, das eigentlich immer fröhlich und guter Laune war, wurde ein paar Tage vor mir entlassen. Sie hatte schon ihre Mütze auf und ihren roten Anorak übergezogen. Die Schwester zog ihr den Reißverschluss zu und bemerkte dann "du hast ja sogar eine Kapuze" und wie selbstverständlich wurde dem Mädchen diese Kapuze dann aufgesetzt und der Reißverschluss ganz geschlossen. Während ich innerlich erschrak, dass es mir dann ähnlich ergehen könnte, lächelte das Mädchen weiter ganz zufrieden. Dann sagte die Schwester als sie die Bänzel entdeckte auch noch so etwas wie "das ist ja schön, die Kapuze kann man sogar zubinden" und gesagt und getan. Während mir immer mulmiger wurde lächelte das Mädchen weiter und ließ sich die Kapuze über der Mütze ordentlich zubinden. Und auch als noch der Schal um ihren Hals gewickelt wurde schien sie glücklich und lächelte besonders als die Schwester dann sagte, dass "wir jetzt zu deiner Mutter können". Für mich war kaum vorstellbar, dass dieses Mädchen so glücklich und zufrieden in dieser Situation war, wie sie wirkte, denn ich war in meinen eigenen Gefühlen gefangen, wie es mir gegangen wäre an ihrer Stelle bzw. dann gehen wird. Dann viel mir ein, dass meine Mutter es vorgezogen hatte mich mit Mantel, Mütze und Schal bekleidet ins Krankenhaus zu bringen. So war ich erleichtert, dass mir das erspart blieb und auch der weite Weg zum Ausgang so verpackt zu sein. Ich muss dazu sagen, dass ich es immer besonders unangenehm fand, wenn wir so verpackt irgendwo reingingen und es sich "nicht lohnte" für die 5 Minuten die Kapuze abzunehmen...
Ich glaube man sieht daran, das wohl wirklich die grundsätzliche Einstellung, bei Mutter und aber auch wie die bei uns sich entwickelt hat eine große Rolle spielt. Aber die grundsätzliche Einstellung der Elterngeneration war schon eher einmal mehr Anorak anziehen, lieber die Kapuze einmal mehr aufsetzen und zuschnüren, so wie Schuhe zugeschnürt werden. Wie diese Einstellung uns nahe gebracht wurde war dann wohl unterschiedlich und natürlich auch wie wir das annahmen. das Mädchen aus dem Krankenhaus hat das bei sich Kapuze über Mütze und zuschnüren und dann noch Schal um den Hals bestimmt ganz anders wahr genommen und empfunden als ich als Beobachter, vielleicht hat sie es sogar genossen während ich unter der Vorstellung litt an ihrer Stelle zu sein!

Besucher

Re: Gefühle

#16 Beitrag von Besucher » Do 15. Sep 2022, 12:12

Hallo Jeans-Parka,
um mal ganz kurz auf das von dir erwähnte Mädchen mit dem Friesennerz zu sprechen zu kommen - das entspricht dann wohl dem Denken der Mutter meine Freunde von damals: "Zum Radfahren ist immer die Kapuze aufzusetzen." Meine Mutter hatte den Fahrtwind nicht im Sinn, sondern sie richtete sich eher nach der Temperatur. Wenn du schreibst "bis Oktober/November" gehe ich davon aus, dass deine Mitschülerin den Friesennerz ggf. auch schon im September an hatte, wo ja noch moderate Temeraturen herrschten. Du schriebst, sie trug die blaue Seite nach außen, d. h. die gelbe war innen. Das wäre für meine Mutter undenkbar gewesen - in der Weise, dass sie es eigentlich gut mit mir meinte. Die "kalte" Kapuze an den Ohren muss nicht sein. Unter anderem deshalb musste ich, wenn es regnete und ich sonst den Anorak eigentlich nicht gebraucht hätte, trotzdem den Anorak unter dem Regencape angezogen haben, zum einen, dass meine Arme geschützt sind, wenn ich rausgreifen muss und zum anderen eben, dass ich nicht die "kalte" Regencapekapuze an den Ohren bzw. am Kopf spüre, was mir aber nichts ausgemacht hätte. Deshalb war in diesem Fall auch bei moderaten Temperaturen die Anorakkapuze von mir aufzusetzen und zuzubinden, bevor mir meine Mutter das Regencape überwarf und mich darin wasserdicht verpackte.
Zu mir wäre noch zu sagen, dass ich mich nicht erinnern kann, nach den anderen geschaut zu haben, wenn mir die Kapuze aufgesetzt wurde oder ich die Anweisung bekam, sie mir aufzusetzen. Damals war die Kapuze üblich, aber wie schon mal beschrieben, startete ich bei einer Wanderung zusammen mit einer anderen Familie, die 3 Kinder hatten im Anorak mit Pudelmütze, wie üblich. Kurze Zeit später zog mir meine Mutter die Kapuze über die Mütze und band sie zu. Das war bei den anderen Kinder nicht der Fall, aber für mich war das kein Problem. Als es dann bald danach anfing zu regnen, steckte mich meine Mutter ins Regencape. Was die anderen Kinder genau an hatten, weiß ich nicht mehr, aber auf jeden Fall nichts Vergleichbares. Ich fühlte mich trotzdem pudelwohl.
Nur in dieser Zeit die Kapuze von mir aus aufsetzen vor meiner Mutter - das wäre für mich undenkbar gewesen. Oder mit von mir aus aufgesetzter Kapuze nach Hause zu kommen - genauso unmöglich. - Gefühle eben.

