Wie es hätte sein können ...

Hier kannst du schreiben, ohne dich vorher zu registrieren.
Nachricht
Autor
Besucher

Wie es hätte sein können ...

#1 Beitrag von Besucher » Di 14. Nov 2023, 12:35

Wie es hätte sein können

- als bei mir die Mütze noch Standard war
Ab und zu war ich mal für ein paar Tage bei Bekannten und allermeistens hatte ich auch meinen Anorak dabei, oft ohne Pudelmütze, wenn es z. B. nicht in der kalten Jahreszeit war. Wenn es nicht gerade zu mild gewesen wäre, hätte ich beim Rausgehen fragen können: „Brauche ich die Kapuze?“ Wenn ich sonst nicht aufgefordert worden wäre sie aufzusetzen, hätte es sicher dann das eine oder andere Mal geheißen: „Besser ist es.“ Oder: „Wenn du meinst, setz sie auf!“

Einmal war es ja fast so (wie schon mal berichtet). Ich hatte als ich mit einer Familie, bei der ich ein paar Tage war, während einer kleinen Wanderung, von meinem neuen Anorak gesprochen, den ich auch an hatte. Eigentlich war es gar nicht kalt, aber ohne wäre es auch nichts gewesen. Dabei erwähnte ich auch die versteckte Kapuze. Da kam doch gleich die Empfehlung, sie aufzusetzen und ruckzuck hatte ich sie, von der Mutter gut zugebunden, auf dem Kopf. Das fand ich super. Den Rest des Tages hatte ich sonst niemand mit einer Kapuze auf dem Kopf gesehen. Da kein Kommentar kam, dass ich sie jetzt wohl nicht mehr brauche, hatte ich sie auch im Auto aufgelassen und erst in der Wohnung wieder abgesetzt. Ich fühlte mich darin sehr wohl.

Als Alternative zu ganz oben, aber nicht ganz so gut: Den Anorak schwungvoll anziehen, so dass die Kapuze auf dem Kopf landet, den Reißverschluss hochziehen und dann – sichtbar für die anderen - die Kapuze absetzen. Das eine oder andere Mal hätte es vielleicht geheißen: „Ach, lass sie lieber auf. (Ich binde sie dir noch zu.)“

Als ich eine Wanderung mit Bekannten machte und meine Mutter nicht mitging, rief sie mir noch nach: „Denk dran, du hast eine Kapuze!“ Ich habe das schon so verstanden, dass das kein augenblicklicher „Aufsetzbefehl“ war, sondern eine Erinnerung, sie aufzusetzen, wenn es nötig würde (z. B. bei Regen oder wenn Wind aufkommt). Ich hätte es natürlich auch „missverstehen“ und während des Fortgehens außerhalb der Hörweite die Kapuze aufsetzen und zubinden können. Da die Familie, mit der ich unterwegs war, sehr kapuzenfreundlich war, wäre dies vielleicht gar nicht kommentiert worden, obwohl es eigentlich kein „Kapuzenwetter“ war. (Noch lieber wäre es mir natürlich gewesen, wenn mich meine Mutter zu sich gerufen und mir die Kapuze aufgesetzt und zugeschnürt hätte. Ich wäre dann auch nie auf die Idee gekommen, sie unterwegs abzusetzen.)

Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs war, hatte ich ja meistens meinen Anorak an, aber als ich einmal zu einem Freund gefahren bin, ließ mich meine Mutter nur in einer Trainingsjacke fahren. Nach einiger Zeit dort rief seine Mutter vom Fenster runter, dass sie zwei Mützen hat, die warm sind. Wir beide meinten, das sei nicht nötig. Hätte ich meinen Anorak angehabt wie sonst, dann hätte ich mir höchstwahrscheinlich den Ruck gegeben und gesagt: „Danke, aber ich habe eine Kapuze. Die kann ich ja aufsetzen.“ Dann hätte ich nämlich die „Entschuldigung“ gehabt: „Seine Mutter hat gesagt, ich brauche etwas auf den Kopf.“ (Bei einer anderen Gelegenheit Jahre später hatte ich auch nur eine Windjacke an und bekam von der Mutter meiner Freunde für die Heimfahrt einen wattierten Parka geliehen. Ich hatte nach einer Mütze gefragt, aber sie meinte, dass es besser ist, wenn ich etwas mit Kapuze an habe.