JeansParka
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Re: Gefühle

#17 Beitrag von JeansParka » Do 15. Sep 2022, 21:19

Hallo Besucher,
bei dem Mädchen mit dem Friesennerz war die Einstellung der Mutter, dass zum Radfahren immer die Kapuze zu tragen ist eindeutig. Außer im Sommer, aber spätestens im September und dann teilweise bis in den Mai zu mindestens morgens. Weiter galt natürlich, dass durch den Fahrtwind die Kapuze zuzubinden war und zwar so eng, dass diese Kopfdrehungen mitmachte und schon gar nicht vom Kopf wehen konnte.
Weshalb sie bis zur Parkazeit den Friesennerz mit der blauen Seite nach außen trug, da habe ich heute folgende Vermutung. Wahrscheinlich hatte die Familie nicht viel Geld und so diente der Friesennerz sowohl als Regenmantel und als Wind- bzw. als Übergangsjacke. Dafür war ja die Wendefunktion gedacht. Dass die Leuchtfunktion dann ausgeschaltet war und die kalte Seite nach innen spielte in den Überlegungen wohl keine Rolle. Das sieht man allein schon daran, dass in der wirklich dunklen Jahreszeit fast alle diese dunklen olivgrünen Parkas trugen. bei dem Mädchen weiß ich nicht, ob es ihre Entscheidung oder die der Mutter war den Friesennerz mit blau nach außen zu tragen. Könnte ja sein, dass sie es nicht mochte einen Regenmantel zu tragen wenn es nicht regnete, aber ein leichter Wind- und Kälteschutz, also eine Übergangsjacke der Mutter oder ihr schon nötig erschien.
Sie ging etwa 3 Jahre in meine Klasse, so von 6. bis 9., als die Familie nach NRW zog. Auffällig war, dass sie den Parka aus der 6. Klasse lange trug und sogar mir auffiel, dass er inzwischen viel zu eng war und als sie dann doch einen neuen Parka hatte war der großzügig weit also auf Zuwachs angelegt. Für mich ein weiteres Zeichen heute, dass in der kinderreichen Familie - ich glaube 4 Kinder - das Geld knapp war. Es war übrigens in dem neuen weitgeschnittenen Parka, in dem sie meinte, dass bei ihr die Kapuze zugeschnürt irgendwie etwas bescheuert aussieht, wenn ich mich richtig erinnere saß die Schleife dort - wie auch bei meinem Parka - auf dem Kinn und nicht unter dem Kinn!

JeansParka
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Re: Gefühle

#18 Beitrag von JeansParka » Fr 16. Sep 2022, 08:18

Hallo Besucher,

ich möchte noch ein Erlebnis ergänzen, das zeigt wie selbstverständlich für einige Kinder Kapuze und zubinden war und das sogar ohne Genehmigung der Eltern. Es war im Urlaub an der Nordsee, eine der vielen Schifffahrten, die wir gegen Abend dort unternommen haben. Es war gar nicht so kalt. Ich musste zwar meinen Friesennerz überziehen aber die Kapuze war nicht gefordert. Eine andere Familie war mit ihren zwei Töchtern unterwegs. Die Jüngere wollte bei Abfahrt des Schiffes unbedingt ihren Windbreaker überziehen, was die Eltern nicht für nötig hielten. Schließlich half die Mutter ihr doch dabei die Schlupfnylonjacke überzustreifen, dann wurde der kurze Reißverschluss ganz geschlossen und die Tochter (etwa 8 Jahre) wollte die Kapuze zugebunden haben. Das tat die Mutter dann allerdings ohne die Kapuze aufzusetzen, so dass sie nur am Hals eng saß. Unterwegs wurde es sehr windig und als die Kapuze immer wieder gegen den Hinterkopf des Mädchens wehte wollte dieses sich die Kapuze aufsetzen was aber nicht ging weil sie im Nacken saß und eng gebunden war, so dass sie so nicht über den Kopf passte. Als das Mädchen den Grund bemerkte öffnete sie die Schleife, streifte die Kapuze über und sicherte diese sofort in dem sie die Bänder stramm zog, so dass diese eng anlag und dann machte sie sich auch noch völlig entspannt eine Schleife. Das war selbstverständlich für sie und sie brauchte da weder eine Genehmigung noch eine Aufforderung durch die Mutter. Ihre Schwester veränderte ihre Kleidung während der Fahrt gar nicht. Mich hat das irgendwie fasziniert, insbesondere als es doch kälter wurde und die Familie um sich aufzuwärmen das Deck verließ und drinnen dem Wind entgehen wollte. Die eine Tochter mit Windbreaker und zugebundener Kapuze blieb so angezogen genauso wie die andere ohne irgendwelche Schutzkleidung. Die Mutter reagierte gar nicht weiter darauf und alle drei waren guter Dinge ohne das die Kleidung irgendwie eine Rolle zu spielen schien. Keine Aufforderung die Kapuze abzunehmen genauso wenig wie es eine Aufforderung an die ältere Tochter gab sich ihren Windbreaker überzuziehen geschweige denn Kapuze als sie wieder nach draußen gingen.
Ein anderes mal waren wir auf dem Bodensee unterwegs - ein Ausnahmeurlaub - und es war warm, mein Friesennerz blieb sogar offen. Ein bereits älteres Mädchen, ich denke so um die 12 oder 13 trug so eine Regenjacke von adidas mit versteckter Kapuze. Als das Schiff losfuhr, holte sie ihre Kapuze raus, setzte die auch gleich auf und merkte dann ziemlich schnell dass so eine Kapuze zugebunden werden muss um sicher oben zu bleiben. Sie tat es völlig unabhängig von ihren Eltern, die auch auf dem Schiff waren, völlig wie selbstverständlich ohne sich dort rückzuversichern. Es kann aber natürlich sein, dass sie eine Grundregel befolgte, auf dem Schiff wird Kapuze getragen.