In meiner Jugendzeit bin ich viel mit dem Fahrrad gefahren – auch so aus Spaß; nicht nur in dem Städtchen, sondern auch über Land, wo man also nicht im Schutz der Häuser, sondern mehr dem Wind ausgesetzt ist. Da habe ich schon oft meine Kapuze aufgesetzt und zugebunden – pur oder über der Mütze. Aber immer weit weg von zuhause, außerhalb der Ortschaft und entsprechend habe ich sie wieder abgesetzt und immer in der Hoffnung von keinem Bekannten gesehen zu werden, der das meiner Mutter weitersagt. Ich hätte doch dann auch wirklich meine Kapuze bis zuhause auflassen können mit der zutreffenden Begründung, dass es außerhalb ziemlich zugig war. Das wäre wohl gut angekommen, indem ich selbständig auf solche Dinge achte und man mir nicht alles sagen muss. Welche Mutter würde da sagen, dass man die Kapuze nicht aufsetzen soll?


ab dem Tag als ich mir selbst die Kapuze über die Mütze zog (außer bei Regen; da war es selbstverständlich)

Ich hatte mir das vorab gut überlegt: Für eine Radtour zog ich wie gewöhnlich meinen Anorak an und setzte die Pudelmütze auf. Meine Mutter stand wie erwartet in der Nähe. Dann sagte ich (mit großer Überwindung): „Damit es nicht so in den Nacken zieht, ziehe ich die Kapuze drüber“ und holte sie auch gleich aus ihrem Versteck (Rückeninnentasche), streifte sie über und band sie zu, bevor meine Mutter auf die Idee mit einem Schal kommen könnte, was zu erwarten gewesen wäre. Sie hat nichts dazu gesagt, also war das völlig o. k. Einfacher für mich und lieber wäre es mir natürlich gewesen, wenn sie mir mit dem Aufsetzen der Kapuze zuvor gekommen wäre und sie sie mir aufgesetzt und zugebunden hätte. Meine Mutter hatte mir ja wenn es besonders kalt war damals auch die Kapuze von meinem früheren Steppanorak bzw. auch während dieser Zeit die Kapuze von meinem Parka über die Mütze gezogen und beim Anorak auch zugebunden. In diesem Fall jetzt handelte es sich ja um eine versteckte Kapuze, die „nur“ zusätzlichen Windschutz bot, aber mich aber wegen dem nicht vorhandenen Futter nicht zu übermäßigem Schwitzen bringen würde. Abgesehen davon war es auch tatsächlich kalt. Beim Nachhausekommen hätte ich dann sagen können: „Das mit der Kapuze drüber war sehr gut. Viel angenehmer. Dann zieht das auch nicht so durch die Mütze.“ Bei späteren Fahrten – das hätte ja nicht für den nahegelegenen Briefkasten sein müssen, damit es nicht als extrem angesehen wird, sondern eher außerorts – hätte ich auch wieder die Kapuze überziehen können. Ich glaube, das wäre nicht kommentiert, sondern einfach für „in Ordnung“ gehalten worden. Im Lauf der Zeit hätte sich das eingespielt und es wäre normal geworden, erst die Mütze aufzusetzen und dann die Kapuze drüberzuziehen. Wenn wir mit dem Auto weggefahren sind, wäre das natürlich nicht nötig gewesen und ich hätte nur die Mütze aufgehabt.

Die Kapuze dieses Anoraks war allerdings sehr groß. Über der Mütze war sie noch o. k., aber allein aufgesetzt ging sie beim normalen Zubinden in die Augen. (Später hat meine Mutter die Kapuze abgetrennt, mit Plüsch gefüttert und außen so angenäht, dass ich sie mit Mütze drunter, aber auch solo, gut zubinden konnte, ohne dass sie in die Augen ging.) Zu der Zeit hatte ich noch einen anderen Anorak, der nicht ganz so warm gefüttert war (Von irgendwo geschenkt bekommen). Der hatte auch eine versteckte Kapuze. Die war aber extrem klein. Da konnte man auch keine Mütze drunter tragen und die lag beim Zubinden sehr gut an. Wenn also das Ende der Mützenzeit nahte, hätte ich sagen können: „Wenn es jetzt nicht mehr so kalt ist, nehme ich den anderen Anorak. Da reicht mir dann die Kapuze und die lässt sich besser zubinden, weil die andere ohne Mütze drunter zu groß ist und mir leicht in die Augen geht. Dann wäre ich – zumindest für eine Zeit – automatisch von der Mütze auf die Kapuze als Regelkopfbedeckung übergegangen. Im günstigsten Fall hätte ich die Kapuze zum Radfahren immer aufgehabt, bis ich den Anorak wegen zunehmender Wärme nicht mehr gebraucht hätte.