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Re: Gefühle

#19 Beitrag von Besucher » Fr 16. Sep 2022, 23:50

Hallo JeansParka,
ich finde, dass das ganz interessante Beobachtungen sind, die du zuletzt geschildert hast. Ich kann mich an ähnliche nicht erinnern. Nur einmal vielleicht. Das ist auch schon lange her. Da stand ein Mädchen - vielleicht 9 Jahre alt - an einem Fußgängerüberweg und hatte eine Jacke mit Teddyfutter an und eine Mütze auf. Es hat sich dann bemüht, die Kapuze über die Mütze zu ziehen, obwohl es ihr niemand sagte - sie war ja auch allein. Aber das klappte nicht. Sie hatte die Jacke wahrscheinlich vorn nicht weit genug auf und so hat es dann nach einer Weile leider aufgegeben.
Aber nochmal du deinem Beitrag zuvor: Ich finde das schon schade, dass durch ein ungünstiges Design (Schleife auf dem Kinn) für jemanden dann die Kapuze unangenehm wird und sie dann vielleicht nur widerwillig aufsetzt. Diese negative Erfahrung mag dann auf Kapuzen im Allgemeinen übertagen werden. Und wie du richtig schreibst, ist das Zubinden auf dem Fahrrad ja unbedingt zu empfehlen.
Wie du schreibst, scheint die Mutter des Mädchens mit der Kapuzenaufsetzpflicht sehr weit zu gehen - von September bis Mai. Da bleiben nur noch Juni, Juli und August kapuzenfrei. Ich würde in der Weise auch noch etwas differenzieren, obwohl ich ja grundsätzlich für's Kapuzeaufsetzen bin. Je nach dem, wo die "Reise" hingeht. Mein Schulweg damals war 1. nicht weit und 2. innerhalb der Ortschaft. Man konnte auch nicht schnell fahren. Das ist ganz anders, als wenn ich in meiner Freizeit über Land gefahren bin. Da habe ich dann von mir aus (in der Hoffnung, mich sieht keiner, der mich kennt) die Kapuze aufgesetzt. Außerhalb der Ortschaft spürt man den Wind deutlich mehr und man fährt auch schneller und hat den Fahrtwind. Da ist eine Kapuzenpflicht dafür durchaus angebracht.
Bei dem ungünstigen Design musste ich an einen meiner Anoraks denken. Ich hatte das schon mal geschildert. Die versteckte Kapuze war sehr klein und sah wirklich schrecklich aus. Aber weil sie klein war konnte ich sie fest zubinden und sie lag sehr gut an. Deswegen hatte ich sie eigentlich gern auf und ich nahm die Optik in Kauf. Du hattest die "Leuchtfunktion" angesprochen, die von dem Mädchen bzw. deren Eltern nicht bedacht wurde. Später wurde meiner Mutter und mir das bewusst, weshalb ich ja dann gelbe Sachen bekam, wie z. B. den Windbreaker. Der kam dann bei Dämmerung und Dunkelheit über den Anorak*) und so hatte die Kapuze des Windbreakers die des Anoraks überdeckt. Die Kapuze des Anoraks dann wegzulassen, wenn es nicht so kalt war, weil ich ja die des Windbreakers dann hatte, kam übrigens nicht in Frage. Was die Optik betrifft, war das aber nur teilweise ein Gewinn, weil ich den Windbreaker ja dann übergezogen habe, wenn ohnehin schon dunkel wurde oder war und man die eigenartige Kapuze ohnehin nicht mehr so gesehen hätte. Dass das Gelbe auch tagsüber eine bessere Signalwirkung hat, wurde mir erst viel später bewusst. Dann hätte ich den Windbreaker wohl immer übergezogen.
Um nochmal auf die Schleife unter dem Kinn zu sprechen zu kommen, so binde ich ja gern zu bzw. mag die strammen Gummis als Kordelersatz. Aber ich hatte damals einen Parka, dessen Kapuze man nicht zubinden konnte. Allerdings, wenn man die oberen beiden Druckknöpfe schloss, dann saß die Kapuze richtig fest und es war sehr angenehm. Wenn allerdings noch die Pudelmütze und der Schal (innen) dazu kamen, dann ließ sich der Parka nicht mehr ganz schließen, aber durch die Mütze saß die Kapuze trotzdem ganz sicher. Meistens trug ich ihn mit aufgesetzter Kapuze, ganz zugeknöpft, aber eher selten mit Mütze drunter.

*) Den Windbreaker hatte ich immer in der Lenkertasche um ihn über den Anorak zu ziehen, wenn ich bei Tageslicht losfuhr und erst später bei Dunkelheit heimkam, so dass ich für den Rückweg etwas Gelbes an hatte. Wenn ich von Haus aus bei Dunkelheit losfuhr, zog ich in der Regel meine gefütterte gelbe feste Regenjacke an, weil ich die sehr mochte und die gefütterte Kapuze auch wärmer war als die beiden dünnen.

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Re: Gefühle

#20 Beitrag von Besucher » Sa 17. Sep 2022, 17:10

JeansParka hat geschrieben:
Do 15. Sep 2022, 11:06
Viel häufiger waren aber wahrscheinlich Situationen wie die Folgende: Ich war in dem Winter bevor ich zur Schule kam für eine Operation im Krankenhaus. Die Eltern durften damals aus irgendwelchen Gründen nicht das Krankenzimmer betreten und in der Besuchszeit standen sie an der Tür und man konnte nur auf diese Distanz sich unterhalten. Heute wohl unvorstellbar, aber damals (1969) wohl normal. Dementsprechend wurden wir Kinder dann auch bei der Entlassung nicht dort von den Eltern abgeholt sondern von den Schwestern zu ihnen gebracht und vorher, tatsächlich in dem Krankenzimmer, winterfertig eingepackt. Ein Mädchen, das eigentlich immer fröhlich und guter Laune war, wurde ein paar Tage vor mir entlassen. Sie hatte schon ihre Mütze auf und ihren roten Anorak übergezogen. Die Schwester zog ihr den Reißverschluss zu und bemerkte dann "du hast ja sogar eine Kapuze" und wie selbstverständlich wurde dem Mädchen diese Kapuze dann aufgesetzt und der Reißverschluss ganz geschlossen. Während ich innerlich erschrak, dass es mir dann ähnlich ergehen könnte, lächelte das Mädchen weiter ganz zufrieden. Dann sagte die Schwester als sie die Bänzel entdeckte auch noch so etwas wie "das ist ja schön, die Kapuze kann man sogar zubinden" und gesagt und getan. Während mir immer mulmiger wurde lächelte das Mädchen weiter und ließ sich die Kapuze über der Mütze ordentlich zubinden. Und auch als noch der Schal um ihren Hals gewickelt wurde schien sie glücklich und lächelte besonders als die Schwester dann sagte, dass "wir jetzt zu deiner Mutter können". Für mich war kaum vorstellbar, dass dieses Mädchen so glücklich und zufrieden in dieser Situation war, wie sie wirkte, denn ich war in meinen eigenen Gefühlen gefangen, wie es mir gegangen wäre an ihrer Stelle bzw. dann gehen wird. Dann viel mir ein, dass meine Mutter es vorgezogen hatte mich mit Mantel, Mütze und Schal bekleidet ins Krankenhaus zu bringen. So war ich erleichtert, dass mir das erspart blieb und auch der weite Weg zum Ausgang so verpackt zu sein. Ich muss dazu sagen, dass ich es immer besonders unangenehm fand, wenn wir so verpackt irgendwo reingingen und es sich "nicht lohnte" für die 5 Minuten die Kapuze abzunehmen...
Zu deiner Schilderung vom Krankenhaus fiel mir noch ein: Die Krankenschwester hatte offensichtlich Kapuzen gemocht, so wie das aussah, sonst hätte sie das ja nicht so betont, sondern einfach nur gehandelt. Man sagt ja auch nicht: "Du hast ja einen Reißverschluss. Denn kann man ja auch zuziehen." Du weißt wahrscheinlich nicht mehr, wie kalt es damals war oder ob es geregnet hat, aber wenn es nicht gerade in der Zeit vom Mai bis Oktober war, könnte sie die zusätzliche Kapuze vielleicht rechtfertigen, auch wenn es nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Interessant wäre aber, ob sie sich getraut hätte, auch eine versteckte Kapuze herauszuholen und über die Mütze zu ziehen bzw. falls keine Mütze dabei gewesen wäre, auch dann eine versteckte Kapuze aufzusetzen.
Wie ich in der Situation reagiert hätte, weiß ich nicht, aber wenn ich z. B. daran denke, wie mir in meiner frühen Kindheit die einige Jahre ältere Tochter von Bekannten einmal ohne entsprechende Anweisung und eigentlich ohne dass es besonders kalt oder windig war und es auch nicht regnete die Kapuze meines Anoraks aufgesetzt und fest zugebunden hat bis meine Eltern kamen und mich das keineswegs störte, hätte ich das wohl in diesem Fall voll akzeptiert. Es wäre ja auch nicht meine Idee gewesen.
Genauso, wie allerdings in späteren Jahren, als die Mütze noch Priorität hatte, ich aber die Kapuze lieber mochte, sich beinahe folgendes ergeben hätte: Ich war bei einem Freund und wir hatten Anoraks an. Nach einiger Zeit rief seine Mutter vom Fenster: "Ich habe hier zwei Mützen für euch. Setzt die auf. Jetzt wird es kühl." Meine Antwort: "Danke. Ich habe eine Kapuze. Die kann ich ja aufsetzen." Dann hätte ich für den Heimweg auch die Kapuze aufgesetzt bzw. aufgelassen und zuhause gesagt, falls mich meine Mutter so gesehen hätte, aber meistens hatte ich, wenn ich eine Kapuze auf hatte, diese an der Haustür abgenommen: "Seine Mutter hat gesagt, ich soll etwas auf den Kopf aufsetzen." Dann wäre es auch wieder nicht meine Idee gewesen. (Tatsache war: Ich hatte eine einfache Jacke an und hatte die Mütze dankend abgelehnt. Allerdings hatte ich bedauert, keinen Anorak angehabt zu haben, weil ich dann so verfahren hättte, wie beschrieben.)

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