Ich hatte ja einmal das Regencape meines Vaters abgelehnt, weil meine Mutter noch mehrere Zusätze dazu hatte und die haben mich – zumindest für die Schnelle am Morgen – überfordert. Ich hätte mir das Cape aber später nochmal erbeten sollen, dann ohne diese Zusätze. Allerdings - die Kapuze hatte einen sehr strammen eingenähten Gummi und wäre mir wahrscheinlich zu groß gewesen. Ich hatte damals ja auch noch einen deutlich kleineren Kopf als ein Erwachsener. Da es aber das Prinzip meiner Mutter war, dass ich unter der Regenkleidung immer meinen Anorak mit aufgesetzter Kapuze zu tragen habe, und damals hatte ich ja noch den Steppanorak mit der dickeren Kapuze wäre das vielleicht doch noch gegangen. Evtl. hätte ich dann noch die „Unterstützung“ der Pudelmütze gebraucht. Oder ich hätte darum bitten können, mir ein neues, passendes Regencape oder eine Regenjacke zu kaufen. Eine Ausnahme später war die gelbe feste Regenjacke. Weil sie ein leichtes Steppfutter hatte, brauchte ich meistens keinen Anorak drunter zu tragen. Aber da war auch ihr Gedanke beim Kauf: Sie soll so groß sein, dass ich auf jeden Fall meinen Anorak darunter tragen kann, wenn es nötig ist. Wie gesagt, meistens brauchte ich ihn nicht, aber es kam auch vor, wenn auch selten. Als ich z. B. einmal so nach Hause kam, war Besuch da, der beim Ausziehen sah, dass unter der gefütterten Regenjacke noch ein Anorak mit aufgesetzter, zugebundener Kapuze zum Vorschein kam, und da wurde ich gelobt, wie gut ich mich für dieses Wetter angezogen habe.

Wie es überhaupt hätte sein können

An die Zeit, die die Kleinkinderfotos zeigen, kann ich mich nicht mehr erinnern. Die zeigen mich mit Mütze, mit Kapuze und mit der Kapuze über der Mütze.

In meiner Kindheit sagte meine Mutter immer, was anzuziehen ist oder legte selbst Hand an. Ihre Priorität lag bei der Mütze. Aber es war auch mal die Kapuze aufzusetzen und wenn es sehr kalt oder ungemütlich war, dann kam die Kapuze über die Mütze.

Nun hatte ich ja gewisse Hemmungen. Wenn ich diese überwunden oder gar nicht gehabt hätte, hätte ich einfach mit diesen drei Alternativen arbeiten/spielen können. Wie oft sind wir z. B. über eine bestimmte Brücke gegangen und da war es meistens ziemlich zugig. Da hätte ich doch einfach meine Kapuze aufsetzen und ggf. je nach Alter nach dem Zubinden fragen können. Meine Mutter hätte doch nicht gesagt: „Lass das!“ Oder beim Schlittenfahren bzw. bei Schneeballschlachten hätte es sich das eine oder andere Mal auch angeboten, die Kapuze über die Mütze zu ziehen, ohne dass das eine Thema gewesen wäre. Oder natürlich auch, wenn es anfing zu schneien. Im Gegenteil: Ich denke, das wäre sogar gut angekommen, wenn ich selbst mitdenke und vernünftig handle. (Das würde natürlich Extreme ausschließen, wie Kapuze bei 22 Grad oder so.)

Dass meiner Mutter Mützen besser gefielen, darf ja auch nicht negativ gesehen werden; das ist eben Geschmackssache. Aber das Thema lautet hier ja: „Wie es hätte sein können“. Die Standardkopfbedeckung hätte ja auch statt der Mütze die Kapuze sein können – von Anfang an. Natürlich immer mit Zubinden. Vielleicht auch schon früher beginnend und später endend als das bei der Mütze der Fall war. Ich war auf dem Gebiet sehr unkompliziert und habe das gemacht, was gesagt wurde. Wenn es z. B. hieß, dass ich auf dem Heimweg meine Kapuze aufsetzen soll, dann habe ich das vom Start an gemacht und nicht erst kurz vor zuhause. Und wenn meine Mutter mir von Anfang an immer oder überwiegend die Kapuze aufgesetzt hätte, wäre höchstwahrscheinlich das unangebrachte Schamgefühl gar nicht aufgekommen. Damals war es auch bei vielen Kindern üblich, die Kapuze aufzusetzen bzw. aufgesetzt zu bekommen – so oder über der Mütze - und das Zubinden war selbstverständlich. Ich habe nie jemanden wegen der Kapuze spotten oder auslachen hören. Da wäre ich gar nicht aufgefallen. Ich denke an eine Klassenkameradin aus der Grundschule. Die hatte, soweit ich mich erinnere, immer ihre Kapuze auf. Das wurde nie kommentiert und war völlig normal. Nie hatte es jemand erwähnt, wenn ich die Kapuze über der Mütze hatte. Und natürlich, wenn es kälter geworden wäre, dann hätte meine Mutter zu mir gesagt: „Setz erst die Mütze auf, bevor du die Kapuze überziehst!“ Aber ansonsten wäre es bei mir dann ähnlich gewesen, wie bei einem Freund: In den Anorak geschlüpft, Kapuze auf den Kopf, Reißverschluss hoch und Kapuze zugebunden. Außer natürlich, wenn ich zu Fuß unterwegs bin und es schon so warm ist, dass man den Anorak kaum noch braucht - außer natürlich zum Radfahren und nach dem Hallenbadbesuch. Da hätte wäre Kapuzenaufsetzpflicht weiterhin angebracht gewesen.